Kapitel 15: Oh! Also doch ein Date...

932 66 14
                                    

Den Rest des Abends bekam ich gar nicht mehr richtig mit. Nachdem sich Kacchan bei mir bedankt hatte, was er bisher noch nie getan hatte und es deshalb so wahnsinnig selten war, befand ich mich wie in Trance. Das Einzige, was ich bewusst wahrnahm war die angenehme Gesellschaft von Kacchan, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte, wie sehr ich ihm bereits wieder vertraute.

„Wenn das nicht mein vorlautes Balg und sein Date sind...", riss mich eine bekannte Stimme zurück in die Wirklichkeit.
Ich blieb starr neben Kacchan stehen, spürte schlagartig die Hitze in meinem Gesicht und blickte mich verwirrt um.
Kacchans Mutter, Mitsuki, kam winkend auf uns zugelaufen. In ihrer Hand hatte sie eine große Einkaufstüte, die sie nun Kacchan in die Arme drückte.
„Hier, mach dich nützlich", grinste sie.
Ich sah Kacchan an und sah, dass ihm diese Unterbrechung überhaupt nicht gefiel.
„Behalt deinen Müll bei dir!", keifte er und schob ihr die Einkaufstüte wieder zu.
„Ach, sei still...", schnauzte sie ihn an und lächelte mir dann zu. „Hey, Izuku. Wie war euer Date? Hat sich mein unbelehrbarer Sohn benommen?"
Mein Gesicht wurde noch heißer. „Hallo Tante Mitsuki... Ja... hat er...", bekam ich heiser heraus.

Tante Mitsuki sah mich etwas überrascht an, strich mir dann lächelnd über die Haare und wandte sich wieder Kacchan zu.
„Wehe dir, wenn ich irgendwelche Beschwerden über dich höre... Vermassle es nicht!"
Sie nahm die Einkaufstüte und ließ uns stehen.
Ich blickte ihr hinterher, ehe ich wieder zu Kacchan sah. Er starrte auf den Boden und kämpfte sichtlich damit, nicht auszurasten.
Vorsichtig nahm ich seine Hand, die er zu einer Faust geballt hatte und löste seine verkrampften Finger. „Lass dich nicht von ihr ärgern...", meinte ich leise und unsicher.
„Das macht sie mit Absicht... um mich schlecht dastehen zu lassen...", knurrte er, beruhigte sich allerdings wieder etwas.
Er blickte auf unsere Hände, wurde dann wieder rot und vermied es mich direkt anzuschauen.
Ich lächelte. „Das schafft sie nicht. Ich fand...", begann ich und betonte die nächsten beiden Worte besonders, „... unser Date...", meine Wangen glühten nun wieder, „sehr schön..."
Nun sah er mich doch an und ein winziges, erleichtertes Lächeln legte sich auf sein Gesicht.

Doch der Augenblick währte nur kurz. Er wollte wohl nicht zulassen, dass ich seine sanfte Seite zusehen bekam. Doch genau die interessierte mich! Ich wollte den Kacchan kennen lernen, der hinter dieser Fassade aus Wut und Ärger steckte. Doch wie konnte ich es ihm erklären? Er würde mir nicht glauben, würde es als einen Scherz abtun und sich noch mehr vor mir verschließen. Ich drückte seine Hand und lächelte ihn an.
Wieder wand er den Blick ab. „Komm, ich bring dich nach Hause... Sonst macht sich Tante Inko noch Sorgen um dich...", murmelte er.

Gemeinsam gingen wir den Weg, den wir die letzten Wochen, seit wir uns wieder vertragen hatten, immer gegangen waren, entlang bis zu mir nach Hause.
Vor dem Gartentor blieben wir stehen.
Unschlüssig blickte ich zur Tür.
„Also dann... wir sehen...", begann Kacchan, doch ich unterbrach ihn.
„Magst du noch mit rein kommen? Wir könnten uns noch einen alten Film anschauen...", fragte ich ihn.
Ich konnte sehen, dass ich ihn mit dieser Frage überrumpelt hatte. Was würde er antworten?

Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wollte ich nicht, dass der Abend jetzt schon endete. Ich wollte noch etwas länger Kacchans Nähe genießen dürfen.
Doch wollte er das auch? Wollte er mich noch länger aushalten?
Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich auf seine Antwort wartete.

Ein neckisches Grinsen zeigte sich auf Kacchans Lippen. „Eine Überdosis Nerd?", wollte er wissen.
Ich schluckte, löste meine Hand von seiner und öffnete das Gartentor. Natürlich wollte er mich nicht noch länger ertragen. Wie hatte ich das auch annehmen können?
Mit einem meiner üblichen Lächeln versuchte ich das erdrückende Gefühl in meiner Brust zu verdrängen. „War nur so eine dumme Idee von mir. Danke für den Abend... Wir sehen uns dann am Montag..."
Ich drehte mich von ihm weg und machte zwei Schritte auf unser Haus zu.

Unmei no akai itoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt