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„Jimin!" rief Jin freudig aus und kam auf Jimin zugestürmt, um ihn in den Arm zu nehmen. Lange hielten sich die beiden, während um sie herum das Gewusel der Crew tobte. Die letzten notwendigen Sachen wurden aufs Schiff geladen, Nahrungsmittel verstaut und auch die Waffen geladen. Man wusste ja nie, was einen auf hoher See erwarten würde. Jin ließ Jimin's Sorge um seine Familie verblassen und es keimte sogar eine kleine Vorfreude auf die bevorstehende Fahrt auf.

„Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen!" Jin's Augen strahlten und auch Jimin grinste über beide Ohren, als er Jin mit sich zog und sie gemeinsam weiter ins Innere des Schiffes gingen. Davor winkte er noch ein letztes Mal seiner Familie und spürte Tränen in seinen Augen, doch Jin drückte einmal stark seine Hand und lenkte somit den Blick von Jimin auf sich. Jimin war dankbar, dass er Jin mit an Bord hatte. Ohne ihn würde er diese langen Fahrten niemals überstehen. Er würde wahrscheinlich mitten auf dem Meer verrückt werden oder sonstiges. 

„Setzt die Segel nach Osten!" rief Jimin lautstark seiner Crew entgegen, die treu seine Befehle sofort umsetzte.

Jimin's Vater war nun schon seit 5 Jahren verschwunden und seitdem hatte er sich Stück für Stück mit jedem Auftrag das Vertrauen und die Treue seiner Crew erarbeitet. Es war nicht leicht. Viele hielten ihn für unfähig und stellten sich sogar gegen ihn. Doch er hatte Verbündete. Freunde seines Vaters oder Jin, der in ihm schon vom ersten Tag an einen erfolgreichen Kapitän gesehen hatte. Und so kam es, dass er nun der beste Kapitän Bagans war. Dies war auch der Grund, wieso er solche wichtigen Aufträge bekam und kein anderer. Manchmal wünschte er sich es wäre anders, aber nur so bekam er das nötige Geld.

Mittlerweile befanden sie sich schon weit auf dem Meer. Die Küste war gar nicht mehr zu sehen. Um sie herum befand sich nur tiefblaues Meer, was durch die untergehenden Sonne glitzerte.

Jimin stand an Deck und atmete einmal tief die Meeresluft ein. Tief in seinem Inneren hatte er es vermisst. Die Freiheit, die er verspürte, wenn er nichts außer Wasser um sich herum sah, wenn er die salzige Meeresbrise einatmete und einfach all seine Sorgen hinter sich lassen konnte. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er die Augen schloss und den Wellen lauschte, die an sein Schiff schlugen.

„Na, an wen denkst du denn da gerade?" Jin trat neben Jimin und als Jimin die Augen öffnete, konnte er seinen besten Freund mit den Augenbrauen wackeln sehen. Dafür schlug er ihm gegen den Arm und drehte sich erneut lachend zum Horizont. „An niemanden! Ich habe einfach nur die Freiheit genossen, du Pabo." Jin schüttelte lachend den Kopf und drehte sich ebenfalls zum Meer.

Kurze Zeit war es still zwischen den beiden. „Denkst du, wir werden die Insel finden?" fragte Jin nach einer Weile. Jimin zuckte bloß mit den Schultern. „Ich habe den ganzen Tag versucht, die Karte zu entschlüsseln, aber ich kriege es einfach nicht hin." seufzte er laut. „Ich weiß nur, dass sie von uns aus im Osten liegt. Bis übermorgen brauchen wir aber einen genaueren Kurs, sonst fahren wir blind durch die Gegend ohne ein genaues Ziel."

Vorsichtig musterte Jin Jimin von der Seite. Sein Gesicht war vom Nachdenken verzogen und er starrte weit aufs Meer hinaus. Er konnte ihm ansehen, dass es ihm zu schaffen machte. Kommt er mit leeren Händen nach Hause, erhält er auch keinen Lohn. 

„Wollen wir uns die Karte morgen mal zusammen anschauen?" Jimin nickte leicht und lächelte Jin schwach an. „Danke, dass du mir hilfst."

Doch Jin schüttelte nur den Kopf. „Ist doch selbstverständlich als dein erster Berater." Stolz reckte Jin seinen Kopf und grinste vor sich hin. „Nein. Ich meine mehr als das. Du bist immer da, wenn es mir mal wieder nicht gut geht und ich wollte mich dafür bedanken." Jimin drehte sich zu Jin, der ihn nur aus großen Augen ansah. „Wie kommt es, dass der Kapitän mir so eine Ehre erweist?" fragte er lachend, aber schnell wurde er wieder ernst und zog Jimin in eine feste Umarmung. 

„Scherz bei Seite. Jimin, schon seit dem ersten Tag habe ich in deinen Augen gesehen, dass du die See und deinen Beruf liebst. Ich werde dir immer treu folgen und dir für Ratschläge zur Seite stehen." Er legte eine Hand auf Jimin's Rücken, der sich in seine Umarmung schmiegte. Er vermisste die Geborgenheit seines Freundes.

„Und außerdem. Jimin, du bist mein treuster Freund. Für dich würde ich alles tun." flüsterte er leise, als die Sonne hinter ihnen unterging. Jimin schlang beide Arme um Jin und murmelte ein leises 'Danke' in seinen Nacken.

Ihn ließ jedoch das Gefühl nicht los, dass ihnen etwas bevorstand. Etwas, von dem Jimin nicht wusste, ob es gut oder schlecht ist. Etwas, das Jimin Angst machte.

****

Frustriert schlug Jimin einmal mit der Faust auf den Tisch, sodass die Utensilien auf diesem wackelten und drohten runterzufallen. Er schloss verzweifelt seine Augen und bettete seinen Kopf in seinen Händen, die er auf dem Tisch ablegte. Es traten einige Tränen in seine Augen, aber er wollte sie seiner Mannschaft nicht zeigen. Sie konnten nicht sehen, dass er schwach war. Dass er verzweifelt war und nicht mehr weiter wusste. Es waren Tage vergangen, in denen Jin und Jimin sich den Kopf darüber zerbrochen haben, wo diese legendäre Insel liegen könnte. Doch auch sie waren an der Karte verzweifelt. Es war unbekanntes Gewässer.

Jimin entschuldigte sich schnell bei seiner Mannschaft und verließ den Speiseraum, um zu seiner Kajüte zu gehen. Tausende Gedanken schwirrten in seinem Kopf. Vor allem die Sorge um seine Familie machte ihm zu schaffen.

Unruhig tigerte er in seiner Kajüte auf und ab und lauschte der Stille, die ihn jedoch nur unruhiger werden ließ. Nach einiger Zeit ertönte ein leises Klopfen an der Tür, was Jimin aber nicht mitbekam. Er war viel zu tief in Gedanken versunken. Jedoch öffnete Jin die Tür ohne eine Antwort seines Vorgesetzten und schritt in den von Kerzen erleuchteten Raum, um Jimin vorzufinden, der gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Schnell schritt Jin zu diesem und legte einen Arm um seine Schulter, was Jimin zusammenzucken ließ.

„Hey. Mach dir nicht zu viele Gedanken." versuchte Jin ihn aufzumuntern, aber Jimin stieß nur Luft aus und schüttelte den Kopf. „Wir müssen diese verdammte Insel finden, Jin." Damit ging er wieder zu dem Tisch auf dem die Karte ausgebreitet lag und starrte sie an. Jin folgte leise seufzend. 

Es hatte doch keinen Sinn, dachte er sich im Stillen. Doch er wusste wie wichtig Jimin diese Sache war. 

...

Auch nach mehreren Stunden waren die beiden kein Stück weiter. Es war schon später Abend und die Crew war zum Teil schon schlafen gegangen.

„Kommt dir von den abgebildeten Namen wirklich nichts bekannt vor? Hat dein Vater vielleicht mal irgendwas davon erwähnt?" fragte Jin und rieb sich über die Stirn. Sein Kopf dröhnte. Jimin zuckte mit den Achseln. „Vater hat mir nie etwas von einer verborgenen Insel erzählt. Wahrscheinlich wusste er nicht mal etwas davon." murmelte Jimin, während sein Blick sich auf ein kleines Dorf fixierte.

Dieser Name kam ihm bekannt vor und er sprang mit einem leichten Lächeln auf und sprintete nach draußen. Jin folgte ihm verwirrt.

„Setzt die Segel Richtung Norden! Ziel ist Reykja."

Danach ging Jimin wieder in seine Kajüte und schmiss sich auf sein Bett. Jin folgte und ließ sich neben ihm nieder. „Ist dir etwas eingefallen?" Jimin nickte und ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „In dem einen Dorf, was dort abgebildet war, wohnt ein alter Freund von mir. Vielleicht kann er uns weiter helfen."

...

Hätte Jimin gewusst, dass ihm gerade ein Piratenschiff mit einem finsteren Kapitän entgegen kam, hätte er seine Route wahrscheinlich nicht geändert.




Lost at sea - ym, germ.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt