Romantik

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Am Auto angekommen flattert es immer noch in meiner Magengrube. Ich lasse mich ins Auto gleiten und schaue D erwartungsvoll an. "Du kannst mich noch so lange angucken, ich verrate es dir nicht. Lass dich einfach überraschen.", sagt er gut gelaunt. Trotzdem schaue ich ihn weiter an, denn ich bin einfach so glücklich, dass das hier alles passiert. Ich hätte mir nicht träumen lassen mal so Zeit mit ihm zu verbringen. Und das ein Date auch so aufregend sein kann. "Kannst du mir nicht wenigstens einen kleinen Tipp geben, wo wir hinfahren oder was wir da machen? Muss ich mich umziehen? Wofür brauchen wir die ganzen Sachen die du eingepackt hast? Darf ich raten was wir machen?" Doch D schaut einfach lächelnd nach vorne und gibt mir keine Antwort.

Wir fahren und fahren und irgendwie kommt mir die Umgebung langsam wieder bekannt vor. Als wir halten stehen wir vor dem bereits verschlossenen Freibad. "Was wollen wir denn hier? Es ist doch schon zu.", verdattert schaue ich ihn an. "Nicht für uns. Ich muss noch ein bisschen was vorbereiten und du muss dabei bitte im Auto warten. Und guck nicht nach hinten, du sollst nicht sehen, was ich alles dabei habe." Er legt seine Hand an mein Gesicht und gibt mir einen Kuss, der meine Knie weich werden lässt. Ein Seufzen entfährt mir, als wir uns voneinander lösen. Bevor ich ihn wieder zu mir heranholen kann steigt er aus und beginnt den Kofferraum zu leeren.

Ich kuschle mich in den Sitz und bemühe mich, ihn nicht zu beobachten. Ich nehme mir mein Handy und öffne den Familienchat. Als erstes lösche ich L aus der Gruppe. Danach fließe die Worte schnell und ohne viel Nachdenken in mein Handy.

Ich muss euch was sagen. Bitte stellt keine Fragen und nehmt es einfach hin. Ich habe mich am Wochenende von L getrennt. Und ich bin jetzt mit D zusammen. Fragt nicht warum es ist so. Aber es ist gut so.

Bevor ich es mir anders überlegen kann sende ich die Nachricht ab. Ein weiterer Punkt abgehackt. Ich fühle mich gleich etwas besser. Schnell stelle ich die Gruppe leise, damit sie mein Date nicht stören können. Als nächstes riskiere ich einen kurzen Blick nach hinten. Der Kofferraum ist komplett leer. Was machen wir nur mit all dem Kram?

"Du solltest doch nicht nach hinten schauen." D steht in der Autotür und schmunzelt, weil ich bei seinen Worten ertappt zusammengezuckt bin. "Ja, du hast mich erwischt. Aber da gibt es ja auch schon gar nichts mehr zu sehen. Darf ich jetzt mitkommen?", ich lege einen quengeligen Ton in meine Stimme, um meiner Neugier Ausdruck zu verleihen. "Ja darfst du. Das du mir vertrauen kannst weißt du nach heute, oder? Vertraust du mir auch soweit, dass ich dir deine Augen verbinden kann?" Er wedelt mit einem Schalkeschal vor meiner Nase herum. "Also ich vertraue dir ja, aber ob ich das Ding im Gesicht haben will...", sage ich als ich aus dem Auto steige und kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Das wird nicht besser, denn er Knufft mich als Rache in die Seite genau an der Stelle, die mich verrückt macht. Im nächsten Moment habe ich schon die Augen verbunden und höre nur noch, wie die Autotür hinter mir zu geht.

Er führt mich an seiner weichen Hand ins Freibad, den Weg kenne ich nur zu gut. Ich nehme den Duft von frischem Popcorn wahr und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Auch ein Geruch nach Flammkuchen erreicht meine Nase und ich kann es kaum erwarten zu sehen, was er vorbereitet hat. "Wann darf ich denn gucken?" "Sei doch nicht so ungeduldig, Kleines. Ich mach jetzt den Schal ab, aber du lässt schön die Augen zu bis ich sage, dass du sie aufmachen darfst.", seine Hand löst sich von meiner und befreit mich von meiner Augenbinde. Ich höre, dass er ein paar Schritte von mir weggeht.

"Augen auf.", gibt er mir den Startschuss und ich Blicke mich um. Es gibt so viel zu sehen, dass ich erstmal gar nicht reagieren kann. Meine Kinnlade kann es sehr wohl, denn sie fällt einfach herunter. Der leckere Flammkuchengeruch kommt von einem Tisch, der mit Kerzen und Wein eingedeckt ist. Daneben auf der Wiese steht ein kleiner hellblauer Pool. In dem ist jedoch kein Wasser, sondern viele Kissen und Decken. Der Pool steht vor einer weißen Wand, auf die ein Beamer gerichtet ist. So etwas habe ich schon immer einmal machen wollen. Woher wusste er das nur?

"Ich hoffe deine Sprachlosigkeit ist ein gutes Zeichen.", in seinen Worten schwingt ein wenig Unsicherheit mit. Ich laufe zu ihm und Falle ihm um den Hals. Leider habe ich ein bisschen zu viel Schwung und wir kippen zusammen auf die Wiese. Das kommt mir zu Gute, denn ich schmeiße mich auf ihn und übersehe sein Gesicht mit kleinen Küssen. "Ich nehme das mal als ein 'Ja', du kleine Verrückte." "Du bist hier der Verrückte. Das ist einfach unglaublich. Es ist einfach wunderbar. Das ist einfach-... dafür gibt es gerade gar kein Wort. Darf ich jetzt was von dem leckeren Essen essen? Das riecht so gut."

Wir rappeln uns auf und machen uns über die Leckereien her.  Wir genießen Flammkuchen, Salat und viel Wein. "Wo kommt das eigentlich alles her? Wer ist dein Komplize?", frage ich beim zweiten Glas Wein und fuchtele mit meinem Messer vor seiner Nase herum. "C und T haben sich gefreut, dass wir einander gefunden haben. Von C kam ehrlich gesagt auch die Idee. Sie hat gesagt, so was hättest du dir schon immer mal gewünscht. Und die beiden haben auch das leckere Essen gezaubert.", gesteht er kleinlaut und nimmt einen großen Schluck Wein. "So, so. Da hast du aber Glück, dass das ganze hier ziemlich gut funktioniert." Bei diesen Worte stehe ich langsam auf, gehe um den Tisch herum und schlinge meine Arme von hinten um seinen Hals. Meine Hände gleiten seine Brust hinab, mein Mund in Richtung seines Ohrs. "Wollen wir es uns gemütlich machen?", flüstere ich und küsse ihn sanft auf die Wange. 

Ich schnappe mir unsere Gläser und gehe Richtung Pool. Das sieht ziemlich gemütlich aus. D folgt mir mit dem Popcorn. "Mein Vorschlag wäre noch eine etwas gemütlichere Garderobe, bevor wir mit dem Film anfangen." "Ich weiß schon, was ich anziehen will..." Ich greife nach seinem Shirt und ziehe es ihm über den Kopf. Schneller als er gucken kann habe ich mich ausgezogen und stehe nur noch in Unterhose und seinem Oberteil da. Erwartungsvoll sehe ich ihn an und ohne ein Wort sagen zu müssen zieht auch er sich aus. Wir steigen in den Pool und kuscheln uns ein, während der Vorspann des Films beginnt. Es ist eine romantische Komödie die er sicherlich alleine nicht geguckt hätte. 


Als der Abspann läuft wandert mein Blick erst zu D, der schon fest eingeschlafen ist, und dann zum sternenklaren Nachthimmel.

"Ich glaube, ich liebe dich.", flüstere ich.

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