P.o.V. SebastianOben auf dem Haus stand ich, hockte mich an den Sims und schaute runter, beobachtete den Jungen.
Er war auf seinem Nachhauseweg, alleine, linear laufend.
Ein Mal blieb er an einem Getränkeautomat stehen, holte eine kleine Brieftasche raus und zählte seine Münzen, er kam zu dem Entschluss, dass sein Geld nicht reichen würde.
Nicht reichen würde? Oder konnte er es sich für den Tag nicht leisten?
Was wollte er an dem Automaten, einen Tee, einen Kaffee, einen Kakao?
Ich möchte es wissen.
Über die Häuserdächer sprang ich weiter, folgte dem Jungen.
Warum lief er, hatte er kein Fahrrad, hat er kein Geld für einen Bus?
Ein Lächeln schlich sich über meine Lippen, stolzierte über die Dachziegel, ließ keinen einzigen Blick von dem Jungen fallen.
Er bog in einige kleinere Straßen ein - keine Gassen, immer noch halbwegs befahrende Straßen, die Häuser wurden kleiner, ich ging immer tiefer.
Dann blieb er stehen, 35 Minuten Schulweg.
Er stand vor der Tür eines kleinen Hauses, es sah.. bescheiden aus.
Nicht schäbig - einfach nur schlicht, es war schwarz blau, kleine Fenster mit braunen Rahmen an jeweils beiden Seiten der Tür, sie war ebenfalls braun und sollte nach einer Art Edelholz aussehen, war aber nur irgendein günstiges Holz. Es war mit einem Gitter abgesperrt, dann kam man erst zur richtigen Tür.
Der Junge schloss das Gitter auf und schob es zur Seite, öffnete dann mit dem selben Schlüsselbund die Tür.
Schnell ging ich in meine Rabenform und suchte nach einem weiteren Fenster, mittlerweile war Ciel in der Wohnung.
Tatsächlich fand ich ein halboffenes Fenster welches ich als Eingang nutzen konnte.
Ohne einen Ton konnte ich mich durch die Wohnung - seinem zu Hause - bewegen, als Teufel werde ich es wohl hinbekommen, nicht von einem Menschen bemerkt zu werden.
Ich war in einem Schlafzimmer, es war kein anderer außer ihm in dem Haus, sonst würde ich ihn bemerken.
Es sah mir nach dem Zimmer der Eltern aus.
Alles sehr verstaubt um ehrlich zu sein.
Ich fuhr mit dem Finger über einen alten Schrank, gegenüber eines Doppelbettes.
Pflanzen die mehr als ausgetrocknet waren, Wände welchen einen neuen Anstrich benötigten.
Fotos konnte ich keine sehen, nur eines von Ciel, eines als er jünger war.
Ich legte den Kopf schräg.
Er sah dort ein wenig anders aus.
Vielleicht lag es an seiner fehlenden Augenklappe.
Ich öffnete den Kleiderschrank, hier war nur Männerkleidung.
Kleidung, die schon lange nicht mehr getragen wurde.
Wobei, ein Frauenkleid war doch da, ganz hinten. Ein Hochzeitskleid.
Ich schloss den Schrank, in dem Zimmer hier war nichts.
Was sollte auch in einem Zimmer sein, welches keiner bewohnt, so wie mir schien.
Ich öffnete die Tür und fand mich im Flur, Ciel war wohl ein Stockwerk höher.
Der Flur war klein, kaum ein drei Meter entfernt war schon der Hauseingang.
Schräg gegenüber von mir war wohl das Wohnzimmer. Links daneben die Küche.
Die Küche war klein, kleiner als das Schlafzimmer, und das war auch nicht besonders groß.
Eine Küchentheke welche über Eck ging, ein weiteres Fenster und ein kleiner Tisch.
Den Kühlschrank wollte ich nicht öffnen, nicht dass der irgendein Geräusch machte und man mich hörte.
Dreckige Teller und Gläser, Besteck und Küchenwerkzeug lagen in der Spüle, teils auf der Küchenzeile.
Eine Geschirrspülmaschine hatten sie wohl nicht.
Und der Junge wollte wohl keinen Abwasch machen.
Sonst sah alles sehr leer aus, Wandregale mit einigen Kräutermischungen und Kalendern von vor 2 Jahren, aber sonst nichts.
Das Wohnzimmer nebenan war bisher der größte Raum, auch wenn der nicht überwältigend war.
Ein schwarzes großes Sofa nahm den Großteil ein, an der Wand rechts von mir stand es.
Es gab einen bequem aussehenden Sessel, darauf lag eine Zeitschrift, weitere Zeitschriften mit einer Fernbedienung lagen auf dem niedrigen Glastisch.
An der Wand links von mir hing ein Fernseher, über einem niedrigen schwarzen Regal.
Daneben stand eine Art Vitrine, Modellautos, einige Pokale, Medaillen und Fotos waren dort.
Das Foto kam von irgendeiner Verleihung, Ciel gewann wohl irgendetwas.
Lachend schaute er in die Kamera, die Medaille um den Hals und eine Urkunde in der Hand.
Worum genau es ging konnte man sich leider nicht erschließen.
Ich ging wieder in den Flur, der übrigens wirklich sehr schmal war.
Neben dem Schlafzimmer war noch ein kleines Bad, daneben und somit auch neben dem Haupteingang führte die Treppe nach oben.
Ich schaute nach oben, dort waren zwei Zimmer.
Eines war noch ein Badezimmer, das andere das Zimmer des Jungen.
Er hörte Musik, ich konnte nicht genau erkennen was.
Ich beschloss wieder zu gehen, das reichte mir erstmal.
Als Rabenform schaute ich, ob sein Zimmer ein Fenster hatte, und tatsächlich fand ich eins.
Vor dem Fenster saß er, an einem Schreibtisch.
Links hinter ihm war sein Bett, unordentlich, chaotisch und klein sah es aus. Und zwar nicht nur das Bett.
Das ganze Zimmer war nicht wirklich groß, man ging durch die Tür und war schon so gut wie vor dem Schreibtisch, direkt links daneben das Bett, rechts war ein Klavier, davor noch ein Sessel.
Glücklicherweise hatte es keine Dachschräge, das wäre wohl kaum auszuhalten.
Mit seiner linken Hand hielt er seinen Kopf, er schrieb irgendetwas auf. Vielleicht machte er Hausaufgaben.
Er wippte etwas, wohl im Takt der Musik.
Seine Augenlider waren halbgeschlossen, eintönig und fern ab von Freude füllte er seine Blätter aus.
Wobei er schon entspannter als in der Schule aussah, eine gewissen Lockerheit.
Vielleicht von der Musik, der Ruhe - dem Gefühl vom zu Hause sein?
Ob er wohl gerne zu Hause ist?
Er bewegte seine Lippen etwas, wundernd schaute ich genauer hin.
Ach, er sang mit.
Das hätte ich zu gerne gehört.
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All I see is Y O U
FanfictionSebaCiel AU Der Teufel, der seit Jahrhunderten, nein, Jahrtausenden einen Hunger verspürte, den man sich nicht vorstellen kann. Die Begierde nach einer Seele, eine zufriedenstellende Mahlzeit, etwas was ihn füllte. Zufriedenstellend.. das reichte...