Kapitel 6

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"-und dann habe ich den Gnom genommen und ihn in seinen Umhang gesteckt.", beendete Sirius seine Erzählung. Sie kamen gerade von der Kräuterkunde-Stunde und wollten zum Mittageessen in die große Halle. 

Während der Stunde hatte Sirius einen Gnom, der sich im Gewächshaus Nr.2 verirrt hatte, in die Kapuze von Snape gesteckt. Dieser hatte daraufhin eine merkwürdigen Tanz aufgeführt, um den Gnom wieder aus seinem Umhang entfernen zu können. Die ganze Klasse hatte gelacht außer Lily und...

"Das hättest du nicht machen sollen, ehrlich. Das bringt dir nur Schwierigkeiten.", sagte Remus. "Falsch, Lupin,",sagte Sirius mit einem Grinsen auf dem Gesicht, "es hat mich zum Lachen gebracht. Das ist schon was anderes als Schwierigkeiten. Und außerdem, er hat es doch verdient. Hast du gesehen wie der sich bei Professor Sprout eingeschleimt hat?"

"Du kannst aber nicht ständig alle Leute lächerlich machen, nur weil sie in einem Fach besser sind als du.", hielt Remus dagegen. Er mochte Sirius und James, aber ihre völlig unbegründete Abneigung gegen Snape ging ihm auf die Nerven. Seit er mit ihnen befreundet war, hatte Lily nur noch selten mit ihm geredet. Er hatte das Gefühl das sie sauer auf ihn war, ein weiterer Grund, wieso er versuchte Sirius und James zurückzuhalten. Peter fand sowieso alles gut, was die zwei taten.

"Ach, hab dich nicht so. Es ist doch bloß Spaß.", sagte Sirius und schlang ihm einen Arm um die Schultern. 

Am Abend, als sie ihm Gemeinschaftraum saßen und an ihrem Aufsatz für Geschichte der Zauberei fertigschrieben, trat plötzlich Professor McGonagall in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Es wurde still, als sie den Raum mit zügigen Schritten durchquerte. Die vier Freunde stellten erschrocken fest, dass sie genau auf ihren Tisch zusteuerte. "Dann hat Snape als doch gepetzt!", flüsterte Sirius, sah dabei aber nicht so aus, als würde er seine Tat jetzt bereuen. 

"Mr. Lupin, würden Sie bitte mit mir kommen?", es klang nicht nach einer Frage, schon gar nicht nach einer Bitte. "Aber Professor, das mit dem Gnom und Snape war ich, nicht Remus!", sagte Sirius schnell, bevor Remus überhaupt den Mund aufmachen konnte. "Sehr interessant, Mr. Black, kommen sie doch diesbezüglich morgen nach dem Unterricht noch einmal zu mir." James und Peter lachten leise, wie auch ein paar andere im Gemeinschaftsraum. Sirius warf ihnen böse Blicke zu.

"Nun denn, Mr. Lupin, folgen Sie mir bitte.", sagte die Professorin und verließ den Raum. Auf zittrigen Beinen folgte Remus ihr, er hatte keine Ahnung was jetzt passieren würde. 

McGonagall führte ihn in einen Teil des Schlossen, in dem er noch nie gewesen war. Sie blieben vor einer Statue in Form eine Adlers stehen. 

"Plumpudding", sagte McGonagall und die Statue begann sie zu drehen. Treppen kamen zum Vorschein, die sich spiralförmig nach oben wanden. Sie stieg auf die Treppe und der völlig verdatterte Remus konnte gerade noch aufsteigen, bevor der Adler die Treppe wieder verbarg. 

Sie kamen in einen Raum, wie ihn Remus noch nie gesehen hatte. Überall gab es tickende Apperate, Bücher in riesigen Regalen und in mitten all dieser Sachen stand ein großer Schreibtisch. Dahinter saß niemand anderes als Albus Dumbedore.

"Hallo Remus.", sagte er in seiner gewohnt freundlichen Stimme. "Setzt dich doch. Ach, Professor! Würden Sie schon einmal Poppy holen?" "Natürlich.", sagte McGonagall und verließ das Büro des Schulleiters. 

"Also Remus, wie waren deine ersten Wochen hier?", frage Dumbledore und sah ihn durch seine halbmondförmige Brille in die Augen. "Sie war schön, ich meine es ist viel zu lernen, aber- sie war schön.", Remus wusste nicht was er hier sollte. Er kam sich schrecklich fehl am Platz vor.

"Das freut mich. Nun denn, der Grund weshalb du hier bist ist allerdings nicht so schön: deine Verwandlung steht heute Nacht an, es ist Vollmond."

Wie hatte er es bloß vergessen können? Normalerweise spürte er es schon immer ein paar Tage davor, aber er hatte nicht bemerkt. 

"Wir haben eine Möglichkeit gefunden, wie du dich verwandeln kannst, ohne die anderen Schüler in Gefahr zu bringen."

In diesem Moment klopfte es und eine Frau trat ein, die eine Krankenschwesteruniform trug. "Guten Abend Poppy! Remus, das ist Madame Pomfrey, sie kümmert sich jetzt um dich." Dumbledore stand auf. "Es tut mir leid, dass du das durchmachen musst. Ich kann mir nicht vorstellen wie das sein muss, aber wir tun alles, damit es so schmerzlos wie möglich wird."

Dumbledore meinte es gut, das wusste Remus, aber er hasste es wenn er den Leuten leidtat. Es bracht ihm selber nicht, den anderen bloß noch mehr Sorgen. 

Als sie durch das Schloss zurück gingen, packte Remus die Angst, wie vor jeder Verwandlung. Er erinnerte sich noch so gut an die Erste, er würde es nie vergessen. 

Denk nicht daran!  Noch mehr Angst konnte er wirklich nicht vertragen. Seine Beine zitterten fürchterlich, als er Madam Pompfry durch die Eingangshalle folgte. Sie brachte ihn nach draußen über das Schlossgelände. Remus schaute zurück zu dem Schloss, das dunkel über dem See lag und vergas für einen Moment seine Angst.

"So, jetzt müssen wir hier lang", sagte die Krankenschwester und deutete auf eine Weide. Doch es war nicht irgendeine Weide. "Ähm... ist das nicht die neu gepflanzte Weide? Wir sollten doch da nicht hin.", fragte Remus und blickte sie verwirrt an. "Ja, das ist richtig. Die anderen Schüler dürfen hier nicht hin- wir haben diese Weide gepflanzt um die Schüler vor dir zu schützen." 

Sie trat einen Schritt näher an die Weide heran. Plötzlich schlugen die Zweige der Weide wie wild nach Madame Pompfry. Sie wich wieder zurück, zückte ihren Zauberstab und rief: "Immobilus!" Augenblicklich erstarrten die Äste der Weide und hingen wieder schlaff herab. 

Als Remus hinter der Krankenschwester auf die Wurzeln zuging, raschelten die Äste, als wollten sie sich aus ihrer Starre befreien. 

Jetzt kletterte Madame Pompfry durch einen Spalt zwischen den Wurzeln. Sie kamen in einen dunklen Gang. Die Wurzeln der Weide ragten wie Finger durch die Decke des Gangs. Mit ihrem Zauberstab erleuchtete die sie den Gang und führte Remus hindurch. 

Sie waren eine Weile gelaufen, bis sie schließlich eine Tür erreichten. Es war wohl eine Kellertür, denn dahinter verbarg sich ein mehrgeschossiges Haus. 

"Ich werde dich hier einsperren.", sagte Madame Pompfry und schaute Remus entschuldigend an. "Das Gelände um das Haus ist gesperrt und wir haben einige Schutzmaßnahmen getroffen. Als Wolf solltest du es nicht verlassen können. Ich hole dich morgen früh hier ab."

Remus sah sich in der dunklen Hütte um. "Es ist ja nur einmal im Monat.", sagte er und lächelte schwach. "Hier,", sagte Madame Pompfry und streckte Remus einen Schokoladenriegel hin. "Schokolade ist meine Geheimwaffe. Sie hilft gegen die Angst."

Sie lächelte noch einmal, verließ das Haus und versiegelte die Tür. 

Remus saß allein im dunklen Haus und aß den Schokoladenriegel. Es stimmte, die Schokolade half gegen seine Angst. Er wünschte, dass jemand eine Geheimwaffe gegen den Mond hätte.

Also saß er da und wartete darauf, dass der Mond aufging.


Der Werwolf von GryffindorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt