Kapitel 51

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Der Besuch bei der Polizei war anders als erwartet.

Eigentlich hatte ich erwartet dass jeder von uns Einzeln in einen Befragungsraum gebracht wird, einer mit einem einzigen Tisch, zwei Stühlen, einer verspiegelten Scheibe und ein mürrisch dreinblickender Polizist würde uns befragen. Genau wie in den Filmen.

Schnell habe ich bemerkt dass es so nicht ist. Jeder von uns wurde kurz von einem Polizisten in irgendeinen Flur gebracht, in dem ein paar Stühle standen und dort befragt.

Die Befragung bestand darin einfach kurz alle Ereignisse zu schildern, am besten so detailliert wie möglich.

Danach fragte der Polizist jeden von uns ob wir etwas benötigten, einen Therapeuten oder etwas anderes für unsere Unterstützung.

Ich habe natürlich dankend abgelehnt. Meine Therapie war der Kontakt mit meinen Freunden und es gab nichts besseres.

Am Ende wurden wir alle nochmal an den Gerichtstermin in einer Woche erinnert und durften dann gehen.

Und nun standen wir vor der Polizeiwache und wussten nicht was wir machen sollen.

"Ich denke ich gehe nach Hause," verkündete Maudado nach einigen Minuten. Gerade als ich ansetzen wollte um zu antworten kam mir Zombey zuvor:" Ich begleite dich."

Die beiden verabschiedeten sich und knurrend winkte ich ihnen während sie verschwanden.

"Ich gehe auch," brummte ich und drehte mich auf dem Absatz um.

Patrick folgte mir:" Ich komme mit dir. Du solltest mal an jemandem deine Wut auslassen."

"Ich bin nicht wütend," entgegnete ich zischend und verschnellerte mein Gangtempo ohne es wirklich zu bemerken.

Das hielt Patrick nicht davon ab neben mir her zu gehen. "Du kannst dir gerne einreden dass du nicht wütend bist aber jeder andere bemerkt es. Nur zu gut," erklärte er," erzähl mich einfach was dich stört und es wird dir besser gehen."

Einen Moment blieb ich still und seufzte dann:" Ich bin wütend auf mich selbst. Maudado ist mein bester Freund und ich schaffe es nicht für ihn da zu sein. Stattdessen macht es Zombey."
"Und das ist so schlimm?"
"Ich würde gerne auch für ihn da sein. Jetzt fühle ich mich so als würde ich ihn im Stich lassen."

"Du lässt niemanden im Stich. Maudado braucht gerade jemanden an den er sich anlehnen kann und das ist nunmal Micha. Du brauchst ebenfalls jemanden an den du dich anlehnen kannst und das bin ich. Ich weiß wie stark du bist und du denkst du brauchst niemanden aber so ist das nicht. Würdest du jetzt Maudado helfen wollen würdet ihr am Ende nur beide heulen. So kann er sich bei Micha ausheulen und du dich bei mir." Er erklärte alles so sicher dass es sich tatsächlich logisch anhörte.

"Und was ist mit dir?", fragte ich forsch," es ist schließlich deine Familie von der wir hier sprechen. Brauchst du da nicht auch eine Schulter zum anlehnen?"

"Ich weiß schon seit Jahren dass irgendwann der Bogen überstrapaziert ist und meine Mutter auffliegen wird, außerdem empfinde ich für diese Frau nichts mehr als Scham. Bei meinem Bruder ist es dasselbe. Und die Zeit um mich bei dir auszuheulen hatte ich schon. Also lass uns jetzt Eis kaufen, zu dir gehen und irgendeinen Film gucken. Am besten richtig kitschig," rief er und klatschte begeistert von der eigenen Idee in die Hände.

"Wegen mir." Auch wenn ich immernoch etwas angefressen rüberkam freute ich mich insgeheim sehr darüber dass Patrick sich nicht abwimmeln ließ.

Ich brauchte wirklich jemanden, der jetzt für mich da war und an meiner Seite war.

The Strength of a SnakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt