Chapter 9

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P.o.V. Ciel

Ich stand vor der Cafeteria, eine lange Schlange führte schon fast in die weiteren Flure.
Seufzend ging ich an ihr vorbei, Blick zum MP3-Player.
Plötzlich knallte ich in jemanden rein und ich fiel nach hinten, am liebsten wollte ich schreien vor Schmerz. Der Aufprall von gestern tat im Endeffekt weitaus mehr weh als ich erhofft gar erwartet hatte.
Die Person vor mir lag ebenfalls auf dem Boden.
Die Kopfhörer fielen aus meinen Ohren und erschrocken blickte ich nach vorne.
„Entschuldige!"
Sagte ich schnell, noch ein wenig überwältigt, einige Bücher und Blätter lagen um uns herum.
„Oh, Elizabeth.."
Murmelte ich eher zu mir als zu ihr, während ich zu den Knien ging und sah wer da lag.
„Ach alles gut! Es tut mir leid, ich hätte besser aufpassen müssen!"
Sagte sie hastig und richtete sich weitaus schneller auf als ich.
Sie sammelte ihre Sachen auf bevor ich helfen konnte, es war ihr sichtlich peinlich.
Ich stellte mich auf und fragte noch ein mal ob alles in Ordnung wäre, doch sie bejahte es nur schnell, wiederholend.
Den Staub von der Kleidung schlagend sah ich dann zu ihr.
„Was machst du denn überhaupt hier? Sonst bist du doch immer im Hauptgebäude."
Elizabeth Midford war eine Klassenkameradin und meine Cousine.
Wir hatten schon immer viel miteinander zu tun, doch nach.. Ereignissen, wurde alles ein wenig distanzierter und intimer zugleich.
Alexis und Francis sehen oft nach mir, auch wenn ich mir wünschte sie würden es nicht tun.
Es lief alles eher über Telefonate ab, oder dass Alexis mich dazu drängt zu ihnen zu kommen.
Elizabeth macht sich viele Sorgen, auch wenn sie es mir nicht sagt.
Es ist doch sehr offensichtlich.
„Ich wollte dich sprechen, deshalb bin ich hier."
Fragend sah ich sie an.
Was wollte sie denn von mir?
„Morgen Abend um 21 Uhr feiern wir eine Party bei uns zu Hause, meine Eltern sind nicht da und Edward ist auf Klassenfahrt."
Meine Mimik fiel ein wenig.
Im Endeffekt so unschuldig wie Elizabeth auch sein mag, sie war immer noch ein 18 jähriges Mädchen, welches den Alkohol und das Feiern für sich entdeckt hatte und sich an das spannende Fremde herantastete.
Ich konnte nicht anders als ein wenig enttäuscht zu sein.
„Ich weiß, dass du sowas eher nicht magst.. aber Sebastian ist auch dabei! Es wird wirklich witzig, es sind schon 50 Leute eingeladen."
50 Leute?! Oh Elizabeth..
Ich schluckte-
Was meinte sie da mit Sebastian?!
Warum sollte mich das interessieren ob der mitkommt oder nicht?
„Ich würde auch ohne Sebastian kommen."
Wollte ich feststellen und ihre Augen leuchteten.
„Also kommst du mit?"
Fragte sie freudig.
Verdammt.
Ich seufzte.
„Natürlich."
Sie grinste über beide Seiten.
„Da freue ich mich! Dann bis morgen!"
Sie lief euphorisch die Treppen herunter, tanzte schon fast.
Ich grummelte und zückte mein Handy, öffnete den Chat mit der Katze.
..warum öffnete ich den Chat mit der Katze.
Warum sollte ich ihm überhaupt schreiben?
Kopfschüttelnd und realisierend steckte ich das Handy schnell wieder weg.
Ich seufzte und setzte mich auf eine der unteren Stufen der Treppe, lehnte mich gegen die Wand.
Heute hatte er alle Bücher dabei, musste mich nach keiner einzigen Sache fragen.
Den Schulstoff versteht er auch ohne Probleme, so scheint es zumindest.
Ich schloss meine Augen, merkte wie mein Körper abschaltete, ich war sehr erschöpft.
Was war das für eine Party morgen.. ich möchte da nicht hin.
50 Menschen, es werden bestimmt noch mehr.
Ich seufzte.
Zumindest würde es gratis Essen geben.
Ich lächelte.
Und bei einer Feier gibt es bestimmt auch viel Süßes..
Ich öffnete meine Augen wieder und wollte sie am liebsten wieder schließen.
„Was machst du denn hier."
Natürlich war er hier.
Wer auch sonst.
Sebastian lachte.
„Das sollte ich dich wohl eher fragen."
Ich setzte mich wieder gerade hin, er machte es sich neben mir bequem.
So bequem wie es eben auf einer Treppe sein kann.
Nichts sagend gab er mir eine Box und ich sah ihn fragend an, nahm sie in die Hände.
Es war eine Lunchbox.
„Es ist schon die zweite Pause und du hast bisher nicht gegessen."
Ich sah ihn kurz an, öffnete dann den Deckel.
Eine Seite von mir war so unglaublich peinlich berührt und beschämt, bei der anderen Seite lief gerade das Wasser im Mund zusammen beim Geruch und Anblick des Essens.
„Es ist warm?"
Er nickte.
„Das sind spezielle Boxen die Gerichte über Stunden hinweg warm halten können."
Ich schaute zum Essen und seufzte.
„Das kann ich nicht annehmen. Du hättest das nicht machen müssen."
„Ich werde es jetzt nicht wieder mitnehmen, du hast wohl keine andere Wahl."
Lächelte er.
„Ich meinte doch ich esse vormittags nicht."
Er drückte mir Besteck in die Hand.
„Das Essen wird kalt."
Ich wollte es wirklich nicht essen.. wollte es nicht annehmen, wollte nicht, dass er weiß, dass ich zu wenig habe, mir alles aufteilen musste.. ich.. ich.. hatte so einen scheiß Hunger..!
Ich nahm einen Bissen und mein Gott schmeckte es gut.
Beim Geschmack konnte ich dahin schmelzen und ich nahm einen weiteren Bissen.
„Ich nehme an du magst es?"
Fragte er amüsiert und ich nickte hastig.
„Danke.."
Murmelte ich.
„Ich wusste nicht genau was du magst, ich kenne nicht mal deine Allergien. Also konnte ich nichts zu Gewagtes machen."
Ich summte.
„Es ist wirklich gut."
Es war so gut dass ich nicht aufhören wollte.
Ich seufzte und beruhigte mich etwas.
„Morgen bist du auch bei der Feier dabei?"
Er lehnte sich etwas zurück.
„Elizabeth hat mich eingeladen, ich nehme an du bist auch vor Ort?"
Ich nickte.
„Eigentlich bin ich kein Party-Mensch, doch Ausnahmen bestätigen wohl die Regel."
Eigentlich bin ich auch kein Mensch, der Konversationen mit anderen weiterführt.
Eigentlich bin ich nicht jemand, der Essen von anderen annimmt.
Eigentlich bin ich nicht jemand, der mit anderen auf der Treppe sitzt während einer Pause.
Eigentlich bin ich ein Niemand.
Ich lächelte ihn an.
„Ich freue mich."
Er sah leicht geschockt aus.
Ich musste ihn von mir weg kriegen.
Die Distanz wieder aufbauen.
Meine Konzentration widmete sich wieder dem Essen.
Oder ich baue mir eine Persona auf.. eine Weitere.
Gestern ist er in mein Leben getreten.. nein, er ist in mein Leben gerannt, gesprintet und gestürmt.
„Kaum zu glauben, dass du so schnell auf eine Feier eingeladen wirst."
Er lachte etwas.
„Auch für mich ist es überraschend."
Er blickte nach vorne.
„Es ist neu."
Sein Lächeln und Ausdruck waren abwesend.
Das Licht aus dem Fenster vor uns strahlte auf ihn, seine schwarze Kleidung strahlte mit seiner blassen Haut, so als wenn sie mit dem Licht verschmelzen würden und alles hinter sich lassen.
„Wieso, früher nicht oft auf Partys gewesen?"
Kommentierte ich amüsiert und nahm einen Bissen, er sah zu mir, lächelte.
„Nicht auf solchen."
Ich summte und schaute jetzt auch nach vorne, Gabel an den Lippen angelehnt.
„Was soll's."

All I see is Y O UWo Geschichten leben. Entdecke jetzt