Chapter 3

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P.o.V. Ciel

Ich lief mit dem Neuen durch die Schulgänge, Faustus bezweckte dass ich ihn rumführen musste, dieser Arsch.
„Das hier sind die Naturwissenschaftsräume."
Meinte ich, spürte seinen Blick auf mir, nicht auf die Zimmer, was ich als ein wenig merkwürdig empfand.
Ich ließ es unkommentiert und wir liefen weiter.
„Das hier ist der Musik- und Kunsttrakt."
Ich deutete auf die Türen.
„Bist du sehr kreativ?"
Ich wedelte mit der Hand als er ansetzte zu antworten.
„Vergiss' dass ich gefragt habe, es interessiert mich eigentlich sowieso nicht."
Er lächelte nur hämisch.
„Bist du denn sehr kreativ?"
Fragte er dann und ich schielte zu ihm.
„Ich bin eher praktisch als kreativ verlangt, übe Pläne aus und mache sie fest, nutze alle Mittel die es gibt, dementsprechend ist wohl beides irgendwie da, wenn man sagen möchte."
Er legte seinen Kopf zur Seite.
„Und ein Redenschwinger."
Ich knirschte mit den Zähnen, probierte die Fassung zu behalten.
„Jetzt spiel dich mal nicht so auf, klar?"
Er lächelte und machte dabei ein ‚Hm-hm'.
„Entschuldige."
Grinste er, was mich nur mehr aufregte, doch ich beruhigte mich.
Er hatte schon irgendetwas an sich.
Ob es positiv oder negativ wusste ich noch nicht.
„Wenn du hier weiter geradeaus gehst kommst du zur Cafeteria, die haben aber eher semi-gutes Essen. Also bring deine eigenen Sachen mit wenn du was essbares haben möchtest."
Er lachte.
„Und du isst in der Cafeteria?"
Ich zog meine Augenbrauen zusammen.
„Ich habe doch grad gesagt das Essen schmeckt da nicht."
„Aber du hast auch kein Mittagessen in deiner Tasche."
Ich weitete meine Augen.  
„Man konnte es sehen als sie geöffnet war."
Ich umgriff den schwarzen Stoff der Tasche.
„Ich habe vormittags keinen Hunger."
„Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag."
Ich seufzte lautstark.
„Geh mir nicht auf die Nerven."
Ich hatte schon Hunger, aber ich konnte mir das Mittagessen nicht leisten, morgens zu essen ebenfalls nicht.
„Was ist denn dein Lieblingsgericht?"
Wir gingen in die Aula.
„Kein Ahnung, ich steh eher auf so Süßes."
Ich war sichtlich ein wenig genervt.
„Hier sind Kirchengläser, frag mich nicht weshalb. Ein Steinway und eine Bühne. Hier wird auch das Abitur geschrieben und Feste gefeiert."
Er nickte, sah zu den bunten Fenstern und musste, mit einer Prise Wut, kichern.
Was war denn bitte so witzig?
Ich schüttelte den Kopf.
„So, den Rest musst du dir selber suchen, ich geh jetzt auf die Toilette. Die Pause ist gleich vorbei. Geh wieder zum Klassenraum, wir haben Englisch."

P.o.V. Sebastian

Ich sah noch ein Weilchen länger die Fenster an.
Klar, Engel and Jesus werden angehimmelt.
Und was ist mit mir?
Ich klopfte mir etwas Staub von der Kleidung und ging runter in den Keller, schaute dem Jungen hinterher der meine Aufmerksamkeit immer wieder zum Erwecken brachte.
Keiner grüßte ihn, redete mit ihm, sprach ihn an.
Als er wieder raus kam sprang ich hoch in den obersten Stock, bemerkte mich einer?
Was glaubt ihr wohl.
Oben wartete ich, jetzt kamen die Schüler in Strömen, ich lehnte mich an die marmorierte Fensterbank.
Auch hier wechselte der Blauhaarige mit keiner seiner Klassenkameraden ein Wort.
Er öffnete die Linke der beiden Glastüren und stellte sich neben die Klassentür.
Ich lief ihm nach.
Er schaute ein mal kurz zu mir, dann wieder nach vorne.
Nach einigen weiteren Sekunden seufzte er.
„Was willst du."
Ich lächelte.
„Wen haben wir in Englisch?"
„Frau Nina Hopkins."
Er hatte die Arme verschränkt und schaute nach vorne.
Ich legte meinen Kopf schräg.
Die Binde um sein Auge interessierte mich schon von Anfang an, doch heute schon zu fragen fände selbst ich zu früh.
Ich lehnte mich neben ihn an die Wand.
Er seufzte wieder leise, dachte wohl ich würde ihn nicht hören.
„Warum bist du an dieser Schule?"
Sagte er monoton.
„Wie meinen?"
„Weshalb nicht eine andere, eine Eliteschule was weiß ich. So wie du dich hier benimmst sieht das eher wie ein Kinderausflug aus."
„Weshalb bist du denn nicht auf einer ‚Eliteschule', mit deinem Können?"
Sein Blick blieb starr.
„Frage mit einer Gegenfrage beantworten?"
Ich entgegnete ihm lächelnd.
„Meine Eltern können sich keine andere Schule leisten. In meiner alten Stadt konnte ich auch nicht bleiben, da wir nicht mehr die gegeben Finanzen hatten."
Jetzt drehte er seinen Kopf leicht zu mir, schaute dann wieder weg.
„Trotz der tragischen Geschichte bist du ja echt ein Grinsekobold."
Ich musste auflachen.
„Grinsekobold.."
Wiederholte ich kichernd.
Das hatte mich wohl unvorbereitet getroffen.
„So, jetzt du, weswegen bist du an dieser Schule?"
Er musste auch ein wenig lächelnd.
„Geht dich doch nichts an."
Daraufhin musste ich Grinsen.
Dieser Junge.. er wurde mir immer sympathischer.
Immer schmackhafter..
Ich war so lange nicht mehr unter den Menschen, und dieser Junge gab mir alles was ich brauchte.
‚Junge'.. er war schon 18, er sah zwar aus wie 14, und doch hatte er einen Verstand von mindestens 25 Jahren.
Frau Hopkins, so würde ich meinen, betrat den Gang und schloss die Tür auf.
Alle setzten sich, wie sie angekommen waren.
„Ruhe!"
Sie schlug zwei Mal auf dem Tisch, nicht allzu laut.
„Wie ihr alle gekleidet seid.. jeden Tag werde ich aufs neue enttäuscht, keine Überraschungen.."
Murmelte sie.
Dann sah sie plötzlich zu mir hoch.
„Ein neues Gesicht!"
Ich lächelte ihr zu.
„Und der sieht sogar gar nicht so schlecht aus. Schaut, die zwei Schönlinge der Klasse am selben Tisch, wenn das kein Schicksal ist!"
Ich musste mich ein wenig zusammenreißen.
..wenn das nicht etwas Grenzüberschreitend ist für eine Lehrer-Schüler-Beziehung.
Ciel schaute nur aus dem Fenster.
Kannte er das etwa schon?
„Und der blaue Schönling wieder ganz lässig aus dem Fenster blickend, hm?"
Anscheinend schon.
„Frau Hopkins, fangen Sie doch bitte mit dem Unterricht an."
Er legte sein Zeug zurecht, sah ihr dann kalt in die Augen, sie lächelte.
Sie begann, und die 1 1/2 Stunden gingen schnell vorbei.
Zumindest für mich.
All diese Aufgaben waren ein Leichtes, wenn es nicht so wäre, dann wäre ich wirklich sehr beunruhigt.
Als alle rausgingen und die Klingel ertönte blieb mein Sitznachbar sitzen, mit Frau Hopkins im Raum.
Ich schaute über meine Schulter hinweg, die Tür schloss sich.
Verwirrt verzog ich meine Mimik.
Schnell ging ich raus und verwandelte mich in meine herzallerliebste Rabenform, flog hoch an das Fenster des Klassenraumes.
„So Ciel,"
Der Junge stand vor dem Lehrerpult, sie stand dahinter, war weitaus größer als er.
„Du hast mal wieder gute Arbeit geleistet."
Sie schob ihn einem Bündel Geld zu.
„Sahst schick aus."
Zwinkerte sie.
Er schüttelte den Kopf und spottete,
„Hören Sie auf damit. Vor allem gegenüber der Klasse."
Sie grinste.
„Schüchtern?"
Sie pickte mit ihrem Indexfinger gegen seine rechte Schulter, er schaute in die andere Richtung.
Er nahm sich das Geld.
„Ich gehe jetzt in die Pause, schönen Tag noch."
Sie lächelte wieder und er ging raus, auch ich begab mich ins Schulgebäude, sehr kurios, verwirrt und neugierig.

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