𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑 𝐎𝐍𝐄

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  »ALAYNA!«

Ich schreckte auf und blickte mich verwundert um. Ich saß auf einem Stuhl in meinem Schlafgemach. Auf meinem Schoß lag das Stickzeug aus Septa Mordanes Unterricht.
  Ich war wahrscheinlich dabei eingenickt.
Kein Wunder, es gibt definitiv deutlich Spannenderes, als eine Nadel immer und immer wieder in ein Stück Stoff zu stechen. 

Sollte es Krieg geben, würde ich mich sicher nicht irgendwo in der Krypta verstecken. Nicht umsonst ließ ich den Näh- und Stickunterricht bei der Septa sausen, um stattdessen selbst im Hof zu trainieren, da es mir ja niemand offiziell beibringen durfte. Vater hatte schon lange damit aufgehört, zu versuchen, es mir auszureden und auch Robb und Jon.

Nur Mutter setzt immer noch alles daran, aus mir eine Lady zu machen. Insgeheim weiß sie wahrscheinlich trotzdem, dass ich das nicht mehr mit mir machen lasse. Dabei hat sie doch noch zwei andere Töchter, die sie herrichten kann.

Nun ja, eine davon ist auch nicht wirklich scharf darauf, verheiratet zu werden. Und genau diese Tochter stürmte gerade völlig außer Atem durch den Flur in mein Zimmer.

  »Alayna, das musst du hören! Vater nimmt Bran mit zur Hinrichtung eines Deserteurs. Er hat behauptet, einen weißen Wanderer gesehen zu haben. Ist das nicht irre?! Ich verstehe nur nicht, wieso Bran mitgehen darf. Er ist doch so ein Angsthase und er ist jünger als ich. Ich hätte bestimmt keine Angst!«

Ich musste unwillkürlich lächeln und erhob mich. Das Stickzeug legte ich unbekümmert auf das Fenstersims.

  »Weiße Wanderer gibt es nicht. Der hat wohl zu viele Ammenmärchen gehört. Natürlich hättest du keine Angst, wenn du diesem Deserteur in die Augen blicken würdest. Aber deshalb nimmt Vater ja auch Bran mit. Damit der in Zukunft auch keine Angst mehr hat.« Ich strich Arya liebevoll kurz über den Kopf. Sie war mir so ähnlich. Sie könnte beinahe meine jüngere Zwillingsschwester sein.

Ich schob sie sanft vor mich her aus dem Raum.

  »Komm, lass uns zu Mutter und den Anderen essen gehen.«

Sie sprang vor mich her in die Halle, in der Mutter, Sansa und Rickon an der Tafel saßen.

  »Mahlzeit!«, wünschte ich allen und versuchte, den Blick meiner Mutter zu ignorieren. Dadurch, dass Sansa schon längst am Essen war, wusste sie natürlich, dass ich nicht im Unterricht gewesen bin. Sonst wären wir zusammen gekommen. Schweigend biss ich von meinem Brot ab und tunkte es in die Suppe.

  »Arya beeile dich gefälligst. Septa Mordanes Unterricht geht gleich weiter und ich will mein Muster zu Ende sticken!«

Als Antwort streckte meine jüngste Schwester ihr die Zunge raus und pustete extra ausgiebig jeden Löffel Suppe, bevor sie sich ihn in den Mund steckte.

  »Mutter, sag doch was!«

Ich blickte in das Gesicht unserer Mutter. Sie sah heute blasser aus als sonst. Bei Sansas Ausruf zuckte sie merklich zusammen.

»Sansa.«, ermahnte ich meine Schwester stattdessen und erntete nur einen motzigen Blick.

  »Dann gehe ich alleine. Du wirst schon sehen, was Du davon hast!« zischte sie in Aryas Richtung und verließ die Halle.

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und auch Rickon kicherte leise.

  »Mutter?«, zögerlich legte ich meine Hand auf ihre. Es machte mich sichtlich nervös, denn ich hatte seit Langem keinen wirklich liebevollen Körperkontakt mit ihr gehabt. »Ist es wegen Bran? ... Er wird das schon aushalten. Vater weiß, was er tut. Und besser, er lernt es jetzt so, als...irgendwann unfreiwillig.«

Alayna Stark | 𝐠𝐚𝐦𝐞 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐧𝐞𝐬.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt