Was uns high macht

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Lennox

Vielleicht hat Neal recht und unsere Gefühle sind einfach zu gefährlich. Das Leben als Soldat ist sowieso schon nicht einfach und diese Gefühle würden alles nur noch mehr erschweren. Unsere Brüder würden unsere Verbindung niemals verstehen und die Jedi oder die Kaminoaner würden sie nicht einmal dulden.
Unsere aufgestellten Regeln schützen uns. Aber ich hasse es so sehr.
Ich hab Neal so gern und es fühlt sich so richtig an ihm nahe zu sein. Diese Gefühle in mir sind wie eine Droge. Sobald ich in seiner Nähe bin, bin ich high und der Krieg in dem wir uns befinden ist nur noch zweitrangig.
Doch für ihn ist es in erster Linie wichtig, dass wir nicht in die Schusslinie geraten, obwohl er mich genau so mag. Das weiß ich.
Und ich weiß auch, dass seine Vorsicht berechtigt ist. Doch es tut trotzdem irgendwie weh, wenn er Abstand zwischen uns bringt.
Dabei habe ich damals diese blöden Regeln überhaupt erst aufgestellt, nachdem wir uns zum ersten Mal näher gekommen waren und aus unsere Freundschaft etwas anderes wurde. Ich müsste derjenige sein, der  übervorsichtig ist.

Ich seufzte, weil mir einfach nichts einfallen wollte, um diese Situation zu ändern.
Ich schlenderte in die Kantine um uns Kaffee zu besorgen.
Während ich mich bei der Essensausgabe anstellte beobachtete ich meine Brüder an den Tischen.
Sie alle pflegten ein distanziertes Beisammensein. Wie es eben Brüder oder gute Freunde taten. Ich konnte niemanden beobachten, der auch nur im entferntesten so ein Verhältnis, ähnlich wie es Neal und ich haben, zeigte.
Keiner schien mit den Gefühlen und Gedanken kämpfen zu müssen, die mich plagten und irgendwie beneidete ich sie gerade darum.
Vielleicht ist es das Beste, wenn Neal und ich das ganze vergessen und uns wieder so benehmen wie die anderen.
Vielleicht hat Neal das sogar schon eher begriffen.
Auffallen ist nicht gut. Nicht in einer Welt in der alle aussehen wie du und reden wie du.

Der Droide reichte mir die beiden dampfenden Becher und ich machte, dass ich wieder zu Neal auf die Krankenstation kam, um mit ihm über meine neue Erkenntnis zu sprechen.
Ich trat gerade in den Korridor, wo sich Neals Zimmer befand, als zwei Sanitäter an mir vorbei rauschten um ins jene Zimmer zu stürmen.
Alarmiert lief ich den beiden hinterher und musste mit ansehen, wie mein bester Freund in einer Zimmerecke saß und sich die Seele aus dem Leib erbrach.
„Was ist passiert?" brachte ich hervor, während einer der Sanitäter dabei war, Neal über den Rücken zu streichen, während er bloß weiter in den Eimer vor ihm kübelte, den ihm der andere gerade gereicht hatte.
„Neal hat das Schmerzmittel nicht vertragen. Das ist keine Seltenheit und zu erwarten gewesen.
Weshalb wir ihm später wieder das gängige Mittel verabreichen, was er kennt und was wir ansonsten immer nutzen, wobei bei ihm leider das Restrisiko bleibt, dass er wieder abhängig wird" murmelte einer der Sanitäter.
„Wie abhängig? Neal war mal süchtig nach Schmerzmitteln?" hakte ich verdattert nach und der andere Sanitäter nickte zu meinem entsetzen behaglich. Und ich Sumpfkopf vergleiche meine Gefühle zu ihm mit einer Droge.

„Steht alles in der Akte" murmelte der andere Sani gerade und ich musste mich setzen.
Warum hat Neal nie erzählt, dass er mal sowas wie ein Junkie war? Das ist eine ernste Sache. Ich dachte wir erzählen uns immer alles.

Während Neal sich langsam beruhigte und mit einem der Sanitäter im Bad war, den Flur runter, schnappte ich mir den anderen.
„Wann war das?" wollte ich von ihm wissen und der Sani rieb sich müde die Schläfe.
„Kurz nachdem man ihm das Bein amputiert hatte. Man hat ihn irgendwann zum Glück in einer Vorratskammer erwischt. Laut der Akte hat er dann schnell wieder die Kurve gekriegt" sagte er leise und ich nickte bloß betroffen.

Der andere Sanitäter kam wieder mit Neal im Schlepptau ins Zimmer.
Erschöpft ließ dieser sich auf das Bett plumpsen und schaute überall hin nur nicht zu mir.
Die beiden Sanis verabschiedeten sich und ließen uns alleine.

„Warum hast du mir das nie erzählt?" fragte ich geradeheraus in die entstandene Stille hinein. Denn Neal hatte sicherlich mitbekommen, dass ich nun sein Geheimnis kannte.
"Weil wir da noch nicht so eng waren wie jetzt und weil es mir unangenehm war, ist es mir noch. Ich kann es auch nicht fassen, dass die Beiden dir das gerade brühwarm gesteckt haben" nuschelte Neal und ich nickte bloß betroffen. Ich reichte ihm einen der Kaffeebecher und beobachtete zufrieden wie er das braune Zeug trank, als er mit ernstem Blick zu mir sah.

„Ich glaube es ist besser, wenn du gehst. Ich komme hier schon klar" sagte er in die Stille und klang dabei sehr entschieden.

„Wo soll ich denn hingehen? Ich verstehe dich gerade gar nicht. Was willst du mir sagen?" brachte ich irritiert heraus und Neals Miene wurde plötzlich so ernst dreinblickend, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe.
„Ich will, dass du zurück zu Ari und Lincoln gehst. Ich brauche Abstand. Das wird mir alles zu viel und ich ertrage dich gerade einfach nicht. Uns nicht.  Ich kann es dir gerade auch nicht erklären" meinte er und ich starrte ihn einfach nur perplex an.
„Neal, ich- wenn ich was falsch gemacht habe, dann sage es mir, aber sperr mich nicht aus deinem Leben aus!" entgegnete ich aufgebracht, doch Neals Blick blieb gnadenlos.
„Geh, bitte. Ich kann das hier gerade nicht. Geh!" wurde er jetzt auch lauter und ich ging kopfschüttelnd zur Tür.
Was war in dieser kurzen Zeit passiert, dass sich solch eine Schlucht plötzlich zwischen uns aufmachte?
Traurig blickte ich über die Schulter zu meinem besten Freund, doch dieser starrte beharrlich auf die einfarbige Bettdecke.
Er hatte sich nicht einmal für den Kaffee bedankt.
Laut seufzend trat ich durch die Tür und erwartete, dass Neal gleich nach mir rufen würde um mich aufzuhalten, doch er tat es nicht und die Tür schloss sich hinter mir.
Wir hatten noch nie sowas wie einen Streit. Zwar Meinungsverschiedenheiten, aber es war noch nie so schlimm wie jetzt gewesen.
Was mache ich denn jetzt bloß?

Kopflos ging ich die Flure auf und ab, bis ich schließlich vor dem Zimmer von Asher und Nikas stehen blieb.
Verzweifelt und aufgewühlt wie ich war betrat ich ihr Zimmer. Ich würde sicherlich nicht einfach so gehen. Neal braucht mich, auch wenn er gerade anderer Meinung ist.
Nikas saß aufrecht im hinteren Bett, während Asher im anderen Bett lag und anscheinend schlief.

„Hey Bruder" begrüßte mich Nikas und ich trat auf ihn zu.
An seinem besorgten Gesichtsausdruck bemerkte ich sofort, dass er meine schlechte Stimmung auch schon gleich mitbekommen hatte.
„Was ist los, mein Freund?" wollte er auch sogleich wissen und ich seufzte leise. Ich könnte darin mittlerweile einen Rekord aufstellen. Wenigstens habe ich nicht den Tick von Ari mit den Sandhügeln.

„Ich hab mich irgendwie mit Neal gestritten" nuschelte ich und Nikas hob fragend seine rechte Augenbraue. Er rückte ein Stück und dann gab er mir zu verstehen, dass ich mich neben ihn setzen sollte.
Asher wachte durch das Rascheln der Bettdecke auf und blinzelte im nächsten Moment angestrengt in meine Richtung.
Auch ihm viel sofort auf, dass etwas nicht stimmte.
Und kaum hatte ich begonnen zu erzählen, konnte ich kaum mehr aufhören. Natürlich achtete ich darauf, dass die beiden keinesfalls auf die Idee kommen könnten, dass zwischen Neal und mir mehr als nur  Freundschaft war. Weshalb ich ihnen die eine oder andere Lüge auftischte. Aber es tat mir trotzdem gut, mich mit ihnen zu unterhalten.
Leider waren sich jedoch beide einig, dass ich Neal den gewünschten Abstand geben musste und besser wieder zurückgehen sollte.

Denn manchmal muss man jemanden für eine Zeit lang eigene Wege gehen lassen, wie einen guten Freund, auch wenn man ihn schrecklich gern hat.

„Es ist doch nicht für immer, Lennox. Er wird dich wiederfinden, wenn er sich gesammelt hat und dann ist alles wieder beim alten. Du wirst schon sehen" meinte Asher und Nikas klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
Ich nickte bloß, denn ich hasste es gerade, dass sie vermutlich recht hatten. Ich will ihn nicht allein lassen.
Es fühlt sich einfach falsch an.

„Du packst deine Sachen und fliegst zurück zum Rudel. Irgendjemand muss sowieso auf Ari und Lincoln aufpassen. Die beiden streiten sich andauernd.
Asher kommt sicherlich auf die selbe Medistation wie Neal bei seinem Zustand und hat dann ein Auge auf ihn. Und ich komme hier in ein paar Tagen raus und gucke dann nach dir. Und ehe du dich versiehst sitzen wir im 79's und trinken alle zusammen was" sprach mir Nikas gut zu und ich brummte zustimmend.

Mit hängenden Schultern verließ ich ihr Zimmer und machte mich dann auf den Weg in den Hangar, wo ich den diensthabenden Sarge abpasste. Dieser teilte mich ein und dann holte ich meine Sachen aus Neals Zimmer.
Als ich mich von ihm verabschieden wollte, schaute er nur weg und zeigte verbissen auf die Tür, was mich unglaublich hart traf.

Kurzerhand saß ich mit ein paar anderen Soldaten zusammen in einem Schiff in Richtung Oberfläche des Planeten, um mich dem Rudel wieder anzuschließen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2021 ⏰

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