Zuerst fiel ihr auf, dass Samuels Blick leicht irritiert schien, doch sie achtete nicht weiter auf ihn. Er würde sie im Moment nur ablenken und das wollte sie keinesfalls. Ihre Konzentration legte sich also auf ihren Großvater, welcher irgendetwas in der Hand hielt, was Ellenor jedoch noch nicht erkennen konnte. Ihr Großvater ging schnellen Schrittes auf das ihr gegenüberliegende Sofa zu, wobei seine Beine leicht zitterten. Ellenor grinste mit Genugtuung in sich hinein. Wenigstens fühlte er sich unwohl in seiner Haut. Das hatte er aber auch verdient! Sie hatten einander geschworen immer offen und ehrlich zu sein. Und er hatte diesen Schwur gebrochen. Jedes Recht hatte Ellenor, enttäuscht von ihm zu sein. Neben ihr senkte sich das Polster, doch Ellenor zuckte nicht zusammen, schließlich konnte es nur Samuel sein, der sich neben sie setzte. Ihr Blick bohrte sich förmlich in ihren Großvater und sie zog ihre eine Augenbraue noch etwas höher. Penibel achtete sie darauf, ihr Kinn nicht zu senken, um ihn wirklich von oben herab anzuschauen. „Noch immer erwarte ich eine Antwort, Großvater.", sagte sie gefährlich ruhig, aber mit einer solchen Intensität, dass selbst sie innerlich erschauderte. Dies ignorierend beobachtete sie Thomas, der nun zu sprechen anfing. „Damit du verstehst, was ich dir sagen möchte, Kleines, möchte ich dir ein Märchen, eine Geschichte, eine Legende oder wie man es auch nennen mag, erzählen, welche du schon öfter gehört hast." Als Ellenor nickte fuhr Thomas fort. „Vor langer, langer Zeit erschufen einige Götter eine Welt. Eine Welt voller Leben. So entstanden Tiere, Menschen, Pflanzen und all die Dinge, die ihre Bewohner zu leben brauchten, aber auch schlechte Dinge, die wir hier nich kennen, jedenfalls nicht solche, wie ich es meine." Sie verdrehte ihre Augen. Es gab viele schlechte Dinge hier, weswegen sie sich nicht vorstellen konnte, was ihr Großvater meinte, doch das ignorierte sie vorerst. „Und so existierte diese Welt einige Zeit lang, doch den Göttern fiel auf, dass die Welt sehr schutzlos war, und für die geringe Anzahl, die die Götter hatten, gab es zu viele Aufgaben. So entschieden sie sich also ihre Aufgaben auf die Lebewesen dieser Welt aufzuteilen. So entstanden die übernatürlichen Wesen. Doch die Menschen wurden eifersüchtig auf die Kräfte, die diese Wesen hatten und sie bekamen Angst. So dachten die Menschen, dass die übernatürlichen Wesen ihre Existenz bedrohen würden und begannen sie zu jagen. In kurzer Zeit wurden damit alle Feen, Meerjungfrauen, Hexen und Zauberer, sowie alle anderen immer weniger. Als die Götter nun bemerkten, dass ihre Stützen, ihre Gehilfen, ihre Schützlinge nur noch sehr wenige waren, beschlossen sie, die Gedächtnisse der Menschen zu löschen und befahlen den übernatürlichen Wesen ihre Existenz geheim zu halten. Jahre strichen ins Land und die Wesen wurden unglücklich, verliebten sich doch einige von ihnen in einen Menschen. Wieder lag eine große Entscheidung vor den Göttern und sie erschufen den übernatürlichen Lebewesen Seelenverwandte." An dieser Stelle begannen ihre Gedanken zu schweifen. Wie sehr sie sich doch einen Wünschte. Sie seufzte innerlich auf, während ihr Blick unbewusst zu Samuel glitt. „Diese Seelenverwandte wahren Menschen, Tiere oder andere Übernatürliche. Der sogenannte Seelenpartner war dafür da, den Fortbestand des übernatürlichen zu sichern und die meisten Seelenpartner verliebten sich ineinander. Manche blieben Freunde, andere wiederum fanden sich nie. Das Beste für die übernatürlichen jedoch war, dass sie ihre Seelenpartner über ihre Gaben, ihr Sein, informieren konnte. So waren nun alle Glücklich.
- Das war der nun relevante Part des Märchens und ich werde den Rest jetzt nicht weitererzählen.", schloss Thomas die Erzählung. Ellenors Blick glitt nun wieder zu ihm. „Weshalb war das relevant?", fragte Ellenor nun. Sie hatte zwar ein paar Vermutungen, doch konnte sie die Wahrheit erst Wissen, wenn sie sie hören würde. Insgeheim hoffte sie, dass eine ganz bestimmte Vermutung zu traf, doch sie wartete geduldig, immer noch arrogant und hochnäsig aussehend. „Ich bin mir nicht sicher ob du mir glauben wirst, doch zu Not kann ich es beweisen, Samuel ebenfalls." Ihr Blick glitt genauso wie Thomas' zu Samuel. Jener saß entspannt auf dem Sofa, den Rücken angelehnt und beobachtete Ellenor noch immer, sagte aber kein Wort. Plötzlich nahm sie seine Anwesenheit viel deutlicher wahr. Sein angenehm süßlicher Geruch nach Wald und Erdbeeren stieg in ihre Nase und umhüllte ihren Verstand. 'Wie er wohl oberkörperfrei aussehen würde?' , fragte sie sich, als sie das Spiel seiner Bauchmuskeln durch sein dünnes Hemd beobachten konnte. Unvorstellbar schön. Sie schloss einen Moment lang die Augen, doch das war ein Fehler. Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf, Bilder in denen Samuels Oberkörper durch keinen Stoff belästigt wurden, in denen er Küsse auf ihre nackte Haut verteilte, in denen sie beide... Das würde sich wundervoll anfühlen. Wärme stieg in ihr auf und breitete sich in ihrem gesamten Körper auf. Ausgehend von ihrem Herzen sammelte sich die Wärme in ihrer Mitte, wobei sie sich in ein sehnsuchtsvolles Prickeln verwandelte. Beinahe hätte Ellenor laut geseufzt, doch im letzten Augenblick bemerkte sie, was sie tat, schüttelte ihren Kopf und schlug die Augen auf. Samuel würdigte sie keines Blickes. Er hatte das scheinbar mitbekommen, denn sein lautes, raues Lachen erfüllte den Raum und Ellenor lief ein angenehmer Schauer über den Rücken. Sie atmete tief ein und musste sich anstrengen, nicht zu ihm zusehen. Aus Angewohnheit, die Tatsache, dass sie ihre ‚Maske' ja eigentlich noch trug floss mit ein, verdrehte sie die Augen. Dennoch hoben sich ihre Mundwinkel leicht. Thomas schaute nur irritiert, schüttelte aber nur den Kopf. „Kann ich nun fortfahren?", fragte er nun und schaute Ellenor an. Dieser fiel nun wieder ihr Gespräch ein und ihre Mundwinkel sanken, wie selbstverständlich, wieder. Sie antwortete schlicht und einfach: „Das wäre wünschenswert." Jählings ging wieder ein Kribbeln durch ihren Körper und Ellenor zog ihre Hand schnell wieder aus Samuels hinaus. Denk an deine Konzentration, Ellenor. ermahnte sie sich indes. Jedoch lies sich Samuel nicht aus der Ruhe bringen und griff erneut nach ihrer Hand und rückte näher heran. Beinahe hätte sie erneut den Fehler begangen, die Augen zu schließen, wenn auch nur um diese wolligen Schauer zu genießen, sie verkniff es sich aber. Stattdessen lenkte sie ihre Konzentration wieder auf ihren Großvater. „Die Erzählung ist wahr, Elli. Das ganze Übernatürlich, mitsamt der Seelenverwandtschaft existiert wirklich. Und wir beide gehören dazu. Samuel ebenfalls." Ellenors Atem stockte. Es war wahr? Sie war auch übernatürlich?! Dann hätte sie auch einen Seelenpartner, dann... Halt! Stopp! Woher sollte sie wissen ob das wirklich stimmte? Er könnte ihr genauso Lügenmärchen erzählen. „Du sagtest, du könntest es beweisen, Großvater. Ich möchte, dass du das tust.", sprach sie, sehr um einen ruhigen Ton bemüht. Ihr Herz schlug schnell, unregelmäßig. Übermächtig war der Wunsch, dass es stimmte. Also saß sie angespannt, wie auf glühenden Kohlen und beobachtete ihren Großvater dabei, wie er Samuel einen Blick zu warf. „Diesen Part werde nun ich übernehmen. Aber dazu müssen wir uns in den Wald begeben. Wenn ihr mir nun folgen würdet.", erklärte er mit samtiger Stimme, die dennoch irgendwie rau klang. Ellenor atmete tief durch und nickte.Hey Leute,
es tut mir sehr leid, dass das Kapitel erst jetzt kommt. Jedoch ging es mir in der letzten Woche nicht gut, weshalb ich nicht schreiben konnte. Es tut mir wirklich leid. Umso mehr hoffe ich nun, dass euch das Kapitel gefallen hat.
Fragen:
Wie die Legende wohl weiter geht?
Woher weis Samuel, was Ellenor gedacht hat?
Wieso wird Samuel das Übernatürliche beweisen?
Was ist das für ein Beweis?
Hinterlasst gerne Votes, Kritik und Kommentare.
LG Bensheegirl
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The Curse / pausiert
ParanormalSeit hunderten von Jahren verflucht, liegt tief im Wald ein Dorf. Ein Traum und eine Begegnung sind der Anfang ihn zu brechen. Ein Hoffnungsschimmer, ein Mädchen, könnte die Erlösung des Dorfes oder die vollkommene Vernichtung bedeuten. Doch was pas...