𝐂𝐇𝐀𝐏𝐓𝐄𝐑 𝐓𝐖𝐄𝐋𝐕𝐄

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Nachdem ich die Sachen der verschreckten Männer durchsucht und an mich genommen hatte, waren Nero und ich gen Norden weitergelaufen.

Oftmals hatte ich nachts kein Auge zugemacht, obwohl mein treuer Schatten immer Wache gehalten hatte aber viel zu groß war die Angst, überfallen zu werden.

Manchmal hatte ich Glück und kam bei einer Bauersfamilie unter, die sich über wenige Goldmünzen mehr als freuten oder ich arbeitete für eine Übernachtung in einer Schenke.

Nun zählte ich den fünfzehnten Tag auf dem Weg in die Flusslande.
Mittlerweile war es stockfinster.
Jedoch hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, wenn ich an die dunklen Winternächte zurückdachte, in denen Robb, Jon und Ich auf der Jagd gewesen waren und im Dunkeln den Weg nach Winterfell wiederfinden mussten.

Bei dem Gedanke an Zuhause musste ich schlucken.

Es war eine Ewigkeit her, als wir Winterfell verlassen hatten und in ein neues Leben aufgebrochen waren.
Das dachten wir zumindest.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich ohne richtige Verabschiedung meine Familie im Stich gelassen hätte, hätte es die Verlobung zwischen Sansa und Joffrey nie gegeben.

Ich kann noch nicht einmal sagen, was besser gewesen wäre.

Andererseits ... vielleicht wären Carpinio und ich uns nie begegnet.
Carpinio ... hoffentlich ging es ihm gut, schoss mir durch den Kopf.

Nero blieb stehen.
Wir hatten eine Wirtsstube erreicht. Es brannte noch Licht und warme Luft quoll aus dem Schornstein.

Ich verdeckte Löwentöter, der an meinem Gürtel hing, mit meinem Umhang und klemmte mir Robbs Bogen unter den Arm.

Dann betraten Nero und ich die Schenke auf deren Eingangstür ein Schild „Zum silbernen Karpfen" hing. Unauffällig nahm ich an einem freien Tisch Platz, während sich mein treuer Schattenwolf unter den Tisch zwischen meine Beine legte.

Eine junge Frau kam mit hochgezogener Augenbraue zu mir.
»Ich muss Euch gleich sagen, hier wird Euch nichts auf dem Silbertablett serviert und Besteck haben wir auch nicht.« presste sie hervor.

Ich setzte ein Lächeln auf.
»Macht Euch keine Umstände. Ich hätte gerne zweimal das Hauptgericht. Und einen Krug Wasser.«

Ich lehnte mich zurück und schloss für einen Moment die Augen.
Als eine Gruppe Männer die Stube lautstark betraten, spitzte ich die Ohren.

»... Er hat schon wieder eine Schlacht gewonnen und seine Armee wird immer größer.«

»Er ist clever und schnell auf dem Schlachtfeld.«

»Nicht umsonst nennt man ihn den jungen Wolf. Man sagt sogar, er reitet in die Schlacht auf einem gigantischen Schattenwolf.«

Ich hielt die Luft an.
Sie sprachen über Robb!
Eindeutig.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite.
Die Männer saßen einen Tisch weiter und tranken Wein, während einer von ihnen immer noch Legenden über „Den jungen Wolf aus dem Norden" offenbarte.

»In zwei Tagen findet eine Hochzeit auf den Zwillingen statt. Edmure Tully wird eine von Walder Freys Töchter heiraten und...«

Ich hatte mich gerade über das Hauptgericht, es gab Hühnerbrust vom Feinsten, hergemacht, nachdem ich den anderen Teller unter den Tisch gestellt hatte, als ich mich merklich verschluckte.
Mein Onkel heiratete eine der Freys?

Damit zog ich, wie sollte es nicht anders sein, Aufmerksamkeit auf mich.

»He, Mädchen. Ihr seid nicht von hier, oder?«

Alayna Stark | 𝐠𝐚𝐦𝐞 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐫𝐨𝐧𝐞𝐬.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt