41- Sprich mir nach: Wir schicken keine Assassinen.

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Einige Tage bevor an unserem Abendtisch gemordet wurde
(1 Jahr und 5 Wochen vor Dinahs Rückkehr)

Mit einem Winken verabschiedete ich mich von den letzten Bewohnern der Stadt und passierte die Soldaten am Haupttor zum Palast. Beide Männer nickten mir zu und ihre Blicke folgten dem abgedeckten Korb in meinem Arm und mir auf dem gewundenen Kiespfand zum Haupthaus.

Die Sonne gab sich Mühe mir ihre letzten Tage zu verschönern, bevor der Winter kam und ein ganzer Schwarm an Gärtner versuchte Ähnliches mit dem Garten. Hecken wurden getrimmt, Blumen in Kübel umgepflanzt und in die Glashäuser getragen. Der Geruch feuchter Erde lag dick über dem gesamten Gelände und ich sehnte mich jetzt schon nach dem Frühling.

Aber zuerst würde der Blinde Ball stattfinden. Je näher ich an die weiße Fassade des Hauses kam, desto öfter erhaschte ich den grauen Schimmer einer Dienstuniform. Seit Tagen rannte jeder, der in diesem Haushalt beschäftigt war nur noch von einer Vorbereitungs-Katastrophe zur Nächsten. Es gab noch so viel zu tun: Blumen mussten arrangiert werden, Zimmer für die Gäste hergerichtet, Mahlzeiten vorbereitet-...

Ich ging die Liste durch, bis ich den Hintereingang der Küche erreichte und dort einer geschockten Küchenmagd die Bestellung der Köchin überreichte. Irgendwo zwischen knicks und panischem Starren, erhaschte ich einen Seitenblick auf meinen Mann und verabschiedete mich wieder von ihr.
Sie musste neu sein, sonst wüsste sie, dass ich erschreckend häufig hierher kam.

Constantin war, entgegen meiner ersten Vermutung, nicht alleine unterwegs, sondern floh förmlich vor Senator Menhelles, der sich an seine Fersen geheftet hatte, wie Caridads Hunde.
In großen Gesten versuchte er, seinem König etwas zu erklären, doch den dicken Adern an seinem Hals nach zu urteilen, scheiterte er an dem Dickschädel meines Mannes.

Ich folgte ihnen ins Haupthaus hinein, entschlossen, ihn vor dem Senator zu retten und sah gerade noch, wie eben jener Mann die Tür zum Ratssaal unbedacht zuwarf.
Was für Probleme konnte sich dieser Kerl kurz vor dem Blinden Ball denn jetzt schon wieder ausgedacht haben?

Ich zögerte erst, als mir auffiel, dass die Tür nicht ganz geschlossen war und Senator Menhelles Stimme bis auf den Gang trug.

„Sie muss verschwinden, Eure Majestät. Auch Ihr müsst den Schaden sehen, die sie in unserem Königreich anrichtet."

Ah. Er sprach von mir. Sein verzweifelter Tonfall entlockte mir tatsächlich ein kleines Grinsen und ich zog meine Hand auf dem Türknauf wieder zurück. Mal sehen, was er sonst noch so zu sagen hatte, der gute alte Frauenhasser.

Constantin war anderer Meinung.
„Ihr befindet Euch auf ganz dünnem Eis. Ich würde Euch ja raten Eure Worte sehr sorgfältig auszusuchen, aber ich befürchte, Ihr kennt nicht genügend, um Auswahl zu haben."

Autsch.

Aber Senator Menhelles war schon lange genug im Amt, um Constantins spitze Bemerkungen einfach zu ignorieren.
„Euer Vater würde mir recht geben. Sie hat weder politische Verbindungen zu anderen orbitalen Zirkeln, die wir nutzen könnten, noch sonst irgendeinen Nutzen der Frauen. Und nach ihrer letzten Verwicklung mit der Kirche und dem Wasser ist sie auch noch eine Gefährdung für diesen Zirkel. Der Senat schlägt eine Scheidung vor."

„Das hat mich das letzte Mal einen Finger gekostet", erwiderte Constantin trocken und das Rascheln von Papier verriet mir, dass er sich bereits mit etwas Anderem beschäftigte, „Einmal davon abgesehen lieben die Leute sie. Und wie es der Zufall so will, ich auch."

Das Königreich der Geheimnisse - Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt