Kapitel 33 Die Treppe

47 13 0
                                    


Im Dunkeln konnten sie den Aufstieg über die Treppe nicht wagen. Das musste sogar Vance einsehen, der sich nur schwer in seiner Begeisterung bremsen ließ. Schließlich jedoch, war er einsichtig und hieß sie, ein Lager am Fuß des Aufgangs zu errichten. Feuer wurden entzündet und einige primitive Zelte aufgeschlagen. Das Licht der Flammen, leuchtete als einzige echte Lichtquelle durch die Dunkelheit, die sich über die Insel legte. Lediglich über ihnen zeigten sich einige vereinzelte Sterne am Himmel. Eden stellte fest, dass sie keine einzige der Konstellationen erkannte. Das war nicht nur fremdes Land... es war auch noch ein fremder Himmel. Aber wann war sie das letzte Mal nicht irgendwo... fremd gewesen? Seit ihrer Kindheit nicht mehr.

Von den Gardisten, die sie bis zum Rosenfeld verfolgt hatten, war nichts mehr zu sehen, nachdem die Soldaten erfahren hatten, was geschah, wenn man eine der magischen Wächterblumen beschädigte, waren sie wohl nach wie vor zu verunsichert, um das Feld zu überqueren. Und im Dunkeln würden sie es wohl kaum wagen, dachte Eden. Zumindest bis Morgen früh wären sie sicher, aber dann ginge das Rennen von neuen los.

Wer immer die Festung auf den Berghängen zuerst erreichte, hätte einen Vorteil. Sie würden ihren Vorsprung morgen ausbauen müssen, wenn sie ohne einen Kampf entkommen wollten. Eden sah die steinernen Stufen hinauf.

Der Weg hinauf war mit großen Steinsäulen markiert, die sie schon aus der Ferne gesehen hatten. De Steinstufen waren von Regen und Wind glatt geschliffen worden und sahen nicht so aus, als hätte sie in den letzten Jahrhunderten jemand benutzt. Sie konnten nur hoffen, dass die Stufen unbeschädigt waren.

Eden saß an einem der Feuer, die die Matrosen entzündet hatten und legte noch ein paar kleinere Äste auf die Flammen. Holz war auf dieser Seite der Barriere aus Rosen nur schwer zu finden und sie hatten die meisten kleinen Sträucher, die auf der Ebene wuchsen bereits gefällt.

Die Gejarn sah einen Moment in die Flammen. Irgendwo hallte Lachen durch die Nacht. Offenbar Vance, der sich zu seiner Mannschaft gesellt hatte. Zachary schlief bereits in einem der Zelte, die näher im Zentrum des Lagers aufgebaut waren. Er war hier so sicher, wie auf dieser Insel nur möglich, dachte sie. Es war nicht das erste Mal, das sie darüber nachdachte, was sie tun sollte, wenn das alles vorbei war. Und sie wirklich Erfolg hatten. Einen genauen Plan hatte sie nicht. Aber eines war ihr immer wieder klar geworden. Sie konnte Zachary nicht ewig mit sich durch die Gegend schleppen. So wenig das dem jungen Zauberer auszumachen schien, der Kleine brauchte ein geregeltes Leben. Kein Vagabundendasein. Vielleicht konnte sie eine Schule in einer der Städte finden, die den Zauberer aufnahm. Natürlich gegen ein großzügiges Schmiergeld, um zu verschweigen, wer oder was er war. Aber das alles, setzte natürlich voraus, das sie erst einmal eine Möglichkeit fand, um zu verhindern, dass Zacharys Magie ihn einfach irgendwann umbrachte. Das würde sie noch weniger zulassen, als das der Orden ihn bekam....

Und was würde sie dann tun? , fragte Eden sich. Sie hätte dann endgültig keine Aufgabe mehr. Ein seltsamer Gedanke. Und sie war sich nicht sicher, ob er ihr gefiel. Es war ein zutiefst leeres Gefühl. Keine Schiffe mehr, kein Zachary mehr und auch ansonsten... ein normales Leben.

„Geister, das wäre ja langweilig." Ihr war nicht klar, dass sie die Worte laut aussprach. Wie hatte Vance gesagt... es gab Leute, die konnten ihr Leben lang nicht vom Meer Abschied nehmen.

„Langweilig?", fragte eine Stimme. Die dazugehörigen Schritte näherten sich langsam aus dem Dunkel, aber sie hatte den Mann schon erkannt.

„Vance lässt Euch frei hier herum laufen?"

„Nein, aber er weiß auch, dass er mich nicht einsperren kann." Lucien zwinkerte und hielt eine Hand hoch. Ein loses Seilende war darum gewickelt. „Hat mich ganze zehn Minuten gekostet."

EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt