Tag 8

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Jeder Mensch kann sich verändern.


Die ganze Nacht dachte ich über die vergangenen Ereignisse nach. Ich verstand einfach nicht, warum Isaac mich rettete und sich um mich sorgte.
"Er wird doch der jenige sein, der mich letztendlich tötet!", schrie ich wütend in meinen Raum hinein.
"Nein, das wird er mit Sicherheit nicht.", reagierte plötzlich eine Stimme auf meine Worte.
"Caleb?", fragte ich zurückhaltend und stand von meinem Bett auf. Caleb trat vor mich und blickte mir tief in die Augen. "Er wird dich niemals verletzen können!", berichtete er leicht schmunzelnd.
"Aber er muss! Tötet Isaac mich nicht, werden viele andere sterben!", schrie ich ihn überfordert an, "also warum sollte er mich nicht töten?"
"Weil du ihm gehörst. Isaac hat dich gestern nicht einfach gerettet. Er hat mir mit seinem dominanten Verhalten, wie dem Lecken deines Blutes, als ich auf dem Boden lag, gezeigt, dass du sein einigen bist, welches er behütet. Da wird er dich sicher nicht einfach töten... ", erklärte er mir ruhig.
"Mag er mich?", fragte ich Caleb mit zitternder Stimme und strich mir verlegen durch mein Haar.
"Ich befürchte, dass er dich sogar sehr mag. Ein solches Verhalten habe ich bei ihm nie zuvor beobachten können. Daher dachte ich erst, du hättest ihn erpresst oder ähnliches... Aber als er dich gestern fest in seinen Armen hielt, wütend auf mich und besorgt um dich war, wurde mir klar, dass er dich wirklich mag.", sprach Caleb leicht beschämt weiter.
Ein Lächeln zog sich über mein Gesicht. Isaac hatte mich also aus Zuneigung gerettet.
"Mhh... Wie geht es deiner Wunde eigentlich... Also das wollte ich noch fragen?!", stotterte Caleb leise.
"Es tut vermutlich mehr weh, als es schlimm ist." antwortete ich aufgeschlossen, "und jetzt? Wenn er mich nicht töten werden so viele Menschen sterben. Das kann ich doch nicht verantworten!"
"Nun weißt du, ich bin Isaac's bester Freund und alles was ich je getan habe, tat ich für ihn. Auch das werde ich alleine für ihn tun!" sagte Caleb zweifelnd, legte seinen Körper an meinen und schloss seine Arme um mich. Obwohl ich wusste, dass er ein Vampir war, war sein Körper erstaunlich warm und gemütlich. Ich schloss für einen Moment meine Augen, bis ich etwas merkwürdiges wahrnahm. Ein Windstoß brachte meine weißen Haare zum schweben.
WIND? Ich schaute mich verwirrt um. Wir standen am Fuße des Berges, auf dem Isaac's Burg stand.
"Wie??", stotterte ich fassungslos.
"Wir Vampire können uns zu jeglichen Orten teleportieren, welche nicht mit Sonnenstrahlen gedeckt sind.", erzählte Caleb schmunzelnd. Ich blickte in den Himmel. Der reflektierende Mond war das hellste, was ich seit über einer Woche gesehen hatte. Ich atmete tief ein und aus und genoss den Moment.
Dann ließ Caleb mich los und ging ein paar Schritte nach hinten. "Nun lauf und wage es nicht auch nur einer Person von deinen Erlebnissen zu erzählen... Und ich werde mir eine Geschichte überlegen, in der du es geschafft hast zu fliehen." sagte Caleb und drehte sich von mir weg.
Ich lief auf seinen Rücken zu und umarmte ihn von hinten. "Danke", sprach ich, während eine Träne aus meinem Auge auf sein schwarzes Hemd floss. Er seufzte und verschwand innerhalb einer Sekunde aus meinen Armen.
Ich warf der Burg einen letzten Blick zu und machte mich auf den Weg nach Hause, in Gedanken, ob ich die beiden eines Tages vielleicht wieder sehen werde.

Der GrafWo Geschichten leben. Entdecke jetzt