Natürlich hatte sie zugesagt. Wie hätte sie nein sagen sollen? Es gab so viele Dinge, die sie wissen mußte, und die nur er ihr erzählen konnte. Also hatte sie ein paar ihrer Sachen gepackt und hatte sich von Gabriel abholen lassen. Im Museum hatte sie sich abgemeldet, das würde kein Problem sein, sie nahm sich einfach unbezahlten Urlaub.
Schon alleine um an dem Buch arbeiten zu können hätte sie zugesagt. Es war einzigartig, unbezahlbar und sie war eine der ersten, die einen Blick hereinwerfen durfte und damit arbeiten konnte.
Als sie sich nach einer längeren Autofahrt mitten im Wald wiederfand, war sie dann doch etwas erstaunt. Sie folgte Gabriel in eine kleine Hütte, was sie etwas verwirrte. Als er eine Klappe öffnete, die in den Boden führte dämmerte es ihr langsam, daß das hier kein Ausflug war und auch kein Vergnügen werden würde. Er zeigte nach unten und wartete, bis sie hinabgestiegen war. Das helle Neonlicht blendete sie, und was oben in der Hütte noch altmodisch und urig gewirkt hatte, war nun ein hochmoderner Komplex, der sich anscheinend tief in den Boden grub.
Gabriel überholte sie und ging voraus. Wirklich wohl fühlte sie sich nicht, aber sie warf immer einen Blick nach rechts und links in die vielen angrenzenden Räume, die sich vom Flur abzweigten. "Das ist beeindruckend", sagte sie dann. "Ja, hier gehts um eine Menge Macht und eine Menge Geld." Sie war sich nicht sicher, ob sie das gut fand oder nicht. Plötzlich blieb er stehen und öffnete eine Tür.
"Hier ist dein Arbeitsplatz, ich habe mich bemüht all das zu besorgen, was du brauchen könntest. Du bist neben mir die einzige, die selbständig Zugang zu dem Buch hat, der Schlüssel zum Koffer und zum Raum ist in einem Umschlag auf deinem Schreibtisch.". Sie ging an ihm vorbei in den Raum und sah sich um. In einer abgetrennten Ecke stand ein Bett, daneben ein kleiner Raum, den sie als Bad vermutete. Das würde wirklich länger dauern.
Sie stellte ihre Sachen auf den Boden. "Gut, danke. Ich komme sicher zurecht", sagte sie dann. "Wenn du etwas brauchst, dann sagst du es mir. Das Buch befindet sich in dem Raum, 2 Türen neben dieser. Du kannst es zum arbeiten mit in dein Büro nehmen"; sagte er dann noch und verließ den Raum. Entschlossen ging sie zum Schreibtisch und nahm den besagten Umschlag an sich, riß ihn auf und entnahm die beiden enthaltenen Schlüssel. Dann verließ sie ihr Büro und suchte den Raum, in dem sich das Buch befinden sollte. Am Ziel angekommen schloß sie die Tür auf und betrat den kleinen Raum, der früher wohl mal ein Abstellraum gewesen war.
Sie ging auf den Tisch zu, auf dem sich der Koffer befand und öffnete ihn. Fast ehrfürchtig strich sie über den Einband des Buches. Sie schlug es auf und blätterte sich durch die Illustrationen. Es war in 9 Kapitel unterteilt. Jedes Puzzleteil hatte sein eigenes, zudem gab es ein Kapitel in dem man alle Teile zusammen sehen konnte. Es war eigentlich Wahnsinn zu glauben, daß es wirklich funktionieren würde, was hier drin beschrieben war. "9 Teile", flüsterte sie in Gedanken. "Ja, und ich besitze bereits 6 von ihnen", sagte dann Jemand hinter ihr und sie schreckte zusammen und drehte sich um. Sie hatte schon wieder verdrängt gehabt, wie respekteinflößend er war. Aber was hatte er gesagt? "Was? 6 von 9? Sie existieren wirklich?" sie bekam Herzrasen. Das konnte sie einfach nicht glauben. "Sicher. Die letzten 3 sind schwer zu finden, ich brauche Jemanden, der die Hinweise deuten kann. Darum sind sie hier", sagte er dann und ein leichtes Lächeln glitt über sein Gesicht. Sie traute sich kaum, das zu fragen: "Kann ich sie sehen?" Sein Lächeln wurde breiter. "Sicher", er drehte sich zur Tür und ging voraus.
Sie packte das Buch, drückte es an ihre Brust und folgte ihm. Es war kein langer Weg, aber während sie gingen, sah sie immer wieder in seinen Rücken, beobachtete seinen Gang, jede Bewegung. ALs sie an eine große Stahltür kamen, blieb er stehen und tippte etwas in ein Display. ALs die Tür sich öffnete, machte er ihr Platz und zeigte in den Raum.
Fest an das Buch geklammert trat sie hinein und fand sich in einem kleinen Raum wieder, in dem 9 kleine Glaskästen auf augenhohen Podesten standen. 3 waren leer. 6 gefüllt. Fassungslos blieb sie vor dem ersten stehen und sah hinein. Das Puzzleteil war handteller groß, farblos. Es sah fast aus wie ein Stein, wären nicht die vielen verschiednen Runen eingemeißelt gewesen. "Vanaheim"; sagte sie und strich ehrfürchtig über das Glas. Dann sah sie in den nächsten Kasten. "Muspelheim", flüsterte sie. "Ich sehe schon, daß sie nicht umsonst hier sind. Ich setze große Hoffnungen in sie"; sagte er und stand plötzlich hinter ihr. Sie kam sich wie im Märchen vor oder in einem schlechten Fantasyfilm.
"Welche Teile fehlen noch?" fragte sie dann und sah ihn an, sie mußte aufsehen. "Sagen sie's mir", antwortete er. Er wollte sie also testen. Na gut. Sie sah in alle Kästen. "Asgard, Jotunheim und Svartalfheim", sagte sie dann. Er lächelte. "Richtig." "Warum Asgard?" fragte sie dann. Er lachte. "Erstaunlicherweise ist es für mich besonders schwierig an das Teil zu kommen, obwohl ich in etwa weiß, wo es sich befindet. Ich bin nicht gerade ein gern gesehener Gast dort".
Ja, das wußte sie wohl. "ich werde tun, was ich kann, sie werden nicht enttäuscht sein", sagte sie dann und warf wieder ein Blick auf das Buch, daß sie noch immer an sich gepresst hatte. "Ich hoffe", antwortete er nur.
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Mortal (german version)
FanfictionKara ist eine Expertin für nordische Geschichte und geht einem ganz normalen Job in einem Museum nach, bis Jemand auftaucht und sie um einen Gefallen bittet. Ein Gefallen, den sie nicht ausschlagen kann. Und plötzlich findet sie sich in einer Welt w...