Kapitel 42

417 40 3
                                    

•Rob•

Mittlerweile war es spät in der Nacht, ich saß auf meinem Sessel und las in dem Buch von Simon.
Das Licht der kleinen Lampe war gerade stark genug, dass ich lesen konnte.

Ich dachte lange darüber nach, wie Simon heute reagiert hatte.

Er musste geschockt gewesen sein, so wie er aussah.
Dass ihn das nicht mitnahm kaufte ich ihm nicht ab.

Alleine, wie seine Augen glasig wurden, wie er zu stocken begann und mich nur reglos ansah.
Als wäre jegliche Energie aus ihm gewichen.

Ich fühlte mich schlecht;
Natürlich wusste ich, dass Simon wohl Interesse an mir hatte, oder zumindest ein paar Gefühle, das war nicht zu übersehen, deshalb wurde mein schlechtes Gewissen nur größer.

Das war eine verdammt dumme Idee, aber es musste getan werden, schließlich hatte er das ganze falsch gedeutet.

Simon traf keine Schuld, trotzdem war ich wütend, aber mehr auf mich selbst.

Ich hatte den kleinen gern, ja, aber doch nicht so gern.

Weil ich in Gedanken war musste ich die Seite des Buches nochmal lesen, toll.
Wieso passierte das immer?

Der Abschnitt den ich laß, war mit einem rosafarbenen Klebezettel markiert.
Im "Inhaltsverzeichnis" hießen die:
"Persönliche Erfahrungen und eigene Gedanken"

Diese Farbe interessierte mich immer am meisten, auch wenn Simon immer froh und frech war, ich spürte, tief in ihm saß etwas, dass ihm Angst machte.
Man merkte, dass er mehr dachte, als er sprach und zugegeben, war ich neugierig.
Ich las also.

„Und ich blieb zurück mit einer Einsamkeit, die so überwältigend war, dass sie mir aus den Augen zu rinnen drohte. Ich hatte niemanden.“

Überrascht las ich den Satz erneut.
Mein Herz verkrampfte sich etwas bei dem Gedanken, dass Simon jemals solche Einsamkeit empfunden hatte.

Und doch konnte ich es nachvollziehen, denn Einsamkeit war schlimm, besonders, wenn dieses Gefühl einen ständig begleitete.
Man hat alles und doch nichts.
Ich klebte meinen weißen Zettel dazu.

Ob Simon auch so fühlte, als ich heute ging? Hatte er sich auch so einsam gefühlt?

Konzentrierter las ich weiter, auf der nächsten Seite war ein Satz mit grünem Zettel markiert.
Das war die häufigste Farbe im Buch, sie bedeutete: "Weiße Worte"

„Nimm den ersten Eindruck nie für die ganze Wahrheit.“

Wow, Simon, wie schlau du doch bist.

Ich sollte mich nicht darüber aufregen, es sind seine Empfindungen, für ihn waren diese Worte wichtig und hatten Bedeutung.

Keine Ahnung wie spät es war, aber meine Schlafstörungen hielten mich wach, und aufhören mit lesen wollte ich erst recht nicht.

Ein Satz fiel mir auf, obwohl kein Zettel daran klebte.

„Werde dir klar darüber, was du willst, versuche abzuschätzen, was es dich kostet, und entscheide dann, ob es das Wert ist.“

Ich fühlte mich angesprochen und klebte meinen Zettel hinein.

Ich hätte öfters im Leben nachdenken sollen, was ich will und was das kostet.

Ich erinnerte mich an meine erste Zigarette, ich war gerade 16 geworden und war auf einer Party mit Älteren.
Sie boten mir eine an und ich tat meinen ersten Zug.
Ich wollte bloß cool sein, alles was es mir brachte war eine kranke Lunge und Geld, welches ich jeden Monat unnötig ausgab.

Irgendwie war es oft so, dass Leute sagten, ich solle was tun, auch wenn ich es nicht wollte.
Simon hatte das nie wirklich getan, dabei kannte ich ihn schon ein paar Monate.
Er akzeptierte immer wie ich war...
Meistens...

Ich las das Kapitel zuende und stockte, als ich einen bestimmten Satz las.
Der pinke Zettel daneben war beschrieben, in Simons Handschrift stand darauf:
„Rob...“

Mein Herz schlug höher.
Wieder und wieder las ich den Satz.

„Er muss noch mit sich selbst fertig werden, das ist immer das Schwerste.“

Mein Mund stand weit offen, als ich daran dachte, dass Simon beim lesen dieses Satzes an mich denken musste.

Hatte er das extra gemacht?
Wusste er nicht mehr, dass dieser Zettel darinklebte oder nahm er das in Kauf?
War das eine Lehre?
Was wollte er damit sagen?

Tausend Gedanken durchdrangen meinen Kopf, ich fühlte mich gut und schlecht zur selben Zeit.

Wieso löste dieser eine blöde Satz, den Simon extra auf mich bezog, solche Gefühle in mir aus?

Ich klappte das Buch schnell zu warf es auf meinen Sessel von dem ich mich erhob.

Trotz meines schnellen Herzschlags wurde ich plötzlich sehr müde.
Schnell schaltete ich das Licht aus und legte mich in mein Bett.

Musste ich noch mit mir selbst fertig werden? Ich wusste doch wer ich war, und aus der Pubertät war ich raus, also konnte er dieses fertig nicht meinen.

Ich hatte Angst ihn darauf anzuspechen, denn Simon war schlau, was Menschen anging.
Er wusste was in ihnen vorging und erkannte ziemlich schnell, wenn sie etwas versteckten.
Naja, meistens.

So große Selbstzweifel hatte ich ewig nicht mehr, es machte mir Angst.

Aus irgendeinem Grund wollte ich nun nicht alleine sein und irgendwie wünschte ich, Simon wäre hier um mich zu beruhigen.

Die Sätze habe ich echten Büchern entnommen, die ich im Regal stehen habe. Die Zeilen habe ich selbst mit kleinen Klebezetteln markiert und meistens sagen diese Sätze mehr über einen Menschen, als man glauben mag.
I'm a Genius xD

Tounge Twister || CrispyWill [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt