Technik die wirklich nicht begeistert

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Lennox

»Wir laufen jetzt schon, seit verdammten fünf Stunden durch diesen Wald« nörgelte Ari und kickte dabei einen Kiesel aus dem Weg.

Ich nickte nur und schaute Lincoln dabei zu, wie er einem weiteren unserer toten Brüder die Augen schloss. Er war zwar nicht Neal, aber es ging mir trotzdem nahe. Lincoln setzte dem Verstorbenen, dessen Namen wir nicht kannten, den Helm wieder auf und ließ ihn am Baum lehnend zurück.

Mittlerweile neigte sich der Tag auch schon dem Ende zu und am Himmel erstreckte sich ein farbenfroher Sonnenuntergang. Den man, durch die Lücken im Blätterdach, immer wieder kurz bewundern konnte.
»Ich will ihn einfach nur finden« murmelte ich und das Visier von Lincolns Helm richtete sich auf mich. Ari nickte nur und wir liefen weiter, bis wir auf ein Dickicht stießen.

»Jungs, wartet mal! Ich glaube, hier habe ich ihn verloren« meinte ich und mein Puls beschleunigte sich spürbar.
Suchend schaute ich mich um und fand einen zu Altmetall verarbeiteten Droiden hinter einem großen Baum mit geriffelten Stamm liegen.
Weiter hinten, konnte ich noch ein paar mehr Blechbüchsen, auf dem Waldboden ausmachen.

Für mich gab es in dieser Sekunde nur noch eines was zählte und ich schrie aus vollem Halse, den Namen meines besten Freundes.
»Willst du die Sepis zu uns locken?« fuhr mich Ari wütend an, aber ich hörte nicht auf ihn. Ich rief immer wieder verzweifelt nach Neal. Doch mir antwortete bedauerlicherweise niemand.

»Lennox, hier ist was« machte Lincoln plötzlich auf sich aufmerksam und ich kniete mich neben ihn. Ich blickte stirnrunzelnd auf den am Boden liegenden Droiden.
»Hier hat sich jemand am Bein des Droiden zu schaffen gemacht und siehst du da? Dort wurden gezielt Kabelstränge entnommen« zeigte er mir und Ari trat neugierig zu uns.
»Vielleicht hat Neal sie für seine Prothese gebraucht« überlegte ich laut und schaute mich gleichzeitig dabei nach Fußspuren um.

»Scheiß auf die Sepis. Wir müssen ihn auf uns aufmerksam machen« meinte Ari nun und begann seinerseits immer wieder nach Neal zu rufen.

Ich fand etwas das aussah wie ein Schuhabdruck und wir folgten der erkennbaren Spur tiefer in den Wald hinein.

Leider verlor sie sich nach einigen Metern, weil der Boden immer bewachsener wurde und wir hatten keinen Anhaltspunkt mehr, dem wir folgen konnten.
Ich hackte zum bestimmt hundertsten Mal auf meinen Comlink ein, um Neal zu kontaktieren und währenddessen lief ich den beiden hinterher.
Ari begann erneut zu nörgeln und Lincoln hörte ich nur, einmal resigniert seufzen.

»Der Sarge wird uns einen Kopf kleiner machen. Wir ignorieren seine Versuche uns zu kontaktieren schon seit Stunden« murmelte Lincoln, als sein Comlink erneut eine eingehende Übertragung anzeigte.
»Ihr könnt ja schon zurück gehen« entgegnete ich scharf und lief an den beiden vorbei, weil sie stehen geblieben waren.

»Damit wir dich auch noch verlieren, wenn du dich hier alleine verirrst?« meinte Lincoln genervt und hielt mich am Arm auf.
Ich schüttelte schließlich einsichtig den Kopf und Lincoln ließ mich wieder los.
Um dann seinerseits nun zuletzt verzweifelt nach Neal zu rufen.
Ich habe noch nie erlebt, das Lincoln jemals so laut geschrien hat.
Naja, für alles gibt es ein erstes Mal.
Als Lincoln verstummte, lauschten wir angestrengt den Geräuschen des Waldes.

Plötzlich hörte ich wie aus weiter Ferne eine Stimme rufen.
Nicht nur irgendeine Stimme, sondern eine, die genauso klang wie unsere.
»Hallo?! Ist da jemand?!« hörte ich die Stimme immer wieder rufen und Ari zeigte mit einem Finger, in die Richtung aus der die Rufe möglicherweise kamen.

»Ja!« riefen wir gleichzeitig und liefen währenddessen weiter.
»Ich bin hier! In einem tiefen Loch!« rief die Stimme und tatsächlich, hinter einem weiteren Dickicht, wurde der Boden wieder etwas erdiger und wir fanden ein paar Meter weiter ein ziemlich tiefes Loch. Es tat sich wie aus dem nichts auf und Ari streckte seine Arme aus und hielt uns somit davon ab, blindlings hineinzufallen.
Doch ich hatte keine Zeit mich über dieses Loch aufzuregen.
»Neal? Neal bist du das dort unten?« rief ich und das Blut rauschte in meinen Ohren.

Ein krächzendes „Ja" war mir Antwort genug und ich schaute in das Loch hinab.
Dieses war so tief und deshalb leider auch so dunkel, dass ich ihn nur schemenhaft sehen konnte.

»Neal, wie geht es dir?« erkundigte ich mich besorgt bei ihm.
»Ganz gut, ich meine, ich sitze nur seit Stunden in einem Grab ähnlichen Loch fest« hörte ich ihn scherzen und Ari neben mir grunzte vernehmlich.

»Bist du verletzt?« hakte ich nach und ließ mich von Neals gespielter Heiterkeit nicht beirren.
»Es wäre denke ich nicht schlecht, hier bald mal heraus zu kommen« echote seine Stimme aus dem Loch.
»Wir holen dich da raus, aber erstmal müssen wir dafür Hilfe holen. Sowas wie ein Seil wäre auch nicht schlecht.
Wie konntest du Trottel auch bitte hier in das einzige tiefe Loch weit und breit fallen?« wollte Ari gespielt empört wissen und ich hörte Neal daraufhin nur rau auflachen.

»Dummes Ding. Ich kriege hier keinen Empfang und kann den Sarge nicht erreichen« murrte Lincoln und starrte auf seinen Comlink.

»Dann müsst ihr eben zurück zum Sarge gehen und Hilfe holen. Ich bleibe hier« bestimmte ich, als mir der Ernst der Situation wieder in den Sinn kam und Lincoln zog Ari euphorisch am Handgelenk mit sich.

»Bloß nicht weglaufen, Neal!« scherzte Ari noch und kassierte einen Klaps auf den, durch den Helm geschützten, Hinterkopf von Lincoln. Mein schweigsamer Bruder war noch damit beschäftigt die Koordinaten des Loches zu speichern. Wenigstens dazu, ist der blöde Comlink immer gut.
Aber das mit der Kommunikation funktionierte natürlich nicht.
Bestimmt ist das die Strafe dafür, weil wir dem Sarge nicht geantwortet haben.
Jetzt müssen die beiden den ganzen weiten blöden Weg zurück laufen...Technik die begeistert...

»Bringt auch einen Sanitäter mit« rief ich den beiden über die Schulter noch nach und hörte Lincoln etwas zustimmendes brummen.
Dann verschwanden sie hinter dem Dickicht und bevor ich es mir anders überlegen konnte, näherte ich mich vorsichtig dem Rand des Loches.
Ich lauschte kurz den singenden Vögeln und setzte mich so hin, dass meine Beine in dem Loch baumelten.

»Neal, ich komme zu dir runter. Geh bitte soweit an den Rand wie du irgendwie kannst« rief ich zu ihm hinunter.
»Hast du völlig den Verstand verloren? Du wirst dir dabei das Genick brechen!« hörte ich Neal laut schimpfen, doch ich hatte mich schon längst umgedreht und hielt mich nur noch mit den Armen fest.

»Jetzt!« rief ich laut und versuchte meinen Fall zu kontrollieren. Ich rutschte die erdige Wand entlang und traf hart auf dem Boden auf. Trotz der Rolle die ich gemacht hatte um den Sturz abzufedern.

Ich stöhnte gequält und rappelte mich langsam vom Boden auf.
»Du bist absolut lebensmüde oder?« hörte ich Neal sagen und ich tastetet in der Dunkelheit nach ihm. Die Sonne war fast untergegangen und deshalb kam kein Licht hier unten an.
Ich zog mir meinen Helm vom Kopf, der ohne ein Makrobinokular in der Dunkelheit nicht viel taugte.

Schließlich bekam ich seinen Knöchel zu fassen und ich näherte mich ihm, auf dem Boden krabbelnd.
»Du hast mich gefunden« raunte er leise und ich schmunzelte triumphierend in mich hinein. Langsam tastete ich mich noch weiter vor und konnte schließlich eine Hand auf seinen Brustkorb legen. Ich bemerkte sofort, dass er sich die schützende Brustplatte abgenommen hatte.

Ich spürte ihn nur flach atmen und wusste damit sofort, dass es ihm gar nicht gut ging. Er holte viel zu oft rasselnd Luft.

»Dir geht es richtig beschissen, hmm?« flüsterte ich deshalb und setzte mich vorsichtig neben ihn.
Kurz darauf rutschte er noch näher zu mir und ich zog ihn beschützend an mich.
»Jetzt wird alles wieder gut« mummelte ich an sein Ohr und hörte ihn plötzlich schluchzen.
»Ich dachte wirklich, ... ich muss hier in der Dunkelheit elendig umkommen« brachte er stockend hervor und ich strich ihm immer wieder über den Rücken um ihn zu beruhigen.

Hoping tomorrow, tomorrow is better than todayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt