Sommerfest

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Ich war alle. Komplett fertig. Ich hatte heute seit Vorlesungsende trainiert und jetzt war ich nur in meinem Zimmer, da Chris abschließen wollte. So ging das inzwischen jeden Tag: Vorlesung, Training, Schlafen. Es war nicht mal mehr eine Woche bis zur Präfektur und ich fühlte mich nicht so, als ob ich Fortschritte machen würde, egal wie lange oder intensiv ich trainierte. Beim Vorentscheid hatte meine Leistung ausgereicht, doch jetzt ging es um mehr und ich war mir nicht sicher ob ich das Schaffen würde. Oh, ich wollte diese Präfektur gewinnen, aber ob ich es am Ende auch tun würde? Ich hatte keine Ahnung und das war frustrierend!

Mein Handy vibrierte. Eine neue Nachricht von May. Hey, fertig fürs Fest?

Von was redete sie da? Welches Fest? Antwortete ich. Ich sah in der oberen Leiste, dass sie gerade schrieb.

Das Ashriver Sommerfest natürlich! Kam es zurück.

Ach ja. Das Sommerfest. Ashriver veranstaltete am zweiten Juli Wochenende immer ein Fest mit Essensbuden, ein paar Fahrgeschäften und sogar einem großen Feuerwerk. Eben alles was das Herz begehrte. Das Sommerfest war eines der Dinge, auf die wir uns am meisten gefreut hatten, bevor wir hergezogen sind. In unserer Kleinstadt gab es sowas nicht, deshalb war das für meine beste Freundin und mich etwas Besonderes und eine Sache, die man unbedingt besuchen musste. Zumindest war es das damals gewesen. Im Moment hatte ich eigentlich andere Dinge im Kopf.

Sorry May, ich gehe nicht hin, bin einfach zu müde. Außerdem muss ich morgen früh trainieren. Du kannst ja mit Chris hin... antwortete ich.

Ach, komm schon, du hast auch mal etwas Spaß verdient! Schrieb sie. Dann kam eine Weile lang nichts. Ich war schon dabei sie mit einer weiteren Nachricht zu vertrösten, als mit einem summen ein weiterer Satz hereinkam. Oh, du wirst hingehen. Mit allwissendem Smiley und alles. Wieso war sie sich plötzlich so sicher?

Ich tippte gerade einen Text, mit dem ich ihr klar machen wollte, dass ich ganz sicher nicht hingehen würde, als es an meiner Tür klopfte. Hatte sie sich jetzt ernsthaft die Mühe gemacht und war hier rüber gelaufen? Ich kämpfte mich aus meiner Decke und riss die Tür auf. „May, ich sagte dir doch, dass...", ich hielt inne. Der dunkelhaarige Junge vor meiner Tür war nicht May. „Hey Sofia", sagte Nico „Wir machen Fortschritte, ich habe dich diesmal nicht umgeworfen", lachte er. „Nico, was machst du hier?", fragte ich völlig perplex und stellte dabei fest, dass er in seinen Klamotten mal wieder unglaublich gutaussah. Er trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt und darüber ein offenes dunkelblaues Hemd, das seine schlanke Figur betonte. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast mit mir auf das Fest zu gehen", erklärte er. Nico wollte mit mir auf das Fest? Eigentlich freute mich das wirklich, doch nach der letzten Nachricht von meiner besten Freundin war ich etwas misstrauisch. „Hat May dich geschickt?" fragte ich. Er sah mich verständnislos an „Nein, aber sie und Chris warten auf uns. Also, hast du Lust?", fragte er. Notiz an mich selbst: May kennt mich zu gut. „Gerne", sagte ich Nicos Miene hellte sich auf und mein dämliches Herz sprang in meinem Brustkasten auf und ab. Ich war schon drauf und dran auf den Gang zu treten, als ich an mir herabsah. Schlabbriges T-Shirt und Schlafshorts. Fuck, ich trug nicht mal einen BH. Ich wurde rot „Gib mir eine Minute, damit ich mich umziehen kann", sagte ich und schloss schnell wieder die Tür.

Ich stürmte zu meinem Kleiderschrank und warf hastig alle möglichen Sachen auf mein Bett, bis ich endlich etwas passendes gefunden hatte. Unterwäsche. Ich riss das viel zu große T-Shirt und die Shots von mir, stieg schnell in gescheite Unterwäsche und zog dann das luftige schwarze Sommerkleid über. Es war knielang, schulterfrei und wurde von einem schmalen silbernen Gürtel an der Taille zusammengehalten.

Schuhe. Ich brauchte Schuhe. Ich wühlte meine Sandalen hervor. Ebenfalls Silber. Gut, das passte. Noch während ich den Riemen schloss begann ich bereits meine Haare zu kämmen. Noch etwas Wimperntusche und Lipgloss und ich war einigermaßen ansehnlich. Ich warf Handy, Geldbeutel und Schlüssel in meine Tasche und stürmte dann aus der Tür, wobei ich fast gegen Nico geknallt wäre. „Unter einer Minute", sagte er „Respekt". „Hast du wirklich die Zeit gestoppt?", fragte ich. „Vielleicht", er grinste verschmitzt. „Komm, lass uns gehen"

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