Der Wecker klingelte am nächsten Morgen früh. Doch trotz meiner kurzen Nacht war ich ausgeruht. „Wie kannst du schon so fit sein?", fragte mich May verschlafen. „Ich weiß es nicht", gab ich offen zu „Aber ich fühle mich gut". Ich ging zum Fenster und riss die Vorhänge beiseite. Draußen strahlte die Sonne. May stöhnte hörbar auf und zog sich die Decke über den Kopf.
Ich schaffte es schließlich doch noch sie zum Aufstehen zu bewegen. Eine halbe Stunde später saßen wir im Frühstückssaal. Heute gab es für mich keine Pancakes, sondern Sachen, die meine körperliche Verfassung unterstützen sollten: Obst, Gemüse, Vollkornbrot, körnigen Frischkäse und andere proteinhaltige Dinge. Ich fand mich mit meinem Schicksal ab und aß brav alles auf, während meine beste Freundin mich über ihre vor Sirup glänzenden Waffeln hinweg angrinste.
„Lässt du mir davon was übrig", fragte eine tiefe Stimme. Chris und Nico hatten gerade den Speisesaal betreten. Unser Captain ging um den Tisch herum und legte seine Arme um May. Sie schien einen Moment zu überlegen und sagte dann mit strenger Stimme: „Nein du bekommst dasselbe wie Sofia". Chris betrachtete die armseligen Reste auf meinem Teller. „Du bist aber gemein", brummte er. „Nein, ich bin nicht gemein, nur konsequent", sie berührte flüchtig Chris Lippen mit ihren und bestellte dann mein Frühstück für ihn. „Sieht aus wie ein Engel, ist aber so hinterlistig wie ein Dämon" kommentierte Nico. „Ich zeig dir gleich, wie dämonisch ich sein kann Nico", erwiderte May. „Nichts wie weg hier", sagte Nico, packte meine Hand und flüchtete. Lachend ließ ich mich hinter ihm herziehen, bis er schließlich in der Lobby hielt „Hier findet sie uns nie", sagte er. Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Bist du dir da so sicher?" „Nö, aber immerhin habe ich dich hier für mich allein". Er zog mich zu sich und ich legte den Kopf in den Nacken, damit er mich küssen konnte. Einige Momente lang standen wir einfach nur so da und es gab nichts außer uns beiden, bis Nico sich schließlich von mir löste „Dreh dich mal um", sagte er. „Wieso das denn?", fragte ich er bewegte leicht seinen Kopf „Mach es einfach". „Na gut", sagte ich und drehte mich um 180° „So recht". „Genau richtig. Jetzt nicht bewegen.", sagte er. Plötzlich spürte ich, wie sich etwas Kühles in die Kuhle zwischen meinen Schlüsselbeinen schmiegte. „Und fertig", sagte Nico. „Ist das etwa eine Halskette?", fragte ich. „Die Kandidatin hat hundert Punkte!". Ich tastete nach dem Anhänger und hielt ihn vor meine Augen. Es war ein Tropfen aus Glas. Aber das war keines dieser billigen, klobigen Dinger. Dunkelblaue Farbbänder waren in den filigranen Tropfen eingewebt und das Glas umschloss mehrere kleine Luftbläschen, die mich sofort an die Bläschen Unterwasser denken ließen. „Der ist ja wunderschön", sagte ich und fiel Nico um den Hals. „Danke". Er schenkte mir ein sanftes Lächeln. „Schön, dass er dir gefällt. Ich war nicht sicher, ob du sowas überhaupt magst..." „Ich liebe ihn", unterbrach ich ihn auf der Stelle. „Er soll dir für das Rennen heute Glück bringen. Nicht dass du es brauchen würdest, schließlich bist du die beste Schwimmerin der Welt, aber ich fand, dass du irgendetwas von mir bei dir haben solltest, wenn du auf das Podest trittst" „Oh Nico". Wellen der Zuneigung überrannten mich und ich drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen, da ich mich einfach nicht mehr zurückhalten konnte.
Hand in Hand gingen Nico und ich zurück in den Speisesaal, der inzwischen gut gefüllt war. „Guten Morgen!", gähnte Toby, dessen Sidecut einfach nicht richtig sitzen wollte „Habe ich gestern Abend noch irgendwas verpasst?". Das ganze Team brach in schallendes Gelächter aus.
Nach dem Frühstück brachen wir zum Stadion auf und als wir schließlich davorstanden, erkannte ich sofort, dass wir am richtigen Ort waren. Unglaubliche Massen an Glas glitzerten in der Morgensonne. Weiße Bögen umspannten die Fensterscheiben und reckten sich spitz gen Himmel. „Wow, das ist größer als ich es mir vorgestellt habe", staunte Mateo „Viel größer", ergänzte ich. „Wirklich beeindruckend", sagte Chris. „Wollt ihr das Ding nur von außen beglotzen?", fragte Ryan, als sich niemand von uns bewegte „Also ich wills auch von Innen sehen. Auf geht's Mantas!". Wir tauschten Blicke untereinander und stürmten dann die Stufen hoch „Geht das gerenne schon wieder los?", rief unser Coach uns hinterher „Ich bin zu alt dafür". Sorry Toby, aber wir konnten uns nicht bremsen.
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Dive in with your Heart
ActionMit dem Schulabschluss beginnt ein neues Leben. Das denkt sich zumindest Sofia Frey, die neu an die Ashriver University kommt. Sie studiert zwar Sport- und Gesundheitswissenschaften, doch ihre wahre Liebe gehört dem Wasser. Als sie dann erfährt, das...