Die Seherin

Ubbe

Keyla

Ubbe war anders. Charmant, verständnisvoll und gutmütig. Ich wusste heute würde ein angenehmer Tag werden.
Als ich in die große Halle eintrat, wartete er bereits auf mich.

"Guten Morgen Keyla, ich hoffe ihr habt gut geschlafen."

"Guten Morgen Ubbe, ja danke sehr gut."

Gerade als ich auf Ubbe zuging kam Amara in die grosse Halle mit einem Korb in der Hand.
Sie ging direkt auf Ubbe zu, grüßte ihn höflich mit ihrem schönsten Lächeln und übergab ihm den Korb.

"Hier bitte, wie ihr es gewünscht habt".

"Ich danke dir Amara."

Dann kehrte Amara ihm den Rücken und kam auf mich zu. Gerade als sie an mir vorbei ging konnte ich noch ein riesiges Grinsen und ihre leuchtenden Augen sehen.
Kurz blickte ich ihr noch hinterher, dann wandte ich mich wieder Ubbe zu und blickte ihn fragend mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

"Eine Überraschung, ich habe für uns eine Kleinigkeit vorbereiten lassen. Wollen wir los?"

"Ja gerne, ich nehme an ihr werdet mir nicht verraten um was es sich bei der Überraschung handelt?" Mit einem Lächeln schaute ich ihn fordernd an. Aber er wollte nicht nachgeben. Ein kleines Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab und seine blauen Augen strahlten.

" Ihr werdet es noch früh genug erfahren. "

Und als wir aus der großen Halle traten, lief Hvitserk in uns hinein.

"Guten Morgen ihr zwei, habt wohl heute euren gemeinsamen Tag, na ich hoffe wohl du langweilst sie nicht zu Tode Bruder", lachte Hvitserk als er an uns vorbei rannte.

Ubbe überdrehte zwar seine Augen, musste aber trotzdem schmunzeln. Mir gefiel die Bindung die Ubbe und Hvitserk miteinander teilten, sie waren sich wiklich sehr nahe.

Wir gingen durch ganz Kattegat und unterhielten uns währenddessen. Ich wollte mehr über Kattegat und seine Bewohner wissen, vor allem über den Seher. Ubbe erzählte mir alles was ich wissen wollte und verriet mir auch das der Seher sich bereits nach mir erkundigte.

"Was wollte er denn von euch?"

"Er sagte, er hat gespürt das einige Erinnerungen wieder in dir hochgekommen sind aber das es noch ein bisschen Zeit braucht um alles zu enthüllen."

Ich seufzte. Wie lange würde das denn noch dauern um endlich alle Erinnerungen zurück zu bekommen?

"Ja die Erinnerungen kommen immer sehr unterschiedlich und auch nicht ganz klar teilweise."

"Keine Sorge Keyla, das wird schon."

Und da war er, Ubbe Lothbrok der verständnisvolle und außerordentlich charmanteste aller Ragnar Söhne. Und da er dazu noch gutaussehend war, wanderten alle Blicke der Frauen Kattegats auf ihn als wir durch die Stadt spazierten. Innerlich mussten sie mich wohl hassen, da nun die ungewollte Aufmerksamkeit der Söhne Ragnars auf mir lag.
Endlich ließen wir Kattegat hinter uns und Ubbe führte mich durch den Wald, zu einer wunderschönen Lichtung. Das Gras funkelte durch den Morgentau und der Sonne, die durch die Bäume hindurchschien. Am Rande der Lichtung wuchsen Veilchen und verliehen durch ihre violette Färbung dem Wald noch mehr Glanz und Schönheit. Wir gingen zum Fuße eines großen Baumes, wo Ubbe anschließend seinen Korb öffnete und eine Decke heraus nahm. Er legte sie vorsichtig auf den Boden und deutete mir mich zu setzen.

"Ich wollte heute mit euch die Ruhe am Morgen gemeinsam genießen, deshalb habe ich uns etwas zu essen richten lassen."

Nachdem er den ganzen Korb ausgeräumt hatte, befand sich frisch gebackenes Brot, Fleisch, Fisch, Käse und Met auf unserer Decke.
Mir lief direkt das Wasser im Munde zusammen, hatte ich heute noch nichts gegessen.

" Da habt ihr euch wirklich nicht lumpen lassen, es sieht fantastisch aus."

Ubbe schenkte uns beiden Met ein und dann stießen wir zusammen an. Wir verbrachten sicher Stunden im Wald es war wirklich angenehm mit Ubbe. In seiner Gegenwart musste man sich einfach wohlfühlen.

Und dann genossen wir die Stille gemeinsam. Ich legte mich hin und Ubbe tat es mir gleich. So lagen wir eine zeitlang da und sahen den Wolken zu wie sie vorbeizogen.
Dann drehte Ubbe sich zu mir und sagte:" Ihr seid eine wirklich unglaubliche Frau Keyla, ich bin froh das ihr nun hier in Kattegat seid."

Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln und nickte ihm zu. Dann setzte Ubbe sich auf und pflückte ein Veilchen. Ich tat es ihm gleich und setzte mich auch auf. Dann streckte er seine Hand nach meinen Haaren aus und steckte das Veilchen in meinen geflochtenen Zopf.
Dann fuhr er langsam und zärtlich mit seinen Finger meine Wange entlang bis zu meinem Kinn und seine Augen fanden meine.

"Ich kann mir vorstellen, das es nicht einfach für euch ist sich für jemanden von uns zu entscheiden, ich kann euch nur den Rat geben auf euer Herz zu hören."

Und mit einem weiteren Lächeln strahlte er so viel Wärme aus. Ich war wie gebannt von dem was er sagte und fühlte mich auch erleichtert, zu wissen das mich jemand versteht.

Es verging noch einige Zeit bis wir uns wieder auf den Weg zurück nach Kattegat machten. Es wurde schon leicht dunkel als wir die Stadt erreichten. Zurück in der großen Halle sagte Ubbe:" Der Tag ist noch nicht vorbei, ich habe da noch etwas für euch."

Kurz darauf kam Sola mit einem Kleid in die Halle. Sie lächelte mir entgegen und übergab mir das Kleid.

"Ich danke dir Sola."

Dann wandte ich mich wieder an Ubbe.

"Heute Abend gibt es noch ein Fest und ich möchte das ihr mich dahin begleitet und dazu dieses Kleid tragt."

Es war ein typisches Wikingerkleid in smaragdgrün gehalten und wünserschönen goldenen Verzierungen an Brustbereich und Ärmeln.

"Ich würde euch gerne darin sehen."

"Dann werde ich es auch tragen." Ich lächelte ihn an und machte aus Spass einen Knicks bevor ich mich umdrehte und in Richtung meines Gemachs verschwand. Elija kam herein und half mir mich umzuziehen. Das Kleid passte wirklich wie angegossen. Meine Haare ließ ich zu einem Zopf geflochten und das Veilchen sah noch immer sehr schön aus.
Danach ging ich wieder in die grosse Halle wo Ubbe saß und Met trank während er auf mich wartete.
Als er mich sah veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu einem breitem Lächeln.

Er stand auf und kam auf mich zu.

"Das Kleid steht euch wirklich ausgezeichnet."

"Vielen Dank", sagte ich und machte wieder einen kleinen Knicks.

"Darf ich euch nun zum Fest geleiten?" Er streckte seinen Arm aus damit ich mich bei ihm einhängen konnte.

"Sehr gerne." Ich ergriff seinen Arm und hing mich bei ihm ein. So gingen wir zum Fest.

Es war mitten im Dorf unter den Sternen, ein riesiges Feuer wurde errichtet und es wurde Musik gespielt getanzt, gesungen und gelacht.

Natürlich wollte Ubbe das ich mit ihm tanze und heute hätte ich ihn wohl nichts ausschlagen können.
Es war ein wunderschöner Tag und ein gelungenes Fest.

Als es schon wirklich spät war brachte auch Ubbe mich zu meinem Gemach.

"Ich danke euch für diesen schönen Tag", sagte er, dann nahm er meine Hand und küsste sie.

"Ich muss mich bei euch bedanken", sagte ich und schenkte ihm ein letztes Lächeln.

"Gute Nacht."