11 - Wie soll es jetzt weitergehen?

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Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass ich im Krankenhaus liege. Mein Kopf pocht etwas. "Marry, Gott sei Dank!", ruft Ryan aus und ist sofort an meiner Seite. "Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich hätte dich niemals fahren lassen sollen." In seinen Augen schimmern Tränen. "Mein Kopf tut ein bisschen weh, aber sonst geht es mir doch gut. Ich bin froh, dass ich fahren durfte. Ich hatte trotzdem Spaß." Ich lächele ihn an.

"Zum Glück hast du einen Helm getragen, wer weiß, was sonst passiert wäre!" Ryan ist ganz außer sich vor Sorge. Wie süß, dass er sich so um mich sorgt. "Aber es ist doch nichts schlimmeres passiert", versuche ich ihn zu beruhigen. "Ja, weil du verdammtes Glück hattest! Noch einmal lasse ich dich nicht fahren!" "Aber warum denn nicht? Es geht mir doch gut!", sage ich etwas verärgert. "Es war meine Entscheidung zu fahren. Es war nicht deine Schuld."

"Aber du hast keine Erfahrung und es ist meine Rennbahn und mein Auto! Ich war für dich verantwortlich!", brüllt Ryan. "Okay, was ist dein Problem?!" Er stürmt ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Was war das denn jetzt? Männer, ehrlich! Ist ja schön, dass er sich um mich sorgt, aber er übertreibt, finde ich.

Eine Schwester kommt herein. "Ah, Frau Quinn, Sie sind wach. Wie schön." "Muss ich hierbleiben?", frage ich die Krankenschwester. Krankenhäuser sind kein Ort, an dem ich mich gerne lange aufhalte. "Nein. Da Sie nur eine leichte Gehirnerschütterung haben, können Sie nach Hause gehen. Sie müssen sich allerdings ein paar Tage schonen."

"In Ordnung."

"Soll ich die Entlassungspapiere für Sie fertig machen?" "Ja, bitte", erwiedere ich höflich. Die Schwester nickt. "Ich warte an der Rezeption auf Sie." Ich nicke und die Krankenschwester verlässt den Raum wieder.

Ich hatte heute nur mein Handy und meinen kleinen Geldbeutel mitgenommen. Ich sehe mich danach um. Schließlich entdecke ich die Sachen auf dem kleinen Tischen neben dem Bett. Ich stehe langsam auf und stecke Beides in meine Hosentaschen. Die Kopfschmerzen werden mich wohl noch ein paar Tage begleiten. Ich gehe zur Rezeption, wo die Schwester schon auf mich wartet. "Dann bitte hier noch eine Unterschrift", sagt sie und reicht mir ein Klemmbrett und einen Stift. Ich kritzele meine Unterschrift auf die entsprechende Stelle und gebe ihr das Klemmbrett und den Stift danach zurück. "Vielen Dank. Ihre Gesundheitskarte haben wir schon eingescannt. Also gute Besserung noch." Schnüffler. Einfach ohne meine Erlaubnis an meine Sachen zu gehen. Aber gut. "Danke."

Ich gehe Richtung Ausgang und widme mich wieder dem Problem, dass Ryan mich hatte hier sitzen lassen. Toll! Ich kenne seine Adresse nicht und in Hamburg kenne ich mich auch nicht aus. Ob ich ihn anrufen soll? Er wirkte ziemlich wütend. Aber wo soll ich sonst hin? Draußen hole ich mein Handy hervor und rufe Ryan an. Nur Mailbox. Super! Ich schreibe ihm eine Nachricht, dass er mich bitte anrufen soll. Unschlüssig wohin ich gehen soll, laufe ich einfach los.

Die Situation erinnert mich an eine ähnliche Situation mit meiner Mutter, damals. Sie hatte mich nach dem Mittagessen angewiesen, die Töpfe abzuwaschen. Das sollte erledigt sein bis sie weider zu Hause ist. In dem Moment hatte mein Vater mich gefragt, ob ich etwas mit ihm unternehmen möchte. Das kam nicht oft vor. Deshlab hatte ich sofort zugestimmt und mir gedacht, dass ich die Töpfe auch noch danach spülen kann. Ein Fehler.  Ich hatte viel Spaß mit meinem Vater gehabt und die Töpfe längst vergessen. Natürlich waren wir nicht vor meiner Mutter zurück gewesen. Sie hatte uns die Tür geöffnet und nur meinen Vater ins Haus gelassen. Mir hatte sie mit den Worten, ich sollte darüber nachdenken, was ich falsch gemacht hatte, die Tür vor der Nase zugeknallt. Damals wusste ich nicht, was sie von mir wollte oder was ich machen sollte.

So fühle ich mich jetzt auch. Ryan ist sauer. Aber warum? Nur wegen dem Unfall? Weil er sich Sorgen gemacht hatte? Ich habe keine Ahnung und noch weniger Ahnung, was ich machen soll.

Ich entdecke einen kleinen Park. Dorthin gehe ich und setze mich auf eine freie Bank. Und was jetzt?

Zwischen Schreibblockade und der wahren LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt