15 - Neustart

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Ich räume gerade meine gefalteten und gewaschenen Klamotten in den Schrank, da klingelt es an der Tür. Wer besucht mich an einem Sonntag? Ich erwarte niemanden. Trotzdem gehe ich zur Wohnungstür und betätige den automatischen Türöffner. Die Haustür wird geöffnet und wieder geschlossen. Dann sind Schritte auf der Treppe zu hören. Ich warte gespannt auf die Person, die mich an einem Sonntag besuchen will.

Die Person, die die Treppe herauf kommt, ist... Ryan. Was will ER denn? Ich hatte nichts mehr von ihm gehört, seit ich seine Wohnung verlassen hatte. "Was willst du?", frage ich ihn, als er vor mir steht. "Mit dir reden. Kann ich bitte rein kommen?"

"Von mir aus." Ich lasse die Tür offen und gehe ins Wohnzimmer ohne darauf zu achten, ob er mir folgt. Ryan kommt nach ein paar Sekunden auch ins Wohnzimmer. Während er sich kurz umsieht, setze ich mich auf die Couch. "Also was willst du von mir?" Ich sehe ihn kritisch an. Ryan widmet seine Aufmerksamkeit wider mir und setzt sich zu mir auf die Couch. Sofort rücke ich ein kleines Stück von ihm weg. Er hatte mich eben sehr verletzt. Das soll er ruhig wissen. Wenn ihm keine gute Erklärung einfällt, kann er gleich auch wieder gehen.

"Marry... es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Lass es mich bitte erklären." Er sieht mich dabei flehend an. Ich nicke nur kurz und warte auf seine Erklärung. "Ich weiß, ich hab mich wie ein Idiot verhalten."

"Allerdings."

"Ich wollte dich wirklich nicht verletzen. Der Autounfall... als du da so bewusstlos auf dem Lenkrad lagst... es hat Erinnerungen in mir wach gerufen." Ryan holt tief Luft. "Vor knapp zwei Jahren hab ich einen Ausflug mit meinem kleinen Bruder gemacht. James. Er war zwei Jahre jünger als ich. Wir wollten ein Männerwochenende machen. Auf der Autobahn kam bei einer Auffahrt irgend so ein kranker Spinner angerast. Wir waren leider auf der rechten Spur der Autobahn. Der Typ ist einfach in uns rein gefahren. Ich hatte noch versucht zu reagieren, irgendwas zu machen, aber es ging alles so wahnsinnig schnell. Ich habe den Unfall mit einigen Verletzungen überlebt. James allerdings nicht. Er war fast sofort tot."

Ich habe Tränen in den Augen und umarme Ryan nun. "Es tut mir so leid", flüstere ich. "Ich hatte Angst dich auch zu verlieren, als du da so bewusstlos lagst. Du bist mir sehr wichtig", sagt er an meinem Ohr. Ich löse mich von ihm. "Ich hab mich auch blöd verhalten, mir tut es auch leid."

"Dann lass uns nochmal von vorne anfangen", schlägt Ryan vor. Ich nicke und lächele. "Okay." Ryan lächelt auch. Dann nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Ich erwiedere den Kuss. Schließlich bin ich es, die den Kuss beendet. Unsicher was ich als nächstes tun oder sagen soll, sehe ich ihn an. Was jetzt? Was sind wir? Freunde? Mehr? Ryan unterbricht meine Gedanken: "Ich will nicht nur, dass wir Freunde sind. Dafür mag ich dich zu sehr." Mein Herz macht einen Sprung. Ich nehme seine Hand. "Ich will auch, dass wir mehr sind als Freunde. Aber wie soll das funktionieren? Ich wohne hier und du in Hamburg?"

"Wir finden einen Weg. Lass uns einfach schauen, wohin das mit uns führt." Uns! Er hat uns gesagt! Mein Herz macht weitere Luftsprünge. "Okay, lass uns schauen, wohin es mit uns führt." Wir küssen uns erneut. Nach einer gefühlten, wundervollen Ewigkeit lösen wir uns wieder voneinander. Ryan lehnt sich an die Couchlehne zurück und bietet mir seinen Arm an. Ich kuschele mich an ihn. Nach einer Weile fragt er mich: "Sag mal Marry, was ist eigentlich mit deinem Buch?"

"Ich habe es geschrieben. Ich habe es tatsächlich geschafft, das Buch noch zustande zu bringen."

"Ehrlich? Das ist ja fantastisch!" Ryan schenkt mir ein strahlendes Lächeln. "Worüber hast du denn geschrieben?"

"Mein Buch heißt Perfectly imperfect-Be yourself. Es geht dabei um Selbstfindung."

"Na dann", sagt er und grinst mich an. "Es wird bestimmt ein Bestseller."

"Vielleicht", schmunzele ich.


Zwischen Schreibblockade und der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt