Präfektur

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Der alte VW-Bus holperte über den Freeway und machte Schlafen unmöglich. Meine Gedanken rasten nur so. Ich hatte letzte Nacht kein Auge zugemacht. Jedes Mal, wenn ich an das dachte, was mir heute bevorstand rauschte mein Puls nur so in den Ohren. Ich hatte es kaum für möglich gehalten, doch ich fühlte mich noch schlechter als vor dem letzten Wettkampf.

Vor uns erhob sich ein drohender Klotz aus Beton und Glas. Das Stadion wirkte auf mich einschüchternd und schreckte mich ab. Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter „Ist alles in Ordnung?", fragte Nico. „Ja, alles gut", sagte ich, obwohl das Gegenteil der Fall war.

Das Schwimmbecken war nicht draußen, sondern in einer riesigen Halle. Die Decke war zwar sehr weit oben, doch trotzdem kam es mir so vor, als ob sie mich unter sich begraben würde.

Dieses Mal starteten die Staffeln. Die Jungs waren also sehr bald verschwunden und ich war allein mit Toby, May und unserem einzigen Fan Andrew. Angespannt wartete ich auf Chris Start. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bevor der Knall erschallte und unser Captain sich in die Fluten stürzte. Schlag um Schlag zog er sich voran und ging beim Turn in die Rolle. Immer schneller kam er auf Mateo zu, der kurz nach seinem Anschlag die Oberfläche durchbrach. Stürmisch nahm er immer mehr Geschwindigkeit auf und schaffte es Chris Vorsprung auszubauen, doch nur um wenige Zentimeter. Die Konkurrenz hetzte wie Bluthunde hinter ihm her. Auf dem Rückweg zog plötzlich der Schwimmer auf der nebenliegenden Bahn gleich und überholte ihn schließlich. „Nein!", rief ich, denn die wenigen Zentimeter Abstand konnten zwischen Sieg und Niederlage entscheiden. Der Butterfly Schwimmer vom Gegnerischen Team sprang vor Nico ab, doch dieser schien Feuer gefangen zu haben und überholte ihn bereits auf die ersten Meter. Schneller und schneller ließ er die anderen hinter sich, doch dann schienen diese plötzlich zu kapieren, dass er an ihnen vorbeizog und hängten sich noch mehr rein. Nico schoss aus der Rolle hervor, doch der Abstand zu den anderen war gering. „Los Nico!", schrien wir von der Tribüne aus und er steigerte seine Geschwindigkeit nochmals. Dann endlich erreichte er vor den Gegnern die gegenüberliegende Wand und Ryan drückte sich ab. Aggressiv schaufelte er das Wasser hinter sich. Seine Kicks waren schnell, doch beim Turn wurde er überholt. Wieder das Team auf der Bahn vier! „Gib alles Ryan!", rief ich und er gab alles. Er und der andere schenkten sich keinen Meter, sobald der eine einen Vorsprung zu haben schien zog der andere gleich. Es war knapp, so knapp. Beinahe gleichzeitig knallten sie gegen die Wand.

„Wer hat gewonnen?", fragte May. Ich richtete meine Augen auf den großen Bildschirm. Die Zeiten wurden eingeblendet. „Mit einem Zeitunterschied von zwei Millisekunden, geht der Sieg an die Schwimmer der Ashriver University!", schallte es aus den Stadions Lautsprechern „Ja!". Die vier Jungs unten fielen sich in die Arme und einen Moment war ich glücklich, bevor ich zurück in die Realität gerissen wurde. „Du solltest dich aufwärmen gehen, dein eigenes Rennen startet bald", sagte Toby. Mein Magen krampfte sich zusammen „Okay".

Ich ging die Treppen hinunter in den Bereich wo die Sportler auf den Beginn des Rennens warteten. Ich trug zwar Kopfhörer, aber trotzdem war es mir unmöglich die Geräusche von draußen auszusperren. Auf einem Bildschirm wurde gerade die Staffel der Frauen übertragen. Alle Teams waren so irre schnell. Unterbewusst zählte ich die Sekunden mit, die die Studentin von der Magnolia University für die 100 Meter Freestyle brauchte. Beinahe anderthalb Minuten. War meine Zeit nicht ähnlich gewesen? Plötzlich hatte ich keine Ahnung mehr wie lange ich für hundert Meter brauchte.

Das Team der Magnolia University verlor. Was?! Ich riss die Augen auf und war auf einmal wie erstarrt. Nicht hinsehen! Sagte ich zu mir selbst und wandte den Blick ab. Mein Herz pochte wild, doch ich versuchte mich weiter auf mein Warm Up zu konzentrieren. Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich zuckte zusammen und nahm meine Kopfhörer heraus. „Bist du nicht die Neue von den Mantas?", fragte mich eine dunkelhaarige Schwimmerin. Ich nickte unsicher. „Nette Performance, die du neulich beim Vorentscheid hingelegt hast, aber mehr als das war es auch nicht", sagte sie zynisch „Pass auf, dass du heute nicht zu weit zurückfällst", damit wandte sie sich ab. Mein Magen verkrampfte sich schmerzhaft und das Zittern meiner Hände wollte einfach nicht mehr aufhören. Nicht hinhören. Nicht hinhören. Nicht hinhören! Doch ihre Worte klangen in mir nach und wollten einfach nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden.

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