Kapitel 12 Vertrag

85 11 0
                                    



Die Taverne war gut besucht, als Eden, gefolgt von Zachary, durch die Türen trat. Offenbar liefen die Geschäfte gut, denn alle Tische schienen besetzt. Ein Dutzend Schankdamen liefen umher und verteilten Krüge oder Mahlzeiten. Das Gemurmel von einer Vielzahl von Stimmen lag in der Luft. Gesprächsfetzen über Wetter, Meer und Politik erreichten Edens Ohren, als sie sich einen Weg zum Tresen bahnte. Offenbar war die Nachricht, über den Überfall in den Bergen auch schon hier angekommen, aber die wenigsten schienen sich großartig darum zu kümmern. Die größte Sorge, die die Leute hier anscheinend hatten war, was das für den Handel über die Pässe bedeuten würde. Eden atmete erleichtert auf. Das war gut. Es war zwar unwahrscheinlich, das irgendwann die weiße Gejarn und den kleinen Jungen, mit den Geschehnissen in Verbindung brachte, aber sicher war sicher.

Sie wartete am Tresen und sah sich derweil um. Der Schankraum war groß genug, dass trotz der Anzahl an Besuchern genug Platz blieb um überall durchzukommen. Die Tische bestanden entweder aus grob behauenen Holzstücken, oder teilweise auch aus umfunktionierten Fässern. Einige Treppen führten ganz am anderen Ende des Hauses hinauf in ein zweites Stockwerk.

„Ja?", wollte eine müde Stimme wissen. Der Wirt, der schließlich auftauchte, kam vom Aussehen wohl einem Zwerg am nächsten. Auch wenn diese, sich schon vor Ewigkeiten aus Canton zurückgezogen hatten um irgendwo auf der anderen Seite der Welt ein neues Reich zu errichten. Oder zumindest lauteten so die Gerüchte, denn ob ihnen das gelungen war, wusste niemand. Seit über einem Jahrtausend gab es keinen Kontakt mehr zu ihnen.

Eden musterte den Mann einen Moment. Er war stämmig und vielleicht grade einmal einen Kopf größer als Zachary. Ein langer brauner Bart bedeckte ein mürrisches Gesicht und die Haare hatte er sich mit einem Tuch zurück gebunden.

Sie entschied, dass es wohl taktvoller wäre, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.

„Für mich... Met wenn Ihr welchen habt und für den Jungen... Wein, aber mit einem großzügigen Schluck Wasser, ja?"

Der Mann zuckte mit den Schultern, so als wolle er sagen, dass ihm das doch egal sein konnte und verschwand einen Moment. Eden nutzte die Gelegenheit sich weiter umzuschauen. Die meisten Leute hier gehörten wohl zur Besatzung der Schiffe draußen im Hafen. Manche spielten Karten, andere rauchten Tabak oder würfelten. Einige unterhielten sich nur und einige wenige schien es zum Opium zu ziehen, das von den Mohnfeldern des Südens stammte. Das Kaiserreich hieß das zwar nicht gut, aber tat auch wenig um den Handel damit direkt zu unterbinden. Stattdessen stand fast der gesamte Anbau unter imperialer Kontrolle und somit verdiente der Kaiser direkt am Verkauf und konnte Preise fast frei bestimmen. Wie mit Magie war es ein Monopolgeschäft. Ein wirksameres Mittel als die Geldbörsen der Leute gab es wohl nicht zur Kontrolle, dachte Eden.

Als der Wirt schließlich mit ihren Getränken kam, hielt sie ihn noch einen Moment an.

„Verzeiht, ich weiß nicht ob Ihr mir helfen könnt, aber ich suche nach jemand."

„Das tun viele.", seufzte er. „Wen denn?"

„Einen Kapitän Alvarez Cartesius."

Bevor Eden ihn aufhalten konnte, hatte der Mann auch schon einen Trichter mit den Händen geformt und rief:

„Kennt hier jemand einen Alvarez? Alvarez Cartesius?"

Die Gejarn fluchte leise. Das war genau die Art Aufmerksamkeit, die sie eigentlich vermeiden wollte. Da hätte sie auch gleich draußen im Hafen nach dem Mann fragen können.

EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt