Kapitel 11

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„Wie schön, dass du es doch noch geschafft hast", Rebecca zog mich in eine sanfte Umarmung, um sich bloß nicht die Frisur zu ruinieren. Sie und Tobias hatten ein Barbecue organsiert, zudem ein paar Leute, unserer alten Clique, eingeladen waren. Jeder hatte etwas beigetragen. Robin brachte die Zutaten für ein halbes Dutzend verschiedener Cocktails. Molly Frey kümmerte sich um den Ambrosiasalat und ich stand mit zwei Sixpack Bier im Garten und wusste nichts mit mir anzufangen.

Das Erlebnis mit Everett kreiste immer noch in meinem Kopf umher. Rebecca zog mich zu den anderen. Alle standen mit ihren Weingläsern in den Händen um den großen Grill herum. Es kam mir so unnatürlich vor, diesen Menschen dabei zuzuhören, wie sie sich über Familienplanung und Arbeit unterhielten. Immerhin waren das die Menschen, die sich einen Spaß daraus machten, Alkohol in sich reinzuschütten und irgendwelche Wassertürme mit Graffiti zu beschmieren. Kommentarlos, hielt ich mich im Hintergrund und lauschte den Gesprächen.

Verblüfft stellte ich fest, dass Grace Collins gerade mitten in der Scheidung steckte. Also lief das Leben nicht bei jedem so märchenhaft ab, wie bei Becca und Tobias.

„Glaubt ihr das? Er wusste nicht einmal den Tag unserer Hochzeit!" Empörte sich Grace lauthals. Jemand stupste mich von der Seite an. Robin.

Er deutete mir zu der elfenbeinfarbenen Hollywoodschaukel, mitzukommen um etwas Ruhe vor den anderen zu haben. „Du bist ja auch noch hier."

„Schätze das bin ich", ich lehnte mich gegen die weichen Kissen, während Robin daneben stand und einen Blick über den Rasen warf. Alles war penibel, auf den Zentimeter genau abgeschnitten. Das war mit Sicherheit Rebeccas Werk. „Das ist so ein Vorteil davon, mit seinem Hobby Geld verdienen zu können. Du arbeitest wo es dir gerade passt." Stimmte in dem Sinne, die leere Staffelei in meinem Zimmer, sagte jedoch etwas anderes.

Robin kickte ein paar Steinchen zur Seite. „Man könnte glatt meinen, du würdest es genießen hier zu sein."

„Vielleicht tu ich das auch", gab ich schulterzuckend zurück. „Oder ich bin nur wegen der gratis Getränke hier."

Wie aufs Stichwort genau, tauchte Tobias auf. In den Händen hielt er je drei gekühlte Bierflaschen. „Die Anderen fragen schon nach euch."

„Scheiß drauf, ich will keine Backrezepte hören. Wir sind erst 24 und die benehmen sich alle, als wären sie uralt." Wies Robin zur Gruppe. Da hatte er nicht Unrecht. Diese Leute waren nicht mehr dieselben. Rebeccas Auftreten, war bereits in der High School, abzusehen. Sie hatte schon immer von einem ruhigen Vorstadtleben geträumt.

Der Rest unserer Clique jedoch, war so verklemmt nicht mehr wiederzuerkennen. Ich erinnerte mich an Graces siebzehnten Geburtstag. Jemand hatte starken Alkohol besorgt. Und so naiv, wie wir waren kippten wir alles in uns rein. Grace landete für die restliche Nacht im Badezimmer, während ich mit irgendeinem Kerl im Wandschrank endete. Ein paar Tage vorher hatten Tobias und ich Schluss gemacht.

„Möchtest du Robin nicht Gesellschaft leisten, Liebling? Ich muss Olivia etwas zeigen", Rebbeca war wunderschön. Das perlweiße Sommerkleid schmiegte sich sanft um die feinen Linien ihrer Kurven. Folgsam dackle ich ihr in das Innere des Hauses. Wir gingen eine geschwungene Treppe hinauf. Vorbei an pastellfarbenen Keramikkatzen und Sträuchern voller Plastikrosen. Soweit ich das mit bekam, gehörte dieses Haus früher ihrer Großmutter, bis diese starb. Und ihrer einzigen Enkelin alles vermachte. Zumindest konnte ich mich noch vage daran erinnern, dass Rebecca keine Cousins oder Geschwister hatte. „Ich hoffe du fühlst dich hier wohl." Als sie die Tür aufdrückte, kam mir eine dicke Duftwolke entgegen. Gefühlt tausend Klamotten und Outfits, hingen von hübschen Kleiderständern hinab. In der Mitte standen kleine Plüschsofas in róseviolett, zu denen mich Rebecca augenblicklich manövrierte. „Ist es nicht fabelhaft? Tobias hat mir dieses Zimmer gebaut, als wir frisch einzogen."

Out Loud - Wer immer du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt