Kapitel 28

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•Simon•

»Also? Was ist los?« fragte ich gerade heraus.

Rob trat aufs Gas, ehe ich mich anschnallen konnte und sah auf die Straße.
Sein ausdrucksloser Blick verriet wenig über seine Gefühle oder Gedanken.
Er wirkte allerdings nicht genervt.

»Was soll los sein?« fragte er mit rauer Stimme; eigentlich war er ja krank.

Nahm der mich auf den Arm?

»Du hast mich seit 15 Minuten nicht angekeift, beleidigt oder sonst was. Du fährst mich sogar Heim und ich hab in deinem Bett geschlafen! Neben dir! Dazu sagst du auch nichts?«

Rob leckte sich leicht über die Lippen und wirkte etwas nervös, beziehungsweise in die Ecke gedrängt.

Es blieb still, er sah nur konzentriert auf die Straße.
Man konnte sehen wie er nachdachte.

Gerade, als ich zum reden ansetzen wollte, begann er mit sprechen.

»Falco meint ich soll nett zu dir sein, jetzt wo wir befreundet sind.«

Falco in allen Ehren, dass er Rob sagte was Sache war, aber was war denn Robs Meinung?
»Und was meinst du?«

Da ich ihn die ganze Zeit angesehen hatte, sah ich nun auf meine Füße.
Also hatte er das gar nicht von sich aus getan?

»Ich meine er hat recht. Ich hab' nicht viele Freunde, und die, die ich habe, sollte ich gut behandeln...ja auch dich...«
Er sprach mit leiser Stimme, aber ich verstand ihn trotzdem.

Seine ehrlichen Worte rührten mich, weshalb ich ihn lächelnd ansah.
Er war so anders, wenn wir alleine waren.
Er musste sich dann nicht behaupten oder jemanden beeindrucken.
Er konnte einfach er selbst sein, und das war toll.

»W-Was natürlich nicht heißt, dass ich jetzt schwul bin oder so! Du...naja wir sind halt Freunde.« ergänzte er noch.

Schmunzelnd sah ich aus dem Fenster und wie er in meine Straße einbog.
Von dem Frühlingsgewitter lagen überall Äste herum, die Staße war noch nass, aber der Himmel war schön blau.

»Hasst du Schwule?« fragte ich dann.

Seine Augen wurden groß, er sah mich an, ehe er den Wagen vor dem Mehrfamilienhaus parkte.

Die Frage schien ihn zu treffen.

»Nein! Also...ne...ich hab nur noch nie wirklich einen gesehen...oder mit ihm zutun gehabt.« murmelte er.
»Um ehrlich zu sein...ich bin mit dir befreundet, hauptsächlich, weil du schwul bist...«

Mit offenem Mund starrte ich ihn an.

»Hä?«
Kann man mit jemandem wegen seiner Sexualität befreundet sein?

Ich verstand nichts.
Und was sollte ich davon halten?

»Erkläre ich dir irgendwann Mal, schließlich musst du es dir ja verdienen.« sagte Rob auf meinen fragenden Blick hin und zwinkerte mir zu.

Etwas verwirrt grinsend schnallte ich mich ab und stieg aus.

»Ach, und Simon?« fragte Rob noch.

»Danke.« sagte er grinsend und zwinkert nochmal, zog dann meine Tür zu und fuhr los.

Grinsend sah ich ihm hinterher und lief glücklich in die Wohnung.

Rob war so wunderbar.
Und er hatte sich bei mir bedankt.
Beflügelt von dem Gefühl, dass Rob mich mochte, lief ich glücklich grinsend die Treppe hoch.
Mein Herz schlug hoch und ich hatte ganz vergessen, dass ich ja noch Mitbewohner hatte.

»Wo zur Hölle warst du?«
Marius stand hinter der Tür, die ich gerade erst aufgeschlossen hatte, so als ob er auf mich gewartet hätte.

Ich sah ihn kurz erschrocken an, trat dann einen Schritt näher und zog meine Schuhe aus.
»Bei Rob.« sagte ich bloß.

Ein bisschen schuldig fühlte ich mich schon, ich wusste wie beschützerisch er war.
Wie eine zweite Mutter.

»Wieso hast du denn nicht Bescheid gesagt?« fragte er.
Die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen streng zusammengekniffen; er stand vor mir wie mein persönlicher Bodyguard.

War er manchmal, aber gerade nervte es.

»Ich bin schon groß, ich muss nicht mehr Bescheid geben.« entgegnete ich schmunzelnd.
Marius folgte mir den Flur entlang, wo Passi uns entgegen kam.

»Oh, Hi Simon, wir haben uns schon Sorgen gemacht.« fing nun auch er an, allerdings lockerer als Mama-Marius hinter mir.

»Wieso denn? Sonst habt ihr auch kein Problem damit, wenn ich woanders übernachte.«
Ich öffnete meine Zimmertür und sah zu den beiden.

»Ja, aber da bist du nicht bei Rob.« mischte sich Marius weiter ein.

Meine Augen verengten sich gefährlich.

»Was habt ihr denn plötzlich? Wir sind befreundet!« verteidigte ich mich.

»Aber das lief bis jetzt ja nicht so prickelnd?«

Das war mir zu fiel.

Jeder sagte irgendetwas über Rob, wie schlimm er war, sogar Falco hatte bedenken!

Wütend knallte ich meine Tür zu und schloss ab.
Diese plötzliche Wut überraschte mich selbst.

Seit ich Rob kannte hatte ich nur schlechtes über ihn gehört!
Sie kannten ihn doch gar nicht, aber sogar Falco, sein bester Freund, machte ihn fertig und behandelte ihn wie ein kleines Kind.

Die können mich alle mal.

Enttäuscht lag ich auf meinem Bett und starrte ins Leere.

So schlimm konnte er doch gar nicht sein, oder?

Also hat Simon Stress mit Marius weil Rob schlimm ist...
Ist Rob wikrlich ein Arsch oder ist das nur eine Oberfläche die sein verletztes Selbst verdecken soll?

Tounge Twister || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt