𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑 𝐓𝐖𝐎

613 15 1
                                    

»Wieso muss ich mich so verkleiden? Au, das zieht!«

»Halt still!«, ermahnte ich Arya, während ich versuchte relativ sanft ihr Haar durchzubürsten. Jedoch war es wild und unbändig. Eben genau so, wie meine Schwester selbst.

Heute war der große Tag.
Der Tag, an dem König Robert mit seiner Familie und seinem Gefolge in Winterfell eintreffen würde.
Alle waren heute viel früher aufgestanden. Es wurden Vorbereitungen für den ganzen Tag beziehungsweise die nächsten Tage getroffen. In der großen Halle wurden die Tische und Bänke zusammengeschoben, denn natürlich würde der König mit seiner Frau und seinen Kindern an der Haupttafel Platz nehmen.

Ich bekam die Aufgabe meine jüngeren Schwestern herzurichten. Bei Sansa klappte das dieses Mal auch seltsamerweise gut und sogar ohne Genörgel. Gerade war sie dabei, ihr schönstes Kleid rauszusuchen.

Arya hingegen tat sich schwer damit, fein und ladyhaft aussehen zu müssen. Normalerweise waren unsere Eltern nicht so streng, was das anging. Mutter sah es natürlich nicht gerne aber Vater akzeptierte es mehr oder weniger.

»Sie werden gleich hier sein!«, hörte ich Jeyne Pools Stimme auf dem Flur und als Antwort ertönte das freudige Aufschreien meiner Schwester Sansa.

Ich verdrehte leicht die Augen, während ich schnell ein Teil von Aryas Haar flochtete und dieses zu einem Dutt hochsteckte. Vorne fielen ein paar Strähnen raus, wie immer aber das war nicht schlimm.

»So, fertig!«

Grimmig sah Arya in den Spiegel den ich hier hinhielt. Sie grummelte etwas und fügte dann ein ergebenes „Danke" hinzu.

Ich schmunzelte leicht und legte ihr die Hand auf den Rücken. Wir saßen beide auf meinem Bett. Neben Arya lag Nymeria und auf dem Boden zu meinen Füßen, saß Nero. Die Schattenwölfe waren von Tag zu Tag kräftiger und größer geworden und jeder hatte irgendwie etwas mit seinem Besitzer gemeinsam.
Grauwind, Robbs Wolf, war stolz und saß immer aufrecht neben ihm.
Jons Geist war irgendwie unscheinbar.
Zu Lady musste man nichts sagen. Sie war wie Sansa und Sansa war wie Lady.
Nymeria war stürmisch und neugierig.
Und Nero sah nicht nur aus wie ein Schatten, sondern er war auch einer. Nämlich meiner.

Auf dem Flur war Sansas schwärmerische Stimme nicht zu überhören. Sie redete immer noch mit Jeyne und diese antwortete immer nur mit einem „Ohhh".

»Ich wünschte, sie wäre stumm!«, entfuhr es Arya leise.

»Jeyne oder Sansa?«

»Beide. Dann müsste ich ihre nervtötenden Stimmen und ihr Geheule nicht ertragen.«

»Sie schwärmt eben. Lass ihr ihre Träumerei.« Ich lächelte leicht und drückte Arya einen Kuss auf den Scheitel.
»Geh schon einmal runter. Es wird gleich soweit sein.«

»Und du?«, fragte meine Schwester skeptisch.

»Ich werde auch gleich da sein!«, antwortete ich hastig und schob ein Lächeln hinterher.

»Okay... Komm Nymeria.«

»Bis gleich!« Ich schloss schnell die Tür hinter Arya. Dann griff ich unter mein Kopfkissen und holte Briefe, die ich gestern Nacht verfasst hatte, hervor. Als jemand an meiner Tür klopfte, ließ ich sie hastig wieder unter das Kissen verschwinden.
Dann zupfte ich noch einmal an meinem Kleid herum und öffnete die Tür.
Jon stand davor.

»Eure Mutter wünscht alle ihre Kinder im Hof.«

»Vielleicht bin ich gar nicht ihr Kind...«, murmelte ich schulterzuckend und er grinste nur.

Alayna Stark | 𝐠𝐚𝐦𝐞 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐧𝐞𝐬.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt