𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑 𝐅𝐎𝐔𝐑

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Wir brauchten genau zehn Tage bis wir in der Hauptstadt ankamen.

Wenn wir rasteten sah ich meinen Vater immer bei König Robert sitzen. Wahrscheinlich besprachen sie seine Vorgehensweise als Hand.

Sansa saß eigentlich immer, zusammen mit Jeyne, die mit ihrem Vater mit uns gekommen war, bei der Prinzessin Myrcella in einem der aufgebauten Zelte.

Es war seltsam, so lange unterwegs und fern von Zuhause zu sein.

Ich vermisste Robb sehr und Jon und Bran und Rickon.

Ich vermisste den Götterhain mit dem Baum, dessen Blätter rot wie blut waren.

Ich vermisste die Halle, die langen Flure und die Winterluft.

Winter is coming.

Unser Hausspruch, der sich laut einiger Männer nicht nur auf die kalten Winternächte bezöge.
Ich wusste jedoch nicht, was sie meinten.

Während wir rasteten hatte ich die Chance dazu, mir einige Leute aus dem Süden genauer zu betrachten.

Da war zum Beispiel der Bluthund, der Leibwächter des Prinzen.
Eine Hälfte seines Gesichts war mit einer Narbe bestückt und er lächelte nie.
Er sah eigentlich ziemlich furchterregend aus aber wiederum auch nicht.

Als Sansa gestolpert und rückwärts gegen ihn gelaufen war, hatte ich ihn nur sagen hören: »Pass auf, kleiner Vogel.«

Die Bezeichnung klang irgendwie liebevoller als „Kleine Taube", so wie die Königin meine Schwester manchmal nannte. Vielleicht lag das aber auch an der Art, wie sie es sagte.

Sansa hatte natürlich erschrocken um Verzeihung gebeten und wurde von der Septa weggebracht.
Sie hatte deutlich Angst vor dem großen Leibwächter des Prinzen aber aus irgendeinem Grund spürte ich, dass er im Grunde ein guter Mensch war.

Arya hatte sich mit einem Metzgersohn angefreundet. Sein Name war Mycah. Er gehörte zu Robert Baratheons Gefolgschaft und die beiden waren sehr oft zusammen.

Als wir bei einer Burg unser Lager aufschlugen und ich durch den Innenhof zusammen mit meinem mittlerweile großen Schattenwolf schlenderte, rannte mir auf einmal eine tränenüberströmte Sansa entgegen.

»Sie hat meinen Prinzen verletzt! Wo ist sie?!«, schrie sie mir entgegen.

Ich blieb stehen und hob beschwichtigend die Hände.
»Wer? Was ist passiert, Sansa?«

Meine Schwester atmete schwer und ich legte meine Hände an ihre Wangen. Dann fixierte ich sie eindringlich.
»Sag mir was geschehen ist.«

»Ich war mit Joffrey spazieren. Da haben wir Geräusche gehört. Als wir näherkamen, trafen wir auf Arya und diesen Metzgersohn. Er hat sie mit einem Holzschwert getroffen und Joffrey hat ihn zurechtgewiesen, die Schwester der angehenden Königin in Ruhe zu lassen. Daraufhin hat Arya ihn angeschrien und sie haben sich gestritten. Ich hab versucht, dass sie aufhören. Arya hat sein Schwert Löwenzahn in den Fluss geworfen und Nymeria... Nymeria hat meinen Prinzen gebissen!«

Ich hob Sansas Kinn an und zwang sie somit, mich anzusehen. Dann fragte ich leise aber bestimmt: »Wo ist Arya?«

Sansa zuckte erst mit den Schultern, dann antwortete sie: »Sie ist weggerannt.«

»Du sagst Vater Bescheid. Ich gehe sie suchen!«, befahl ich ihr mit Nachdruck und als sie nickte, raffte ich mein Kleid und lief los.
Nero folgte mir.

Als ich den Innenhof verlassen hatte, lief ich in Richtung Wald.
»Arya? Arya! Wo bist du?« rief ich verzweifelt.

Ich blieb stehen und lauschte. Die Blätter rauschten und der kühle Wind umhüllte mich. Langsam wurde es dunkel. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da weder Arya, noch ich mich in der Umgebung auskannte.

Alayna Stark | 𝐠𝐚𝐦𝐞 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐧𝐞𝐬.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt