13 - Was wäre das Leben ohne beste Freundin?

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"Anwyn, da bist du ja! Danke, dass du gekommen bist!" Ich bin so froh, dass sie da ist, dass ich sie fest umarme.

Nachdem ich Ryans Wohnung verlassen hatte, hatte ich meine beste Freundin angerufen, da ich nicht in Hamburg bleiben wollte, aber allein nicht mehr nach Hause komme. Denn hergekommen war ich mit Ryan. Natürlich hatte Anwyn sofort alles stehen und liegen lassen, um mich abzuholen.

In der Zwischenzeit hatte ich mir heulend überlegt, was ich machen sollte, bis Anwyn hier ist. Die anderen Leute auf der Straße hatten mich schon komisch angestarrt, deshalb hatte ich es letzten Endes für das Beste gehalten, mir ein Hotel zu suchen. Mir war egal, dass ich für den ganzen Tag bezahlte, auch wenn ich diesen womöglich gar nicht nutzen würde. Im Hotelzimmer hatte ich mir dann weiter die Augen aus dem Kopf geheult. Ich konnte noch nicht wirklich fassen, was passiert war.

Nun stehe ich mit zugeschwollenen Augen, geschwollener Nase und gerötetem Gesicht vor meiner besten Freundin. "Meine kleine Erdbeere, es tut mir so leid." Anwyn drückt mich erneut. Dann ballt sie ihre Hände zu Fäusten und sagt wütend: "Jetzt zeig mir dieses Stück Scheiße! Den erledige ich selbst!" "Ich weiß doch gar nicht wo er wohnt. Also ich kenne seine Adresse gar nicht", sage ich leise, weil ich nach der kräftezehrenden Heulattacke einfach nur noch erschöpft bin. "Aber du hast seine Nummer. Dann schreib ich ihm wenigstens noch das Passende." Wortlos reiche ich ihr mein Handy. Sollte sie ruhig machen, es ist ja ohnehin vorbei.

Hallo du krankes, gestörtes Arschloch, beginnt Anwyn zu schreiben. Hier ist die beste Freundin von Marry. Am besten ziehst du ans andere Ende der Welt, bevor ich dich doch noch finde und dich umbringe! Ich schwöre dir, solltest du dich noch einmal blicken lassen oder wenn nochmal irgendwas von dir kommt, bist du tot! Versprochen (grinsender Teufelemoji)

Anwyn

Dann drückt sie auf senden und gibt mir das Handy zurück. Ich schalte es aus. Ich will keine Antwort darauf bekommen, falls er überhaupt antwortet. "Was hälst du davon, wenn wir zu Mutti fahren und dort eine ordentliche Portion Nudelsalat essen? Pünktlich zum Abendessen müssten wir es noch schaffen."

"Oh ja, Nudelsalat!", sage ich und fühle mich sofort ein wenig besser. Mutti ist eben auch die Beste.

Mutti und Vati sind die Eltern meiner besten Freundin und da ich eh wie ihre zweite Tochter bin, sind sie für mich auch meine Eltern. Und Mutti weiß ganz genau, wie sehr ich Nudelsalat liebe. Das perfekte Liebeskummeressen. Sicher hatte Anwyn Mutti von meiner Auseinandersetzung mit Ryan erzählt und Mutti wusste sofort, was zu tun war.

"Was ist eigentlich genau passiert?", fragt mich meine beste Freundin, nachdem wir schon ein Stück Weg Richtung Heimat zurückgelegt hatten. Ich hatte ihr am Telefon nicht alle Einzelheiten erzählt, nur das Wichtigste. "Ich will eigentlich nicht mehr darüber sprechen. Erzähl mir lieber was Neues von dir und Nate." Alles ist besser, als nochmal über das zwischen mir und Ryan nachzudenken. "Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht!" Anwyns Augen strahlen. "Ehrlich? Das sind ja fantastische Neuigkeiten Erzähl!" Ich freue mich so für sie. Anwyn hatte sich das schon so lange gewünscht. Wenn ich schon nicht mein Glück finde, soll sie wenigstens ihres finden. Sie hat es mehr als verdient.

"Ich kam von der Spätschicht nach Hause und als ich die Wohnungstür geöffnet habe, hat mich eine Spur aus leuchtenden Teelichtern erwartet", beginnt meine beste Freundin zu erzählen und bei jedem weiteren Wort scheint ihr Gesicht mehr zu leuchten. "Den Teelichtern bin ich dann bis ins Wohnzimmer gefolgt. Dort waren noch mehr Kerzen und Rosenblätter verstreut. Und Nate war da und hat sich vor mich hin gekniet. Ich konnt's gar nicht glauben! Ja, und dann hat er gesagt, dass er weiß, dass er nicht immer der beste Freund war, aber dass er nun endlich vertsanden hat, dass ich das Beste in seinem Leben bin. Deshalb will er den Rest seines Lebens mit mir verbringen. Ja, und dann hat er mich gefragt, ob ich ihn heiraten will."

"Und du hast hoffentlich ja gesagt."

"Ja, hab ich, nachdem ich realisiert hab, dass er es wirklich ernst meint und ich nicht träume. Oh mein Gott, Marry, ich hab selbst nicht mehr dran geglaubt! Ich bin so glücklich!" Anwyn schnieft leicht und wischt sich eine Freudenträne weg. "Ich freue mich so für dich", sage ich ehrlich. "Ich bin aber deine Trauzeugin. Klar?!"

"Natürlich bist du das! Am schönsten Tag meines Lebens darfst du schließlich nicht fehlen." Wir lächeln beide.

Die restliche Fahrt über reden wir über dies und das oder singen gemeinsam zu den Songs im Radio. Ich bin dankbar für die Ablenkung und meine Laune hebt sich tatsächlich ein wenig.

Am Abend, nach dem Besuch bei Mutti, falle ich totmüde ins Bett. Trotz allem war es irgendwie doch noch ein schöner Abend geworden, der mich für eine kurze Zeit meine Probleme vergessen ließ. Sowohl Mutti als auch Anwyn hatten mir angeboten bei ihnen zu schlafen, aber ich wollte einfach gern allein sein. Natürlich hatten sie auch gesagt, wenn irgendwas sein sollte, könnte ich mich jeder Zeit melden.

Eine bessere Familie kann man nicht haben. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.

Zwischen Schreibblockade und der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt