Is it really over?

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Carlottas Sicht

„Carlotta, bitte. Du benimmst dich albern" sagte Andreas, dem ich in sein Büro folgte. „Ich benehme mich albern?!" zischte ich und schmiss meine Tasche dabei in die Ecke, was er mit weit aufgerissenen Augen beobachtete. „Wie wärs, wenn du einfach deine Finger bei dir lässt?" fragte ich und dann schnaubte Andreas. „Ich habe wirklich keine Ahnung wovon du überhaupt sprichst, ehrlich" sagte er dann und ließ sich auf seinen Stuhl fallen, was ich mit einem Zischen quittierte. „Nee.. natürlich nicht. Diese blonde Frau ist seit Wochen ständig in deinem Büro und immer, wenn ich euch sehe umarmt ihr euch" half ich ihn auf die Sprünge und dann legte er streng den Kopf schief. „Carlotta" sagte er mit rauer Stimme, „das ist die Nichte von meinem Cousin" erklärte er und plötzlich kam ich mir wirklich albern vor. „Oh" meinte ich dann wenig geistreich und Andreas rollte genervt mit den Augen. „Ja, oh" bestätigte er. „Wie wäre es, wenn du das nächste Mal einfach fragst, bevor du wieder irgendwelche Vermutungen anstellst, die nicht stimmen" sagte er und ich fühlte mich durch seine Worte tatsächlich angegriffen. Was war denn heute los? So explosiv waren wir doch sonst nicht - nicht im negativen Sinne jedenfalls. „Wieder?" fragte ich dumm nach und verschränkte meine Arme, ehe ich mich mit dem Po am Tisch anlehnte und ihn beobachtete. „Carlotta, lass uns nicht streiten.. ich habe kein Interesse an anderen Frauen und das weißt du ganz genau. Und du solltest dich langsam mal entscheiden was du willst, du benimmst dich nämlich wie meine Freundin, aber dazu hast du eigentlich kein Recht" sagte er dann. Das hatte gesessen. „Wir streiten aber" hielt ich trotzig dagegen. „Also was meinst du mit wieder?" beharrte ich auf meiner Frage und Andreas seufzte, ehe er sich mit beiden Händen durchs Gesicht fuhr. „Du hast ja schließlich auch alleine beschlossen, dass ich keine weiteren Kinder will. Und auch, dass ich nicht mehr heiraten würde" ließ er die Bombe dann platzen und für einen Moment lang hielt ich die Luft an. „Du hast doch selber gesagt, dass du dir manchmal wünscht du hättest nur ein Kind" verteidigte ich mich und erneut rollte Andreas mit den Augen. „Carlotta, das habe ich doch aus der Wut heraus gesagt. Es ist eben nicht immer einfach Papa zu sein, aber natürlich würde ich keins der Monster mehr missen wollen. Und ich kann mir sehr wohl vorstellen mit dir noch ein Kind zu bekommen. Mit einer anderen Frau nicht, aber mit dir sehr wohl" sagte er dann und gequält schloss ich die Augen. „Aber du musst mich auch verstehen .. du hast das Ganze schon ein Mal durch. Ich würde das einfach gerne gemeinsam mit jemandem erleben, der nicht schon so viele gute oder auch schlechte Erfahrungen mit einer anderen Frau gemacht hat" sagte ich dann leise und traute mich schon fast nicht Andreas dabei anzusehen. „Dann ist die Sache doch ziemlich eindeutig, Lotti" sagte er und klang dabei unheimlich resigniert. Dass er nun meinen Spitznamen benutzte ließ mein Herz etwas schwerer werden und ich hielt kurz die Luft an und wünschte mir, dass dieses Gespräch nicht darauf hinauslief, dass wir uns trennten. „Nein Andi, ist es nicht. Ich liebe dich" sagte ich dann und ging ein Stück auf ihn zu, ehe ich vor ihm stehen blieb und ihn ansah. Mit traurigen Augen erwiderte er meinen Blick und nahm meine Hände in seine. „Ich liebe dich auch. Du weißt gar nicht wie sehr ich dich liebe.. aber ich kann das so nicht mehr. Dieses ständige auf und ab, mal denke ich, dass ich dich endlich für mich habe und im nächsten Moment bist du schon wieder weg. Wenn ich dich nie ganz haben kann, was machen wir dann hier?" stellte er dann die Frage von der ich nicht wusste, dass sie mich so sehr treffen würde. "Andi.. meinst du nicht, dass wir die Situation gerade etwas hochschaukeln? Ich meine wir sind uns im Moment nicht so nah wie sonst und.." spielte ich auf meine Knieverletzung an, die natürlich auch dafür sorgte, dass unser Sexleben litt. "Carlotta, ich bitte dich" sprach er dann wieder streng und würde seine Wut nicht mir gelten fänd' ich seine Tonlage durchaus sexy. "Ja, was denn?" fragte ich und wurde langsam auch wütend. "Es geht mir doch nicht nur um den Sex und genau das ist das Problem. Ich will mit dir zusammen sein und wenn du ehrlich bist, dann sind wir das doch auch schon längst. Aber immer wenn es ernst wird rennst du davon und das begreife ich einfach nicht. Du kannst echt alles von mir haben, aber anscheinend willst du es nicht. Nenn mir einen Grund warum wir so weiter machen sollten wie bisher?" sprudelte es dann aus ihm heraus, während er sich aufrichtete und nun mit dunkel funkelnden Augen vor mir stand. "Weil wir uns lieben, ist das nicht Grund genug?" hielt ich dagegen und richtete mich auch auf, so dass ich seine Nase nun mit meiner berühren konnte. Gequält sah ich ihn an, während ich den Abstand zwischen uns verringerte und auch Andreas schloss gequält die Augen, ehe er in letzter Sekunde zurück wich und mich verständnislos stehen ließ. "Aber manchmal reicht das nicht aus" sagte er dann und dann verdrehte ich unwillkürlich meine Augen, ehe ich ihn mit einem bösen Blick fixierte.

"Und das hast du jetzt gerade beschlossen, ja?" fragte ich wütend und Andreas sah verwirrt über meine aufkommende Wut zu mir herüber. "Weißt du eigentlich was das für ein Gefühl ist, Lotti? Ich kann doch nichts an meiner Vergangenheit ändern und wenn wir uns früher getroffen hätten, dann wären wir bei weitem nicht da, wo wir jetzt sind. Du bist sechzehn Jahre jünger, natürlich warst du noch nicht verheiratet - und es tut mir leid, dass es dich so stört, dass ich Kinder und eine Exfrau habe. Aber die kann ich nicht weg zaubern und das will ich auch nicht" sagte er dann und ich schnaubte. "Du weißt ganz genau, dass ich deine Kinder über alles liebe und niemals verlangen würde, dass du mich ihnen vorziehst" sagte ich und Andreas schloss die Augen und sagte einen Moment lang nichts. "Du kannst mich nur mit meinen Kindern und meiner Vergangenheit haben. Ich weiß nicht warum es so ein großes Thema für dich ist, dass ich schon ein paar mehr Erfahrungen auf dem Buckel habe. Ich meine, meistens stört es dich auch nicht" sagte er dann und fassungslos sah ich ihn an, ehe ich grinsen musste, da ich genau wusste worauf er anspielt. "Du bist unmöglich" meinte ich und auch Andreas lachte kurz, ehe er wieder ernst wurde. "Ich kann nichts anderes machen, als dir zu sagen, dass ich dich liebe. Ich würde alles für dich tun und wenn das nicht reicht, wenn ich dich dann immer noch nicht haben kann, dann müssen wir uns trennen. Und zwar jetzt, sonst schaffe ich das nie.." sagte er und geschockt sah ich ihn an, da er es nun wirklich ausgesprochen hatte. Ich wollte mich auf keinen Fall von ihm trennen, nicht jetzt so ohne Vorwarnung und auch an keinem anderen Tag.

„Du hast mich doch, Andi" sprach ich dann sanft und nahm sein Gesicht in meine Hände und er schaute mich kurz an, ehe ich Tränen in seinen Augen erkannte und er den Blick abwendete. „Nein Carlotta. Das habe ich nicht" sagte er mir brüchiger Stimme und ging an mir vorbei, sodass ich sein Gesicht nicht mehr festhalten konnte. „Und wenn ich dich nicht haben kann, dann kannst du mich auch nicht mehr haben" sagte er und geschockt weiteten sich meine Augen, während ich beobachtete wie er zur Türe ging und diese öffnete. Völlig perplex starrte ich ihn einfach nur an, während ich mich fragte, ob das gerade wirklich sein Ernst war. "Wie jetzt, das war's?" fragte ich verständnislos und war unheimlich wütend und traurig zugleich, dass er so reagierte. "Wenn du nicht mit mir zusammen sein willst, dann ja. Dann war es das" sprach er, ohne mich dabei anzusehen. Immer noch völlig fassungslos sah ich ihn an und stellte wütend fest, dass er meinem Blick gekonnt auswich. Ich wusste, dass ich an dieser Situation die Schuld trug und dass Andreas vor allem so reagierte, um sein Herz zu schützen. Doch meins zerbrach in tausend Teile, während ich langsam begriff worauf dieses Gespräch, das schon längst überfällig war, hinaus lief. Auch wenn alles danach in mir schrie ihm zu sagen, dass ich ihn liebte und mit ihm zusammen sein wollte, so konnte ich nicht. Ich konnte meinen Traum von einer eigenen Familie nicht einfach so schnell begraben und als Andreas erneut das Wort ergriff wusste ich, dass diese unvergessliche Zeit mit Andreas wirklich vorbei war. „Geh bitte, Lotti" und während er das sagte brach seine Stimme erneut und er krallte sich mit den Fingern an der Türe fest die er für mich öffnete und ich konnte ihn einfach nur anstarren. „Du machst Schluss?" fragte ich dann überflüssiger Weise nach einer gefühlten Ewigkeit und stellte ich mich neben ihn, während auch ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Und dann schloss Andreas seine Augen, viel mehr kniff er sie zusammen, während er stumm anfing zu nicken. Wie automatisch streckte ich meine Hand nach seiner aus und versuchte ihn dazu zu bringen mich anzugucken. Viel zu unwirklich war die Situation gerade - ich war doch nur in sein Büro gekommen, damit wir uns endlich wieder vertrugen. Und nicht, damit wir uns trennten. Doch als Andreas meiner Berührung auswich wusste ich, dass es tatsächlich vorbei war. Noch ein Mal sah ich ihn an, ehe ich mich wie ferngesteuert in Bewegung setzte und sein Büro verließ.

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