„Argh!" Frustriert raufte ich mir die Haare. Ich musste dringend auf andere Gedanken kommen!
Ich entschied mich für einen Spaziergang.
Also lief ich zu meiner Mutter ins Wohnzimmer um ihr Bescheid zu geben.
„Du gehst spazieren? Würde es dir etwas ausmachen bei den Bakugôs vorbei zu gehen? Mitsuki hat mir ein Buch geliehen, das ich schon lange zurück geben wollte...", meinte sie und schaute mich mit einem Hundeblick an.
Ich seufzte. Wie könnte ich ihr überhaupt etwas abschlagen...
„Na klar...", antwortete ich und ignorierte die Tatsache, dass ich so definitiv nicht auf andere Gedanken kommen würde...
Sie brachte mir das Buch und wuschelte mir durch die Haare. „Danke, du bist ein Schatz..."
Ich lächelte sie an und verließ dann die Wohnung.Vor der Haustür ließ ich den leichten Abendwind über meine Haut pusten. Es fühlte sich gut an.
Einen Augenblick überlegte ich, ob ich das Buch direkt abliefern sollte oder erst auf dem Rückweg. Ich entschied, dass ich es nicht die ganze Zeit mit mir herumschleppen wollte und machte mich deshalb schlendernd auf den Weg.Es war lange her, dass ich diesen Weg gegangen war. Und doch kannte ich ihn auswendig und würde ihn selbst blind und taub noch finden. Und vermutlich sogar im Schlaf!
Daher dauerte es nicht lange, bis ich vor dem Haus der Bakugôs stand. Es hatte sich nicht verändert.
Ich drückte auf den Klingelknopf neben dem Gartentor und wartete ab, doch nichts rührte sich.
„Keiner da...?", murmelte ich vor mich hin und wollte gerade noch einmal klingeln, als ich Schritte hinter mir hörte.
„Hast du dich verlaufen, Nerd?"Ich drehte mich um und wurde von einem roten Augenpaar taxiert.
„Hi, Kacchan...", brachte ich leise hervor und beobachtete, wie er näher kam.
„Hi... Also? Hast du dich verlaufen?", grinste er mich an.
Wieder kam mir das in den Sinn, was Ochako mir vorhin gesagt hatte. Hatte ich ein Date mit Kacchan? Ich spürte meine Wangen heiß werden und blickte auf den Boden.
„Meine Mutter... Sie hat mich gebeten, deiner Mutter das geliehene Buch zurück zu bringen...", meinte ich unsicher und hielt es ihm hin ohne ihn anzuschauen.
Ich spürte seinen Blick auf mir, als er mir das Buch aus der Hand nahm. „Sie ist noch nicht daheim. Ich geb es ihr...", bot er an.Immer noch unsicher hob ich den Blick und sah ihn an. Er verhielt sich so anders... Seit wir uns wieder vertragen hatten, war er... freundlicher... ja schon fast zahm geworden. Wenn auch nur mir gegenüber. Alle anderen wurden immer noch genauso behandelt wie zuvor.
Woran das wohl lag?Ich verzog meine Lippen zu einem Lächeln. „Danke."
Wieder glaubte ich, einen zarten Rotschimmer auf seinen Wangen erkennen zu können. Er wich meinem Blick aus.
„Ich geh dann mal wieder. Bis morgen, Kacchan...", verabschiedete ich mich.
„Hm...", brummte er und machte sich am Gartentor zu schaffen.Inzwischen hatte ich keine Lust mehr spazieren zu gehen, daher schlug ich den direkten Weg zurück nach Hause ein.
„Oi, Deku...", hörte ich hinter mir Kacchans Stimme.
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.
Er stand immer noch am Gartentor und hielt das Buch in der Hand.
„Ja?", wollte ich von ihm wissen.
Einen Moment dauerte es, bis er antwortete.
„Ach, nichts... bis morgen..."
Ich musterte ihn etwas verwirrt, lächelte dann aber und winkte ihm, schlenderte zurück nach Hause..~*~.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich so ausgeruht wie schon lange nicht mehr.
Ich hatte lange geschlafen. Länger als ich es sonst tat.
Gähnend rieb ich mir den restlichen Schlaf aus den Augen und kletterte dann aus dem Bett.
Die Sonne schien bereits und es würde wohl recht warm werden.
Ich hatte nichts anderes erwartet für Anfang Juni.Ich frühstückte zusammen mit meiner Mutter und informierte sie dabei auch gleich über meine Pläne am Nachmittag und Abend.
Sie sah mich mit einem Lächeln an. „Es freut mich, dass du dich wieder so gut mit Katsuki verstehst."
„Ja, mich auch! Er... hat mir wirklich gefehlt...", gestand ich mir ein.
„Dann hab viel Spaß heute Abend. Ich muss gleich noch zur Arbeit und komme erst spät wieder", erwiderte sie und räumte den Tisch ab.
Ich hielt sie zurück. „Lass nur, ich mach das", bot ich ihr an und begann das Geschirr zu säubern.
Meine Mutter tat so viel für unser Leben. Sie arbeitete meiner Meinung nach zu viel und schmiss dann auch noch den Haushalt. Ich wollte sie wenigstens in solchen Kleinigkeiten etwas unterstützen.
„Das ist lieb, danke!" Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und machte sich dann fertig für die Arbeit..~*~.
Eine halbe Stunde später war ich alleine im Haus und überlegte mir, was ich mit meiner freien Zeit anstellen sollte.
Meine Hausaufgaben waren bereits erledigt und auch sonst war die Wohnung aufgeräumt.
Unschlüssig wanderte ich in meinem Zimmer umher, öffnete dann meinen Schrank und wühlte mich durch meine Kleidung. Was sollte ich heute Abend wohl anziehen?Es war warm und würde auch warm bleiben, wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken durfte. Also wäre wohl luftige Kleidung angebracht...
Ich zog verschiedene Hosen aus meinem Schrank, entschied mich dann aber für eine knielange, ockerfarbene Shorts. Darin würde mir sicher nicht zu warm werden. Die restlichen Hosen verstaute ich wieder ordentlich im Schrank.
Als nächstes musste ich ein passendes Shirt finden. Am besten ein neutrales. Vielleicht einfarbig? Jedenfalls nicht zu bunt!Ich hielt kurz inne und musste über mich selbst lachen. Seit wann machte ich mir denn solche Gedanken über die Kleidung, die ich anzog? Normalerweise zog ich einfach irgendwas aus dem Schrank, schaute kurz ob es auch nicht zu albern aussah und damit hatte es sich erledigt.
Aber nun verhielt ich mich so ganz anders, als ich es von mir selbst gewohnt war.
War es, weil Ochako diesen Date-Gedanken in meinen Kopf gepflanzt hatte? Oder war es einfach, weil ich Zeit mit Kacchan verbringen durfte und ihm nicht auch noch mit meiner Kleidung auf die Nerven gehen wollte?
Ich kratzte mich am Hinterkopf, durchsuchte meine Shirts und nahm mir dann ein weißes Halbarmshirt heraus. Es hatte keinen Aufdruck oder sonst irgendwas und war eher langweilig, aber ich wollte auch nicht den Eindruck vermitteln, als würde ich wirklich glauben, dass Kacchan mich auf ein Date eingeladen hatte!Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich immer noch massig Zeit hatte. Es war fast ein Uhr nachmittags. Ich aß eine Kleinigkeit und wanderte dann wieder in der Wohnung umher auf der Suche nach irgendetwas sinnvollem. Leider fand ich nichts...
Gelangweilt warf ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.
Ich zappte durch die Programme, fand aber nichts Interessantes und schaltete ihn wieder aus.
Seufzend blickte ich mich im Zimmer um.
Durch das geöffnete Fenster wehte eine sanfte Brise.
Es war angenehm, einfach nur hier zu sitzen und nichts zu tun.
Ich schloss die Augen und entspannte mich. Ruhig lauschte ich auf die Geräusche um mich herum. Das Ticken der Uhr im Flur. Die Motorengeräusche der entfernt fahrenden Autos. Das Lachen der Kinder auf dem Spielplatz um die Ecke. Das Rauschen des Windes durch die Bäume...
Das alles beruhigte mich so sehr, dass ich eindöste..~*~.
Das aufgeregte Bellen eines Hundes ließ mich aufschrecken.
Verwirrt blickte ich mich um. Wie spät war es?
Meine Augen fanden die kleine Uhr, die im Regal stand. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
Es waren gerade einmal drei Stunden vergangen. Hatte ich wirklich so lange geschlafen? Dabei war ich doch ausgeruht gewesen...Ich streckte mich und stand auf. Ich hatte noch etwa eine Stunde, bis Kacchan mich abholen wollte.
Eine leichte Nervosität machte sich in mir breit. Vielleicht sollte ich mich doch langsam mal fertig machen?
Mit diesem Gedanken sprang ich unter die Dusche und genoss das kühle Wasser.
Nachdem ich fertig und abgetrocknet war, ging ich in mein Zimmer und zog mir die Kleidung an, die ich mir zuvor ausgesucht hatte.
Ich begutachtete mich im Spiegel, grinste dann und versuchte schlussendlich meine noch leicht feuchten Haare zu bändigen. Doch wie immer klappte es nicht, also ließ ich sie einfach so wie sie waren und bürstete sie nur um alle Knoten heraus zu bekommen..~*~.
Das Klingeln an der Tür ließ mich zusammenzucken.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Fünf Minuten vor fünf Uhr. War das etwa schon Kacchan?
Mit zwei großen Schritten war ich an meinem Fenster, das offen stand und von welchem aus ich unsere Gartentür sehen konnte. Tatsächlich stand Kacchan davor und schaute ungeduldig zu mir hinauf.
„Ich bin sofort da!", rief ich zu ihm hinunter, schloss das Fenster und eilte in den Flur.
Schnell schlüpfte ich in meine roten Lieblingsschuhe, nahm mir meinem Schlüssel von der Kommode und verließ das Haus.Tbc...
DU LIEST GERADE
Unmei no akai ito
Fiksi PenggemarIzuku ist auf der Suche nach dem Ende seines roten Fadens des Schicksals. Mit wem er wohl verbunden sein wird? .~*~. Quirkless-AU!