06 - Offen & ehrlich

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Als ich am nächsten Morgen erwache, ist Ryan bereits wach und lächelt mich an. "Guten Morgen."

"Guten Morgen. Hast du mich etwa beim Schlafen beobachtet?" "Vielleicht", kommt es von Ryan. Er dreht sich auf den Rücken und bietet mir an, sich in seinem Arm zu kuscheln. Glücklich kuschele ich mich an seine Seite und lege meinen Kopf auf seine Brust. Ich kann seinen Herzschlag hören. Es ist ein unglaublich beruhigendes Geräusch. Dadurch fühle ich mich in seinen Armen noch geborgener.

"Hast du gut geschlafen?", fragt mich Ryan. "Ja, ich habe sehr gut geschlafen. Und du?"

"Ich auch. Aber kann ich dich mal was fragen?" "Ja, klar", antworte ich.

"Du hast auf mich zuerst einen schüchternen Eindruck gemacht. Aber dann hast du mich überrascht, indem du die Initiative ergriffen und mich geküsst hast. Wie kommt das?"

"Naja ich war am Anfang schon etwas schüchtern", beginne ich. "Weil ich schon lange kein richtiges Date mehr hatte. Aber dann, ich weiß auch nicht wieso, ist das schnell verflogen. Ich habe mich in deiner Nähe sofort wohl und sicher gefühlt. Fast so als würden wir uns schon lange kennen, obwohl es nicht so ist. Es ist als sind wir..."

"Seelenverwandte?", beendet Ryan meinen Satz. "Ja, genau das!"

"Tut mir leid, dass ich dich falsch eingeschätzt habe. Das war nicht meine Absicht Und natürlich freut es mich zu hören, dass du mich als deinen Seelenverwandten betrachtest", entgegnet er und zwinkert mir grinsend zu.

"Ach da bist du nicht der Erste", entgegne ich darauf. "Was meinst du?"

"Du bist nicht der Erste, der mich in eine Schublade gesteckt hat, in die ich meiner Meinung nach nicht rein gehöre. Aber das habe ich noch niemandem erzählt. Bis jetzt. Aber bei dir fällt es mir leicht darüber zu reden, ich kann's nicht erklären. Manche Dinge sind eben nur in meinem Kopf und sonst weiß niemand davon."

"Ich will deinen Redefluss ja nicht stören, aber magst du mir mehr davon beim Frühstück erzählen? Ich habe ziemlich großen Hunger", wirft Ryan ein. Erst da bemerke ich meinen knurrenden Magen.

Beim Frühstück mit Croissants, Butter, Marmelade, Rührei und Orangensaft fahre ich fort: "Ich denke man kann sagen, von einigen Dingen erfährst du als Erster. Ich versuch's mal mit einem Beispiel zu erklären. Ich habe mal eine 30-Tage-Sportchallenge gemacht, um abzunehmen. Ich habe auch meiner Oma davon erzählt. Ihre Antwort war, dass ich mir nicht zu viel davon versprechen soll, weil ich einfach kein schlanker Figurtyp bin. Als Beispiel hat sie meinen Onkel genannt. Der wäre eher der dicke Typ und sie und ich eher normal. Ich hab sie sehr lieb und weiß, sie wollte nur nicht, dass ich nacher enttäuscht bin, wenn es nicht klappt, aber verletzt hat es mich trotzdem. Ich meine es ist doch keine Typsache, wenn man dick ist, weil man eine ungesunde Lebensart hat. So wie meine Oma es gesagt hat, hörte es sich so an, als ob ich nichts an meiner Figur durch Sport verändern kann und als wäre es ein Teil meiner Persönlichkeit, so zu sein. Ich würde mich auch nicht als schüchtern bezeichnen, sondern vielmehr als vorsichtig. Ich schätze, ich wurde in meinem Leben einfach schon zu oft verletzt."

"Ich glaube, ich verstehe", antwortet Ryan. "Aber wenn ich das sagen darf, ich finde dich wunderschön, so wie du bist."

"Danke", sage ich und werde ein bisschen rot. "Und was ist mit dir? Ist es dir auch schon so ergangen?"

"Nur in einem Punkt. Immer wenn mich eine Frau interessiert hat und ich sie kennengelernt habe, war es irgendwann immer so, dass ich feststellen musste, dass sie nur an meinem Geld und weniger an mir interessiert sind. Nur du bist irgendwie anders."

Diese Aussage von ihm berührt mich so sehr, sodass ich gar nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Eine Weile herrscht Schweigen. Schließlich ist es Ryan, der es bricht: "Sag mal, was ist eigentlich mit deinem Buch? Weißt du nun, worüber du schreiben willst?"

"Ehrlich gesagt nein. Ich habe immer noch nicht den blassesten Schimmer. Bis Sonntag ist es auch nicht mehr lang, es ist ja heute schon Montag."

"Du weißt, ich habe dir angeboten mit Herrn Adler zu reden." "Ja, ich weiß. Danke, aber wenn du das tust, will ich zumindest auch etwas Vorweisen können."

"Weißt du was?", fragt Ryan. "Da ich heute sowieso zurück nach Hamburg fahre, nehme ich dich einfach mit und zeige dir meine Rennbahn. Das wird dich auf andere Gedanken bringen und vielleicht kommt dir so eine Idee für dein Buch. Außerdem habe ich dich so noch länger in meiner Nähe..."

"Aber...", will ich widersprechen.

"Keine Widerrede!" Ryan grinst mich dabei an.

"Okay, dann auf nach Hamburg."

Zwischen Schreibblockade und der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt