Kapitel 1

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"Wo bleibst du nur?", schrie ich Jack an. Er konnte es tatsächlich schaffen, dass wir schon wieder zu spät kamen. Das wäre nun schon das dritte Mal in der Woche. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass es erst Mittwoch ist. "Ich fahre in einer Minute.", schwörte ich und stieg schon einmal in meinen gebrauchten Kombi. Nach exakt fünfundvierzig Sekunden sprang Jack auch schon in meinen Wagen. "Es kann losgehen."

Ich betrachtete ihn verstollen von der Seite. Er sah unglaublich gut aus in seinem grünem Shirt, doch das war nicht der Grund für mein heimliches Starren.

"Du hast dir die Haare abschneiden lassen. Steht dir!" Seine braunen Locken hingen ihm nicht mehr bis an die Schultern, sondern hatten eine angenehme Länge von rund zwei Zentimetern. "Danke. Ich dachte es wäre Zeit für eine Veränderung." Veränderung. Ja, es wurde wirklich Zeit für eine Veränderung. Nach zwei Monaten voller Schmerz hatte Jack anscheinend die Trennung von Hillary endlich überwunden. Von jener Hillary, die ihn vor genau zwei Monaten mit einem Schüler, der Mitch hieß, betrogen hatte. Davor waren die beiden über ein Jahr zusammen gewesen.

"Wollen wir jetzt nicht langsam losfahren?" Damit holte mich Jack in die Wirklichkeit zurück. "Ehh... Klar doch." Ich parkte mein Auto aus der Einfahrt zu seinem Haus aus und brach auf dem Weg zum College einige Geschwindigkeitsbegrenzungen um noch rechtzeitig anzukommen.

Als ich auf meinem Stammparkplatz mein Auto abstellte, vernahm ich schon das Röcheln der Motoren von Jacks Clique. "Alter, wo warst du am Wochenende? Du hast eine fette Party verpasst." "Hatte schon was vor." Ich konnte Jacks Gesichtsausdruck nicht deuten, als er seinem Kumpel antwortete.

"Ich geh dann einmal.", verabschiedete ich mich von ihm. "Bis halb drei."

Und schon machte ich mich allein auf den Weg zu meiner Vorlesung, wie an jedem Morgen. Da ich in Eile war, um nicht unpünktlich zu erscheinen, nahm ich meine Umgebung nicht bewusst war. Ich stolperte über eine Tasche und ließ dabei alle meine Dinge, die ich in der Hand hatte fallen. "Kann ich dir helfen?", fragte mich eine Stimme. Als ich aufblickte, starrte ich in unglaubliche grün gesprenkelte Augen.

Das Tagebuch, das jemand fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt