Mortal (german version)

Heute

Er wußte nicht, wie lange er schon da saß. Jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen und er konnte nicht sagen, ob es Tag oder Nacht war. Was auch nicht von belang war.

Ihr toter lebloser Körper lag schwer in seinen Armen, ihre kalte Wange an seinem Oberkörper und er strich ihr immer wieder über das Haar, in der Hoffnung, sie würde darauf reagieren, aber natürlich wußte er, daß sie das nicht tun würde.

Er war zu spät gekommen, und dabei hatte er ihr versprochen, daß sie sich wiedersehen würden, bevor diese verfluchte Krankheit ihr das letzte bißchen Leben nehmen würde. Er hatte sein Versprechen gebrochen, und nun wurde er dafür bestraft.

Eine einsame Träne rollte über seine Wange und fiel auf ihr dunkles Haar. Er liebte sie. Aber er hatte es ihr nie gesagt. Natürlich nicht. Er konnte nur hoffen, daß sie es gewußt hat, auch wenn er sie im letzten Moment verlassen hatte.

Er blickte neben sich auf den Tisch, auf den er das Quellwasser abgestellt hatte. Der Druide hatte gesagt, daß es helfen würde, wenn sie noch lebte. Also war seine Hoffnung nicht sehr groß, daß es jetzt noch etwas bringen würde, es ihr zu geben. Es war schwer sie gehen zu lassen, wo er sie doch gerade erst gefunden hatte,. Jemanden, der ihn verstand und den er verstand.

Als die Tür sich langsam bewegte schrie er:"Raus hier!" noch bevor er sehen konnte, wer versuchte hinein zu kommen. Es war nicht wichtig. Auch wenn sie trauerten, so wie er, Niemand hatte das Recht ihn jetzt zu stören.

Sie würden ihn ansich nur noch mehr hassen, daß er es nicht rechtzeitig geschafft hatte, sie zu retten. Er hob ihren Kopf an und strich ihr über die Wange. Warum hatte sie ihm nicht früher gesagt, daß sie krank war? Warum hatte er es nicht selber bemerkt?

Warum war ihm anscheinend das Glück, das für viele selbstverständlich war, nicht vergönnt? Zärtlich küßte er sie auf die Lippen und griff nach der Flasche auf dem Tisch. Er würde es probieren, es konnte ihr ja nicht mehr schaden.