Lennox
»Hat jemand von euch Neal gesehen?« rief ich panisch durch das Feldlazarett.
Ich versuchte sein Gesicht unter so vielen gleich aussehenden zu finden.
»Seine Augen haben unterschiedliche Farben. Eines davon ist braun und das andere ist hellblau. Er hat schwarze verwuschelte Haare. Eine kleine Narbe an der rechten Augenbraue und einen tätowierten Wolf an der Schläfe. Er sieht jünger aus, als alle anderen und hinkt ein wenig mit dem linken Bein. Er hat eine Beinprothese. Wirklich weiß denn niemand, wo er ist?« beschrieb ich laut meinen Freund und erntete nur mitleidige Blicke, von den vorbei huschenden Männern.Überall lagen Verwundete herum und die Atmosphäre war von Schmerz und Leid geprägt. Es roch übelst nach Blut. Die Sanitäter waren restlos überfordert, so wie nach jedem Ende einer Schlacht, dass ich bis jetzt miterlebt hatte. Also nichts, was man nicht schon kannte.
Männer von der 501. Legion mischten zwischen dem ganzen Grau mit. Hier und dort, kamen neue Tragen mit Verwundeten an.
Nackte Angst machte sich in mir breit. Denn mein Lieblingsbruder war einfach nicht auffindbar. Dabei waren wir doch sonst immer so darauf bedacht, uns gegenseitig Rückendeckung zu geben.
Wie habe ich bloß Neal aus den Augen verlieren können? Banthadreck. Was ist schief gegangen?
Bitte lass ihm nichts passiert sein.Ich fand einen meiner Leute auf einer Trage, nicht weit von mir entfernt liegen.
Zum Glück hatte Asher sich das Haar hellblond gefärbt und war deshalb leicht zu identifizieren. Ich klemmte mir den Helm unter dem linken Arm und machte mich auf den Weg zu ihm.
Ich lief Slalom durch die vielen herumwuselnden Soldaten und erreichte die Trage auf der er lag. Kurz ließ ich meinen Blick über ihn schweifen.
Aus seinem Man Bun hatten sich ein paar lange Strähnen gelöst und diese klebten ihm im Schweiß und mit Blut besudelten Gesicht. Einige Splitter, steckten in seinem Brustkorb. Überall schien er etwas blau und grün zu sein. Doch sonst fehlte ihm kein Körperteil, was ich als ein gutes Zeichen wertete.
Ashers Augenpaar wanderte suchend hin und her. Er schien ansprechbar zu sein.»Bruder« machte ich ihn auf mich aufmerksam und streichelte behutsam über seinen Kopf.
»Lennox. Mann, bin ich froh dich zu sehen« brachte Asher mit kehliger Stimme zwischen zwei rasselnden Atemzügen hervor, als ich in sein Blickfeld trat.»Hast du vielleicht Neal gesehen? Ich habe ihn aus den Augen verloren« erwiderte ich und nahm einen Lappen von einem Sanitäter entgegen.
Ich begann damit, meinem Kumpel das viele Blut aus dem Gesicht zu waschen.
»Nein. Tut mir leid« murmelte er kraftlos und schenkte mir einen mitleidigen Blick. Seine Gesichtszüge entspannten sich und er schien wirklich froh, über meine Anwesenheit zu sein.
»Er taucht schon wieder auf« entgegnete ich Schulterzuckend und versuchte meinen Zweifel daran, über Bord zu werfen. Ich musste, jetzt erstmal, für Asher da sein.»Weißt du schon, ob einer von unserem Trupp es nicht geschafft hat?« fragte er zögerlich und stöhnte gequält auf, als ich aus Versehen den riesigen Bluterguss auf seiner nackten Brust zu nahe kam. Bin halt leider kein Sanitäter.
»Mir sind Ari, Case, Lincoln und Hugo alle weitesgehend unversehrt über den weg gelaufen« gab ich das weiter, was ich bis jetzt wusste.
»Das tut gut zu hören« antwortete er, sich ein lächeln abquälend.Ein Sanitäter aus der 501. Legion kam zu mir und legte eine Hand auf meine Schulterplatte.
»Ab hier übernehme ich Soldat. Melden Sie sich bei ihrem Sarge als unversehrt und ruhen sie sich doch ein wenig aus« wandte dieser sich besorgt an mich und schaute sich vorsichtshalber doch noch die Prellung an meiner Wange an. Ich signalisierte ihm mit einem Wink, dass es mir gut ging und ich keinerlei Beschwerden hatte.Doch machte ich keine Anstalten zu gehen, weil ich meinem Kameraden lieber nicht von der Seite weichen wollte.
»Wir sehen uns bestimmt später. Geh und such ihn« versuchte mich mein Kumpel zu überreden ihn alleine zu lassen, insbesondere nur, weil er sich auch um Neal sorgte.
»Bist du dir sicher?« fragte ich ihn. Wir Wölfe waren schließlich ein Team. Eine Familie. Hielten zusammen an guten, wie auch an schlechten Tagen.»Ja Mann. Jetzt geh schon weiter nach unserem Bruder suchen« setzte er nach und ich nickte. Ich drückte zum Abschied dankbar seine Hand. Er wusste genau, wie sehr ich an Neal hing, weil dieser mein verdammtes Herz immer bei sich trug.
Ich verließ das Lazarett und suchte den Sarge. Vielleicht hatte sich Neal schon bei ihm als lebend gemeldet und suchte mich nun ebenfalls.
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Hoping tomorrow, tomorrow is better than today
FanfictionLennox und Neal waren schon miteinander befreundet bevor sie aus den Klontanks geholt worden waren und ins Wolfpack kamen. So erzählten es sich zumindest immer ihre anderen Kameraden im Scherz. Natürlich war das so nicht ganz richtig, die beiden wus...