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Sie hustete. Nicht das erste mal heute. Ihr war schon beim Aufstehen klar gewesen, daß heute kein guter Tag war, aber sie war nicht der Typ, der sein Leiden nach außen trug, zudem hatte sie einfach zu viel zu tun. Sie nahm ein paar ihrer Tabletten ein und setzte sich wieder an den Schreibtisch.

Es war etwas zum verzweifeln. Sie kam einfach nicht weiter. Es war komplizierter als sie dachte. Seufzend legte sie die Stirn auf den Scheibtisch und dachte doch darüber nach wieder ins Bett zu gehen. Als es klopfte sah sie zur Tür und beobachtete Loki dabei, wie er den Raum betrat und gegenüber von ihr Platz nahm.

"Geht es ihnen gut?" fragte er. Sie war erstaunt. Sie hatte eher so etwas erwartet, wie 'warum arbeiten sie nicht' oder was auch immer. Sie nickte. "Ja, ja sicher. Alles gut. Ich stecke gerade etwas fest und ich bin sehr müde", was stimmte und vor allem auch an ihren Medikamenten lag. Er lehnte sich etwas nach vorne und das weiße Hemd, das er trug spannte sich über seinem Oberkörper. "Sie sollten sich auch ab und zu ausruhen, sonst können sie keine gute Arbeit leisten", sagte er. Was sollte das heißen? Das sie keine gute Arbeit leistete? "Ich, nein, es ist in Ordnung. Ich schlafe genug. Alles gut".

Seine blauen Augen starrten sie an und sie bekam eine Gänsehaut. "Woher das Interesse für all das?" fragte er dann und glitt mit den Fingern über ihre Bücher, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Sollte das ein persönliches Gespräch werden? Sie strich sich durchs Haar. "Ich bin damit aufgewachsen. Mein Vater hat mir jeden Abend Geschichten erzählt. Von Asgard, Göttern, Walhalla und all dem. Als ich älter wurde, wußte ich, daß das genau das ist, was ich immer machen will. Und so kam das dann ", fasste sie es grob zusammen. Er schlug die Beine übereinander.

"Ich habe ihre Doktorarbeit gelesen", sagte er dann. Jetzt wurde es komisch, und sie spürte die Hitze in ihren Kopf steigen. "Tatsächlich?" fragte sie. Er lächelte. "Sehen sie mich wirklich so, wie sie es dort beschreiben?" fragte er dann. "Nun, es ist eine sachliche Darstellung. Eine Analyse. Es ist sicher etwas anderes über Jemanden zu schreiben, den man wirklich vor sich hat, als über Jemanden, den man nur aus Büchern und Überlieferungen kennt. Ich sage nicht, daß all das stimmt, was ich geschrieben habe. Ich bin mir da selber nicht mehr ganz so sicher", antwortete sie so diplomatisch wie möglich. "Ich muß gestehen, daß ich mich in einigen Passagen wirklich wiedererkannt habe. Es war amüsant".

Sie lächelte. "Als ich klein war, hat mein Vater mir immer erzählt, daß Loki unter meinem Bett sitzen würde und mich mit zu den Eis Riesen nach Jotunheim mitnehmen würde, wenn ich nicht schnell einschlafe. Ich hatte immer wahnsinnige Angst. Je älter ich wurde, desto mehr interessierte mich die Geschichte dahinter. Es gab keinen besseren Charakter für meine Doktorarbeit", sagte sie dann. "Ja, das Monster vor dem die KInder Angst haben", flüsterte er dann. "Ich denke nicht, daß sie das Monster in der Geschichte sind", sagte sie. Sein Blick traf sie direkt dort, wo er ihr Herzklopfen verursachte. Nein, nein, das war nicht gut. Themawechsel.

"Ich wünschte ich könnte einmal Asgard sehen. Oder eines der anderen realms." Er lächelte leicht schelmisch, da ihm der aprubte Themenwechsel natürlich nicht entgangen war. "Vielleicht werden sie das ja bald. Wer weiß?" Sie schluckte. Das wäre natürlich ein absoluter Traum gewesen.

Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper. Plötzlich spürte sie, wie ein Hustenanfall sich ankündigte. Sie sackte leicht zusammen und begann sich zu krümmen, weil ihre Lunge sich ruckartig zusammen zog. Während sie sich die Hände vor den Mund hielt, spürte sie plötzlich wie seine Hände sie auffingen, als sie hustend vom Stuhl rutschte. Nach Luft ringend kniete sie auf dem Boden in seinen Armen. Vor Anstrengung liefen ihr Tränen über die Wangen und er kniete einfach nur neben ihr und hielt sie fest. Als sie langsam wieder Luft bekam entspannte sie sich und fiel in sich zusammen.

Er stand auf , griff unter sie und hob sie hoch um sie dann zu ihrem Bett zu tragen und hinzulegen. Vorsichtig legte er ihre Decke über sie. "Sie sollten sich ausruhen", sagte er dann. Sie wollte noch antworten, schlief aber vor Erschöpfung sofort ein.

Mortal (german version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt