Gedanken

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Ivar

"Schlaf gut, Schönheit", sagte ich noch zu ihr, dann verschwand sie in ihrem Gemach.
Ich saß noch eine kleine Weile so da und starrte auf ihre Tür, ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich konnte ich meinen Blick doch noch von der Tür los reißen und machte mich auf um in mein Gemach zu gelangen.
Dort angekommen hievte ich mich auf mein Bett und lag einfach so da. Ich versuchte den ganzen Tag, jedes gewechselte Wort, jedes gestohlene Lächeln von ihr Revue passieren zu lassen. Ich konnte ihre dunkel blauen Augen direkt vor mir sehen und wie sich die Sonne darin spiegelte.
Und dieses Gefühl, welches sich in meinem Körper ausbreitete als ich sie berührte. Es war wie ein Rausch. Plötzlich tauchten wieder die Bilder vor mir auf, welche Keyla in meiner Vergangenheit sehen konnte. Damals als ich diesen Jungen getötet habe und das mit Magrethe.
Dieses kurze Gefühl von Euphorie wurde sofort wieder in Wut verwandelt, jede Zelle meines Körpers füllte sich mit purem Hass. Sie würde sich nie für mich entscheiden, mich einen Krüppel. Jemand der nicht mal... eine Frau..., den Gedanken konnte ich nicht zu Ende denken, zu groß war die Wut auf mich selbst auf die Götter auf die Welt, welche mich zu tief verachten und hassen musste.
Langsam fingen meine Hände an zu schmerzen welche ich schon lange zu Fäusten geballt hatte. Der Schmerz war mir egal, er war mein ständiger Wegbegleiter und permanent vorhanden. Aber er war auch mein Antrieb und meine Kraft genauso wie mein unbändiger Zorn.

>Nutz deinen Zorn weise und dann verspreche ich dir mein Sohn, das eines Tages die ganze Welt, Ivar den Knochenlosen kennen und fürchten wird.
>Mir wäre lieber wenn ich nicht so zornig wäre...
>Dann wärst du nichts.
>Aber ich könnte glücklich werden..
>Glück ist nichts...

Ich konnte seine Stimme in meinen Kopf hören, Ragnars letzte Worte an mich

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Ich konnte seine Stimme in meinen Kopf hören, Ragnars letzte Worte an mich...

>Zeig niemals Gnade..

"Vater", flüsterte ich in die Dunkelheit.

Danach schloss ich meine Augen und fiel in die unendlichen Weiten der Dunkelheit.

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Keyla

"Schlaf gut, Schönheit", sagte er noch zu mir bevor ich in meinem Gemach verschwand. Seine Stimme und sein süffisantes Lächeln als er dabei sprach, brannten sich in meinem Kopf ein.

Ich stand noch immer an der Tür und konnte mich kein Stück bewegen

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Ich stand noch immer an der Tür und konnte mich kein Stück bewegen. Mein Herz raste und ich wusste nicht wie mir geschah. "Reiß dich zusammen Keyla", sagte ich zu mir selbst. Doch das half nur kurze Zeit, welche ich glücklicherweise nutzen konnte um in mein Bett zu gelangen. Nachdem ich mich in die Felle gekuschelt hatte, liefen meine Gedanken wieder auf Hochtouren. Ich vermisste bereits die Sonne auf meiner Haut und den Wind der durch meine Haare peitschte, während ich neben Ivar auf seinem Streitwagen stand. Sein Lachen und seine heimlichen Blicke auf mir, all das prasselte in binnen Sekunden auf mich ein. Aber auch der Moment in dem mich Ivar zu Boden drückte, seine Hand um meinen Hals legte, sein Gewicht auf mir welches mich zu erdrücken schien, seine unglaubliche Kraft die mir keinen Spielraum ließ, all das drang wieder in meine Gedanken vor. Ich fühlte mich so hilflos, regelrecht seinem Zorn ausgeliefert. Und sein Zorn war imens, die Luft um uns war erfüllt davon. Doch da war noch mehr, als ich in seine Augen sah, war dort so viel Schmerz und Leid vielleicht sogar Angst? Angst ich würde seinen Brüdern etwas verraten, ich würde Ihn verraten.
Und als ich ihm mein dunkelstes Geheimnis zeigte, lag in seinem Blick noch immer Wut und Schmerz aber keine Angst, viel mehr Verständnis und Vertrauen.

Ich wusste nicht wieso, aber dieses Erlebnis trieb mich nicht fort von ihm, im Gegenteil...

Und mit diesem Gedanken, sank ich in tiefen Schlaf.

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*Der nächste Morgen
Keyla

Die Nacht war kurz, aber ich hatte wirklich gut geschlafen. Ich stand schon sehr früh auf, denn ich wollte ohne Umwege zu den Stallungen gehen um mit Artali zu arbeiten. Er war schließlich ein wilder Hengst und musste sich nun an seine neue Umgebung gewöhnen. Es war zwar noch früher Morgen, dennoch waren schon einige Bewohner Kattegats auf den Beinen um ihre tägliche Arbeit zu verrichten und Geschäften nachzugehen. Die meisten von Ihnen starrten mich noch immer an, es lag Unsicherheit in ihren Blicken, konnte man es ihnen auch nicht verdenken für sie war ich noch immer eine Fremde deren Absichten nicht bekannt waren. Ich versuchte so gut wie möglich jedem auszuweichen um schnell zu Artali zu gelangen.
Dort angekommen, suchte ich seine Box in der er untergebracht wurde.
Und da stand er schon vor mir. Er war riesig ein unglaublich schönes Tier. Er wirkte stark und anmutig zu gleich.
"Hallo, mein Junge, na wie gehts dir?", sagte ich zu ihm. Er wurde ein bisschen nervös bewegte sich leicht hind und her und wiherte. Deshalb nahm ich mir einen der Äpfel, die für die Pferde bereit gestellt waren, um ihn für mich zu gewinnen.
Ich halbierte den Apfel, und ging zu ihm in die Box, langsam streckte ich meine Hand mit dem Apfel nach ihm aus. Zuerst war es ihm nicht ganz geheuer aber langsam, kam er auf mich zu und schnupperte und konnte dieses Angebot auch nicht ausschlagen. Ich musste leicht lächeln. "Na geht doch mein Junge."
Vorsichtig berührte ich seinen Kopf und fing an ihn zu streicheln. Nach einer Weile griff ich zu einer Bürste und fing an ihn zu striegeln. Das gefiel ihm ganz gut, denn je länger ich bei ihm war desto entspannter wurde er.

"Wahnsinn, er ist wunderschön", hörte ich eine mir bekannte Stimme sagen.

Ich drehte mich um und sah in Amaras erstaunte Augen.

"Amara". Sie kam auf mich zu und wir umarmten uns innig.

Wir tauschten uns ein bisschen aus und ich war froh zu hören, das es ihr gut ging und sie auch gut behandelt wird. Natürlich wollte sie auch alles über gestern wissen. Aber ich konnte ihr auch nicht alles erzählen was passiert war, deshalb behielt ich einiges für mich. Sie würde es nicht verstehen und ich hatte Ivar ein Versprechen gegeben.

"Und er hat dir dieses Pferd geschenkt?"

"Nein, er hat es mir nicht geschenkt, er hat mir nur die Möglichkeit gegeben mir eines auszusuchen und es selbst zu fangen."

Und als ich diesen Satz ausgesprochen hatte, kamen mir alle Tage die ich mit den Söhnen Ragnars verbracht hatte in den Sinn. Es war merkwürdig, wenn ich so nachdachte hatte fast jeder von Ihnen mir etwas geschenkt, aber nicht Ivar. Er hat mir etwas besseres gegeben und zwar ein Stück Freiheit, Freiheit selbst zu entscheiden und danach zu handeln. Bei dem Gedanken daran musste ich unweigerlich lächeln.

Plötzlich wurde ich wieder von Amara aus meinen Gedanken gerissen.

"So wie ich dich kenne war die Aktion sicher waghalsig", sagte sie und fing an zu lachen. Ich musste unweigerlich mitlachen, sie hatte ein Talent dafür andere Menschen in ihren Bann zu ziehen

"Keyla, was ich dir noch sagen wollte, Königin Aslaug schickt mich ich soll dir ausrichten das es heute Abend ein Bankett geben wird und sie möchte etwas verkünden."

"Ein Bankett?"

"Ja. Elja wird dir beim auswählen eines Kleides und beim anziehen helfen. Also sei pünktlich. Und jetzt muss ich auch wieder los, Ubbe hat noch nicht gefrühstückt und ich will ihn nicht warten lassen."

Und mit einem Lächeln verschwand sie wieder.

Ein Bankett? Was wird sie wohl verkünden? Und würde sie etwas wegen dem Vorfall zwischen Sigurd und mir erwähnen...?

In dem Moment wurde ich von Artali an der Schulter angestupst, der mir mitteilen wollte mit der letzten Hälfte des Apfel rauszurücken den ich noch immer in der Hand hielt. Ich sah ihm zu wie er den Rest genüsslich verdrückte und striegelte ihn weiter.

"Scheint dir zu gefallen, mein Junge, ich denke wir werden noch beste Freunde", sagte ich während ich sanft weiter über seine Mähne und Fell strich.

Die SeherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt