Tag 7

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Es ist ungewiss, ob das Herz immer dem Verstand überlegen ist.


Das quietschen meiner Tür riss mich unsanft aus meinem Schlaf und ich schreckte auf. Als ich zur Tür blickte, konnte ich jedoch lediglich einen Schatten erkennen der immer näher kam. Schließlich fiel die Tür zu und das einzige was ich noch sehen konnte war Dunkelheit.
Schritte kamen weiter auf mich zu, bis sie nah vor mir erstummten.
"Ich weiß, dass ich heute getötet werde, also was soll das gerade?", fragte ich verwirrt, mitten in die Dunkelheit. "Nun, es ging vor einigen Minuten der Befehl aus, dass du erst morgen umgebracht wirst.", sagte eine Stimme und nach kurzem überlegen erkannte ich, das es Caleb's war.
Mein Tod sollte noch weiter hinaus gezögert werden? Wie lange wollte mich der Graf dieser Festung denn noch quälen?
"Freust du dich denn gar nicht? Du darfst einen Tag länger leben! Sowas ist bis jetzt noch nie vorgekommen.", erzählte Caleb laut, in einem immer aggressiver werdendem Ton.
"Nein, ich freue mich nicht. Ich wäre am liebsten direkt nach Alicia's Tod ebenfalls gestorben, doch nun wird mein Tod noch weiter verschoben.", antwortete ich ihm ehrlich.
Nach meiner Antwort war es ruhig. Ich hörte weder Schritte, noch seinen Atmen. Es war, als würde die Zeit für einige Sekunden still stehen. Doch schließlich spürte ich seinen Körper an meinem Rücken und langsam legte er seinen linken Arm um meinen Hals.
"Wie hast du das gemacht? Hast du ihm etwas versprochen oder hast du ihm gedroht? Was hast du mit meinem besten Freund angerichtet?", schrie er aggressiv und zog mich mit seinem Arm nach unten.
Nun lag ich, immer noch von ihm festgehalten mit dem Kopf auf seinen Knien. Meine Hände versuchten vergeblich seinen Arm von meinen Hals zu lösen und meine Beine zappelten herum. Ich wusste nicht was Caleb von mir wollte. Er war immer relativ nett gewesen und nun vergriff er sich an mir?
"Was hast du mit Isaac gemacht? Warum versucht er dich zu schützen?", schrie er mich lautstark erneut an, während er seinen Arm immer fester gegen meinen Hals presste.
"Ich weiß nicht was du meinst!", versuchte ich zu sagen, obwohl ich kaum noch Luft bekam.
Plötzlich zog er mich an meinem Hals weiter nach oben, sodass ich schließlich, mit meinem Kopf an seiner Schulter angelehnt, lag. Ich hörte seinen Atem nun nah an meinem Ohr und merkte, wie er seinen rechten Arm langsam um meinen Bauch legte. Sein linker Arm ließ nun nach und nach von meinem Hals ab und er griff mit seiner, nun freien, linken Hand an mein Kinn und zog es zur Seite. Mein Körper wurde nun ganz ruhig und ich hörte auf dagegen anzukämpfen.
Ich wusste nicht, was er mit mir vorhatte? Würde er mich jetzt töten?
Er zog mich an meinen Bauch und meinen Kinn fester an seinen Körper und noch etwas höher, bis ich schließlich seinen Mund an meinem Hals spüren konnte. Nun fühlte ich, wie zwei spitze Objekte meinen Hals berührten und ein wenig gegen meine Haut drückten.
Langsam fing ich an zu realisieren, dass dies seine Zähne sein müssen. Er musste ein Vampir sein! Das erklärte alles! Jeder hier war ein Vampir, deshalb hatten die Personen auch solch seltsame Bräuche. Im Unterbewusstsein war mir dies sicherlich schon längst klar, doch hatte ich stets zu viel Angst gehabt, um es aktiv zu realisieren.
Schließlich durchbohrten seine Zähne langsam meine Haut und ein furchtbarer Schmerz strahlte von dem Bisspunkt in meinen ganzen Körper. Mit Tränen in den Augen schrie ich auf und kniff hilflos meine Augen zu, während seine Zähne immer tiefer in meinen Körper glitten.
Doch im nächsten Moment, merkte ich wie sein Körper, meinen verließ und ich schließlich irgendwo lag. Es passierte jedoch in so einer hohen Geschwindigkeit, dass ich die Orientierung verloren hatte, als ich schließlich meine Augen öffnete.
Als ich auf den Boden blickte, sah ich dort Caleb liegen. Von seiner linken Gesichtshälfte triefte Blut auf den Boden und er schaute wütend zu mir hoch. Als ich mich versuchte ein wenig zu bewegen, merkte ich erst, dass ich in den Armen einer Person lag, welche mich trug. Ich blickte vorsichtig nach oben. Der Graf dieser Burg schaute mir besorgt in die Augen.
"Warum hast du das getan, Isaac? Was hat sie mit dir gemacht?", schrie Caleb vom Boden aus, doch wagte es nicht aufzustehen.
Als ich den Namen Isaac hörte wurde mir einiges klar. Das war also der Name des Grafen.
Ich spürte wie etwas feuchtes über meine Wunde glitt und als ich erneut nach oben blickte, sah ich, wie Isaac meine Wunde vorsichtig ableckte.
"Sie hat nichts mit mir gemacht. Du, ganz allein du, hast etwas mit ihr gemacht. Fass sie noch einmal so an und ich werde nicht mehr so nett reagieren.", erzählte Isaac in strengem Ton.
Er legte mich sanft auf mein Bett, drehte meinen Kopf zur Seite und klebte ein Pflaster auf meine Wunde, nachdem er diese erneut ableckte. Als ich ihm meinen Kopf wieder zuwenden wollte, war er verschwunden. Auch Caleb war nun nicht mehr in diesem Raum.

Der GrafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt