Verständnis folgt oft auf tiefere Erklärungen
Wie auch die letzten Tagen, durfte ich am nächsten Tag nicht aus meinem Zimmer gehen. Immer wieder hörte ich die verzweifelten Stimmen Anderer und deren klägliche Wehrufe. Ich setzte mich neben mein Bett auf den Boden und lehnte meinen Rücken an einer Wand an. Ich hatte die letzten Tage über so vieles nachdenken können, dass ich langsam nicht mehr wusste, worüber ich mir noch Gedanken machen sollte.
"Ist dir nicht langweilig?", fragte plötzlich eine Stimme neben mir und erschreckte mich sehr. Ich blickte nach rechts, zum Ursprung dieser Stimme und erkannte, dass der Mann, welcher schon gestern mit mir geredet hatte, neben mir saß.
"Natürlich ist es langweilig und zudem echt deprimierend auf den Tod warten zu müssen.", sagte ich und fragte etwas leiser, "Kannst du mich nicht einfach jetzt umbringen?" Ich schaute ihn mit glasigen Augen an und auch er blickte mir in mein blasses Gesicht. Ein besorgtes Lächeln zog sich über sein Gesicht und er schüttelte lediglich seinen Kopf.
"War ja klar, dass mir nicht einmal ein Wunsch dieser Art hier erfüllt wird.", seufzte ich und legte meinen Kopf gegen die raue Wand.
"Ach weißt du Kleines, es ist eine grausame Tradition. Jeder Graf muss täglich ein Mädchen töten, um seine Autorität auszudrücken. Tut er dies nicht, gehorchen die Anderen in der Burg dem Grafen nicht mehr. Und würden die Männer dieser Burg mir nicht mehr gehorchen, würde jeder einzelne von ihnen täglich hunderte Menschen töten. Durch diesen Vorwand, hatte ich nie ein großes Problem mit dem Töten, da ich dadurch viele Menschenleben rette. Doch als ich dich dort vorgestern weinen sah... Ach vergiss es. Aber verstehst du nun, wieso ich dich nicht einfach jetzt töten kann?", erklärte er mir unsicher.
Nach diesen Worten war ich mir sicher, dass dieser Mann kein böser Mensch war. Schon gestern klangen viele seiner Wörter sanft und sorgend. Und diese Eigenschaften machten sicherlich tief im Inneren seinen Charakter aus.
"Ja, ich verstehe!", sagte ich mit einem zarten Lächeln auf den Lippen, "Würde ich jetzt sterben, würdest du für den Tag 7 ein neues Mädchen brauchen. Also werde ich aus Nächstenliebe noch einen weiteren Tag warten können." Meine Stimme zitterte in den letzten Worten. Bald wird alles vorbei sein. Es dauerte ein wenig, bis ich bemerkte wie verwirrt er mich anschaute. Als ich ihm einen fragenden Blick zuwarf, meinte er bloß :" Nein, du kannst das nicht verstehen! Kein Mensch versteht das. Denn es ist immer noch Mord!"
Ich musste schmunzeln. Vermutlich hatte er nicht gedacht, dass ich weder ängstlich noch wütend reagieren würde. Somit sagte ich lediglich, ohne dabei auf seine bisherigen Worte einzugehen:" Danke, dass du mit deinen Taten so viele Menschen schützt."
Während ich diesen Satz sprach blickte ich geradeaus in die Dunkelheit. Als ich mich wieder zu ihm drehen wollte, war er verschwunden.
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Der Graf
Short StoryDelia wollte lediglich ihre beste Freundin zu ihrer neuen Arbeitsstelle fahren. Das dies gewaltige Folgen mit sich zieht, war beiden Mädchen nicht bewusst. Denn ein täglich mordender Graf wartet auf der Burg, welche eigentlich die Arbeitsstelle dars...