Chaostheorie

3 Sticheleien

Bei Patrick

Die Deutschstunden vergingen schnell. Ich kam gut rein in das Thema und bei fragen half mir Michael. Wir verstanden uns und fingen sogar an, Gesprächsthemen außer Deutsch zu finden. Und dann klingelte es zur Pause. Die Schüler wurden unruhig, doch Herr Röhrich sprach seinen Satz noch zu Ende, bis er nachgab und "geht schon", sagte. Sofort sprangen alle auf und gingen aus dem Klassenzimmer. Michael räumte langsam seine Tasche ein und ich selbst wartete auf ihn. "Kann ich mit dir mitgehen? Ich weiß nicht wo der Biologieraum ist." Schüchtern sah ich ihn an. Meinen Rucksack hatte ich schon geschultert. "Ja, kannst mitkommen. Wenn du damit klar kommst, das wir die Pause mit dem da verbringen." Michael deutete mit hochgezogenen Augenbrauen hinter mich. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht eines Jungen. Er war mir zuvor nicht aufgefallen. Sein Haar war dunkel und lang. Und irgendwie sah er aus, als hätte er gerade einen Geist gesehen. "Ist doch okay für dich, wenn wir dem Neuen bisschen helfen zurecht zu finden, oder Manu?", fragte Michael den Jungen und schulterte nun auch seinen Rucksack. Der Junge, dessen Name wohl Manu war, nickte. "Klar. Wieso nicht." Somit gingen wir zusammen aus dem Klassenraum. Herr Röhrich schloss hinter uns ab und sagte nochmal zu mir, das der Bioraum bei der Pausenhalle war.

Michael, Manuel und ich schlenderten die Treppe herunter, als plötzlich ein großer blonder Junge, mit voller Absicht gegen Manuel stieß. Ich wollte den Fremden schon fragen was das sollte, als Manuel auflachte und ihn freundschaftlich begrüßte. "Das ist Maurice", erklärte Michael mir, als er meinen verwirrten Blick bemerkte. "Ah", gab ich nur leise zurück. Manuel und Maurice gingen zusammen ein Stück vor und unterhielten sich leise miteinander. "Die kennen sich seit ihrer Geburt. Ihre Mütter lagen zusammen auf einem Zimmer." Michael zeigte mit dem Finger zwischen den beiden hin und her, als sie sich kurz im laufen umdrehten, schwiegen, mich ansahen, sich wieder umdrehten und weiter redeten.

Da es wieder in Strömen regnete, verbrachten wir die Pause in der Pausenhalle. Und diese war überfüllt. Man kam kaum von einem zum anderen Ende. Wir Vier stellten uns an den Rand, neben einem Mülleimer, der nur so überquoll von Kaffeebechern und Tüten vom Bäcker.

"Ich habe keine Lust auf Biologie", seufzte Manuel. Michael grinste. "Du musst es doch jetzt können. Nach gestern." "Was war gestern?", fragte Maurice neugierig. "Sag es nicht", drohte Manu Michael. Doch dieser grinste nur noch breiter. "Da hat mich Manuel gestern doch noch angerufen und ich musste ihm zwei Stunden Biologie erklären. Zu Anfang war es so, als würde ich mit jemanden aus der Grundschule reden." Maurice kicherte. "Wenigstens versucht er es." Und danach wuschelte er Manuel durch sein Haar. Dieser duckte sich weg und sah ihn böse an. "Kannst du Bio?", wandte sich Manuel nun an mich. Ich hatte leicht lächelnd das Geschehen beobachtet. "Was? Eh, nein. Ein bisschen. Kommt drauf an."

In meiner alten Schule hatte ich eine Vier in Biologie gehabt. Ich schob es auf die Lehrerin, die einfach nicht gut erklären konnte und den Unterricht so langweilig gestaltete, dass man nichts anderes machen konnte, als schlafen. "Bestimmt auf dem gleichen Level wie du, Manu." Michael stieß Manu mit dem Ellenbogen an, der sich nur beleidigt eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete.

Ein weiterer Part von Mula. Wir hoffen er gefällt euch.