20. Überfordert

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Kapitel 20 - Überfordert

„Roman ich kann grad nicht!" sagte ich gestresst ins Telefon, welches zwischen meiner Schulter und meinem Ohr eingeklemmt war. In meinen Händen Trug ich einen Stapel Ordner und mit der anderen Hand balancierte ich meinen Laptop. „Fuck!" begann ich zu fluchen als mir einige Zettel aus einem der Ordner stürzten.

Erleichtert donnerte ich alles auf meinen Tisch im Büro und stellte den Laptop daneben. Das Handy konnte ich nun zumindest in die Hand nehmen. „Sag mal bist du noch im Büro?" fragte Roman nach. „ja. Eigentlich wollte ich vor einer Stunde heim aber was hilft es, wenn ich mit meinem Zeug einfach nicht fertig werde." Das kam etwas wütender raus als es sollte. „Sorry, ich wollte dich nicht so anfahren."

„Hey, kein Problem. Ich wollte nur nochmal nachfragen ob du noch lebst. Du hast dich ja gar nicht mehr gemeldet." „Sorry, ja eh, bin ich. Gerade ist nur einfach die Hölle los." rechtfertigte ich mich. „Nicht wild. Ich habe nur dein süßes Stimmchen vermisst." Ich konnte Romans Lächeln mal wieder regelrecht hören. „Schleimer."

Seufzend lies ich mich zurück in meinen Drehsessel fallen. „Und was stimmt ansonsten nicht Cora?" Verdutz sah ich auf. „Ich weiß genau das dir nicht nur der Stress zusetzt." Ich fühlte mich etwas ertappt. „Keine Ahnung, ich, i-ich hab wirklich keine Ahnung."

Dann war es wieder still. „Hör zu, falls noch was wegen neulich ist, ich weiß das ich manchmal etwas stürmisch bin und so." kam es, etwas schuldbewusst von Roman. „Was? Nein, daran liegt es nicht. Du hast mich nicht überfordert. Es war... schön."

„Das erleichtert mich. Ich dachte ich wäre zu aufdringlich und deshalb meldest du dich nicht mehr." Ich musste lachen. „Und das Problem hättest du gelöst in dem du dich wieder aufdringst und mich anrufst?" Nun lachte auch er. „Anscheinend. Ja."

„Ich muss trotzdem weiterarbeiten Bürki..." murmelte ich irgendwann schweren Herzens. „Meldest du dich, wenn es weniger stressig ist?" „Klar. Gute Nacht Bürki."

.....

Meine Gedanken spielten aktuell ziemlich verrückt. Wenn ich in der Arbeit sitze kann ich mich nicht konzentrieren, wenn ich dann endlich mal ins Bett komme, bin ich unfähig zu schlafen, weil sie sich nicht abschalten lassen. Ganz in Gegenteil. Wenn ich alleine bin werden sie nur noch lauter. Deshalb bemühe ich mich in letzter Zeit so viel davon im Büro zu verbringen wie möglich. Ich war sogar 2 Mal freiwillig mit Cathy shoppen, einfach um nicht mit meinen Gedanken alleine zu sein.

Roman war auch immer mehr beschäftig. Aber ich warf ihm das nicht vor, ich bin ja auch keine Verpflichtung für ihn. Auch wenn ich nicht weiß was ich eigentlich für ihn bin, oder umgekehrt. Und es beginnt schon wieder. Wieso muss ich mir über jede Kleinlichkeit gleich solche Gedanken machen.

Die Zeit, in der ich das alleine sein nicht verhindern konnte, sah ich zu mich ziemlich beschäftigt zu lassen. So in Form war ich schon lange nicht mehr, den schließlich war ich jetzt jeden Tag eine Runde Laufen gegangen. Und da Advent war hieß meine zweite Hauptbeschäftigung aktuell Kekse backen. Leon hielt mich mittlerweile für verrückt, weil mir jeden Tag noch eine neue Sorte in den Sinn kam. Aber so war ich abgelenkt. Abgelenkt von meinen eigenen Gedanken.

Gerade als ich erneut ein Blech Kekse aus dem Ofen zog erreicht mich ein Anruf. „Weihnachtsbäckerei Station München was kann ich für sie tun?" nahm ich den Anruf entgegen. „Oh, guten Tag. Ich wollte fragen ob eine Lieferung Kekse nach Dortmund zu versenden möglich wäre?" lachte mir eine Schweizer Stimme entgegen. „Puh, da muss ich erst mit meinem Vorgesetzten reden. Wir melden uns zurück."

„Du spinnst Cora." Oh ja, und wie. „Danke." Das Gespräch verlief wie immer. Roman fragte nach wie es mir geht und ich tu einen auf gestresst aber ansonsten happy. Roman schnallt das es mir nicht gut geht, ich rede mich raus und suche stattdessen ein anderes Thema. Er versteht das ich nicht darüber reden will und spielt mit. Irgendwann legt einer von uns auf uns das wars. Generell war die ganze Situation aktuell schräg. Und ich wusste auch nicht ob das an mir lag, oder an unser Treffen neulich.

Ich meine hallo? Er hat mir ins Gesicht gesagt, dass er mit mir flirtet. Und dann hat er nicht mal die Eier in der Hose mich zum Abschied zu küssen? Nicht mal auf die Wange?

Klar, im Normalfall hätte ich es einfach selbst gemacht, aber verflucht sei meine Unsicherheit. Und, man, seit diesem Moment ist die einfach wieder überall. Jede kleine Entscheidung, die ich treffen soll verlangt mir aktuell so viel ab weil ich nicht weiß wo mir der Kopf steht. Und jetzt steh ich hie schon wieder und verliere mich in meinen eigenen Gedanken.

„Cora?" Langsam wird mein Blick wieder klarer. „Cora, alles in Ordnung?" Ich blinzle einige Male gegen das Licht bevor ich erkenne das es Leon ist, der mich gerade rüttelt und aus meinen Gedankengeflecht zurückholt. „Ich bin hier runtergerannt, weil der Feueralarm losgegangen ist. Deine Kekse sind verbrannt aber ansonsten ist nichts passiert. Was ist den los mit dir?" Leon führte mich zu einem der Stühle, auf welchen ich mich fallen ließ. Ich hatte ihm nur mit einem Ohr zugehört weshalb er mir erneut mit der Hand vor dem Gesicht wackelte. „Hey, was ist den los mit dir." Seine Stimme war sanfter geworden und er hatte sich vor mir hingekniet. „Sorry, ich weiß nicht wo mir der Kopf steht..." leierte ich das immer gleiche herunter und lehnte meinen Kopf auf meine Hände.

„Ist ja nichts passiert. Die Kekse kannst du zwar vergessen, aber ich denke wir haben dennoch genug." Bei Leons grinsen musste selbst ich ein wenig Lächeln. „Ich denke, du gehst jetzt einfach mal ins Bett!" Mein Mitbewohner zog mich auf die Beine und schubste mich etwas voran. „Und du stehst erst morgen früh wieder auf, wenn du ausgeschlafen bist!"


Und das zweite Kapitel für heute. hope you like it. 

COLOR ME IN - Roman BürkiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt