Won't say no.

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Carlottas Sicht

Der Tag startete schon komisch als ich feststellte, dass mein Wecker nicht geklingelt hatte und ich somit bei fast allen Terminen heute zu spät dran war. Parallel dazu machte sich eine gewisse Nervosität in mir breit, je später es wurde, was damit zusammen hing, dass Andreas und Lotta heute für die nächste Reitstunde vorbei kamen. Nach unserem Ausrutscher vor ein paar Tagen hatte ich nichts von Andreas gehört und mir wurde bei dem Gedanken daran ihn wieder zu sehen auch ganz mulmig. Noch nie hatte ich einfach so mit einem Mann geschlafen, den ich kaum kannte und für den ich keine Gefühle hatte. Dass Andreas um einiges älter war machte die ganze Sache noch skurriler, als sie eh schon war. Ich war absolut nicht der Typ für eine lockere Nummer für Zwischendurch und konnte mir bis heute keinen Reim darauf machen wie es dazu hätte kommen können. Nichtsdestotrotz musste ich mir eingestehen, dass mir der Sex mit Andreas ziemlich gefallen hatte und ich noch sehr oft daran denken musste - auch, wenn der andere Teil in mir versuchte das Ganze zu verdrängen, da ich ihn noch viel zu oft sehen würde und die Situation eventuell unangenehm werden könnte. Aber all das Grübeln half nichts und so kam Andreas mit Lotta pünktlich um halb fünf in den Stall und sah mich grinsend an, während Lotta mir kurz zurief, aber direkt zu Pippa rannte. "Hey Löttchen" sagte er und benutzte wieder den seltsamen Spitznamen, den er auch schon beim letzten Treffen genommen hatte. "Hey" sagte ich nur und wich seinem Blick aus, der mich erneut zu durchbohren schien und ich spürte, dass ich erneut ziemlich nervös wurde. "Wie geht's dir?" wollte er wissen und legte dabei den Kopf schief, doch das Grinsen auf seinem Gesicht wich nicht mal für eine Sekunde. "Gut?" kam es dann eher fragend und ziemlich wortkarg von mir, was Andreas nur amüsiert hinnahm. "Ist alles für das Turnier geplant oder sollen wir noch ein Mal über die Pläne gucken?" wollte er dann wissen und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe. Verwirrt sah ich ihm in die Augen, die keck funkelten und dieses Mal schaffte ich es sogar seinem Blick Stand zu halten. "Nicht nötig" meinte ich dann eher schroff und schnappte mir Pippas Sattel, um mit der Reitstunde zu beginnen. Andreas folgte mir nur verwirrt und ich wusste selber nicht genau was mit mir los war. Die Situation mit Andreas überforderte mich einfach und ich fand es nicht gerade angemessen vor seiner Tochter mit ihm zu flirten, also ging ich lieber auf Abstand. Zumal es auch danach aussah, dass ich nur ein kleiner Spaß für ihn war - und den Zahn wollte ich ihm unbedingt ziehen.

Als ich Pippa und Lotta auf den Platz führte und die Türe schloss spürte ich Andreas in meinem Rücken und drehte mich zu ihm herum. Fragend sah ich ihn an, doch er sah genauso fragend zurück. "Ich meinte das ernst mit den Plänen" meinte er dann und fing dann meinen Blick mit seinen Augen und hielt ihn für einen kurzen Moment lang gefangen. "Du bist so abweisend.. wenn ich zu weit gegangen bin, dann tut es mir leid" sagte er dann und augenblicklich weiteten sich meine Augen, ehe ich kurz zur Seite guckte und Lotta eine kurze Anweisung gab die Zügel etwas lockerer zu lassen. "Nein, tut mir leid. Aber ich bin etwas überfordert, ich denke schon die ganze Zeit darüber nach wie es ist dich hier wieder zu sehen, nachdem wir... nach Dienstag halt" stammelte ich und hätte mich am liebsten selber geohrfeigt. Das klang wirklich sehr erwachsen, Carlotta. "Und, wie ist es mich wieder zu sehen? Nach Dienstag?" fragte Andreas dann und schon kamen der kecke Ausdruck in seinen Augen und das süffisante Grinsen auf seinem Gesicht wieder zum Vorschein. "Normal?" sagte ich dann wieder eher fragend und Andreas schnaubte empört. "Normal" wiederholte er und schüttelte mit dem Kopf. "Und ich dachte ich hätte einen besseren Eindruck hinterlassen" sagte er dann und brachte mich damit zum lachen. "Mh" machte ich nur und zog die Augenbrauen nach oben, während ich mit den Schultern zuckte und amüsiert, aber immer noch empört sah er mich an. "Also wenn ich dir jetzt anbiete, dass wir uns nachher sehen, dann sagst du nein?" fragte er und überlegend legte ich den Kopf schief und schaute demonstrativ für ein paar Sekunden nach oben in die Luft und verzog dabei meinen Mund zur Seite. "Mhh.. ja" antwortete ich und Andreas kniff verwirrt die Augen zusammen. "Was ja?" fragte er und ich grinste, "Dann sage ich nein" meinte ich dann und Andreas schaute mich verwirrt und empört zugleich an. "Du sagst also nein?" fragte er noch ein Mal verständnislos und ich rollte mit den Augen, ehe ich erneut zu Lotta schaute und ihre Fußstellung korrigierte. "Ja, ich sage nein. Danke, aber nein Danke" meinte ich und Andreas atmete tief ein, sagte aber nichts. Amüsiert über seine Reaktion konzentrierte ich mich weiterhin auf Lotta, doch beobachtete ich ihn ab und zu aus meinem Augenwinkel. Andreas sagte nicht mehr viel, denn meine Äußerung hatte wohl ganz schön an seinem Ego gekratzt. Auch als Lotta fertig war und Pippa striegelte hielt er sich eher im Hintergrund und ging schon ein Mal zum Auto vor, da seine Exfrau heute kommen und Lotta abholen würde. Dass er sich nicht richtig von mir verabschiedete empfand ich zwar als unhöflich, jedoch war ich definitiv nicht in der Position irgendwelche Erwartungen an ihn zu stellen. Gerade deswegen nicht, weil ich ihn vor einer halben Stunde noch hatte abblitzen lassen.

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