Die Anderen

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2 Wochen später:

Ich erwachte unruhig.
Mein Schlaf war zwar länger als sonst, aber die Albträume ließen ihn trotzdem nicht erholsam werden. Sie sahen fast immer gleich aus, waren immer gleich schlimm und fühlten sich Tag für Tag echter an.
Meistens wurde ich aus einer wunderschönen Welt gerissen, musste dann um mein Leben fürchten, während mich verschwommene Gestalten verfolgten, und am Ende tötete ich einen Menschen, in den meisten Fällen mit meinen bloßen Händen. Danach erwachte ich dann und fühlte noch den Widerstand in meinen Fingern, von dem Nacken den sie zur Seite gedrückt hatten bis es geknackt hatte. Ein Gesicht hatten meine Opfer nie, aber ich wusste immer, dass sie den Tod nicht verdient hatten. Dass ich es nicht einfach aus Hass tat, sondern aus Angst. Aus Angst, dass sie es noch verdienen würden.
Ich lag noch eine Weile im Bett und versuchte meine Atmung zu beruhigen, mich daran zu erinnern wo ich lag, was die Realität war, auch wenn die Realität kein beruhigender Gedanke war.

Ich richtete mich auf und sah mich in dem hauptsächlich dunklen Raum um; die einzige Lichtquelle bildeten ein paar kalte Sonnenstrahlen, die durch das Türloch rein schienen.
Lennys Bett war leer. Da die Sonne schien, war es vermutlich schon zwischen 11 und 12 Uhr. Ich hatte bis tief in die Nacht Wache gehalten, deshalb durfte ich ausschlafen.
Der Raum war noch warm von dem Steinofen, aber in nichts weiter als einer Unterhose wurde es trotzdem schnell kalt. Also stand ich auf, zog mir Skiunterwäsche an, meine Cargohose und das dicke, rot karierte Hemd drüber, die Wintersocken noch und schon war es um einiges angenehmer.
Ich machte die Laterne an der Decke an und erst dann viel mir ein, dass ich mich noch nicht gewaschen hatte. Ich seufzte, zog Hemd und Unterhemd wieder aus und ging zu meiner Waschstelle. Dabei kratzte ich mich an der Wange und bemerkte, dass mein halber Bart schon wieder gewachsen war. Ich wollte ihn abrasieren, doch als ich mein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche sah und den Rasierer in der Hand hielt, hielt ich inne.
Mich sah ein Fremder an. Wilde Augen, zerzaustes Haar, Augenringe und einen Bart, der sich langsam sehen lassen konnte. Ich sah ALT aus. Viel älter als ich war. Aber das war gut. Es sah nicht sonderlich attraktiv aus, aber dafür respekteinflössender. Das war das, was mittlerweile zählte.
Also legte ich den Rasierer wieder weg und wusch mir das Gesicht, dann die Haare, und dann den Rest meines Oberkörpers. Ich war nicht sonderlich Kräftig, aber auch nicht sonderlich schwach. Nicht fett, aber auch nicht dünn. Normal. Einfach normal. Und das reichte.
Ich putzte mir die Zähne mit der ausgefranzten Bürste, verharrte dann nochmal über dem Fass und musterte misstrauisch diesen fremden Mann im Wasser.
Dann trocknete ich mich ab und zog wieder meine Hemden an und den Gürtel mit meinen Waffen. Rias Beil, ein Messer und der Revolver.
Für letzeren hatte ich ein Holster in der Waffenkammer auftreiben können. An liebsten würde ich mit dem Ding schießen üben, aber wir durften keine Kugeln verschwenden. Ich hatte seit einem Jahr nicht mehr geschossen. Damals war ich gut gewesen, aber ohne Übung war ich nicht mehr sicher ob mein Talent geblieben war. Schusswaffen waren wertvoller und seltener geworden und die wenigsten Feinde hatten welche, weshalb wir sie aufsparen konnten und mussten.

Ich zog meine Winterjacke an, machte die Laterne aus und schirmte meine Augen ab, bevor ich die Tür öffnete. Die Helligkeit Zwang mich dann trotzdem meine Augen ein wenig zusammen zu kneifen und die Kälte, die mir entgegen strömte brachte mich zum schaudern.
Ich spähte langsam nach draußen und erkannte den hellen, glitzernden Schnee, den Dampf der Wasserkessel und die benachbarten Hütten. Dann ein paar Wäscheleinen, weiter hinten den Roten Turm, und dahinter das Feld für die Pferde und für das Bogenschießen. Ein paar Leute schossen gerade, wer konnte ich nicht erkennen. Um mich herum war niemand da.
Ich trat raus und schloss die Tür hinter mir, ehe ich zu dem nächstliegenden Wasserkessel flüchtete und mich an dem Dampf der, aus dem Schnee gewonnen, Flüssigkeit aufwärmte. So verweilte ich einen Moment, zu lange wie mir irgendwann klar wurde.
Ich zwang mich mich von der Wärme zu entfernen und meine Mütze und Handschuhe von der Wäscheleine meiner Hütte zu nehmen. Die zusätzliche Kleidung brauchte ein wenig um meiner Körperwärme zu speichern, aber dann wurde es wärmer.
Ich gähnte und sah mich nach Menschen um. Auf dem Geleucht hielten 4 Leute Wache; wenn ich es richtig erkannte, Bierchen, Weinlein, Ruth und Niklas. Weiter rechts gaben ein paar Personen Schnee in ihre Wasserkessel nach, wer konnte ich nicht wieder nicht erkennen.

Der Rest Meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt