02.

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Suchend nach mehr, treffe ich mich dreimal die Woche mit Kati. Kati ist ein Mädchen, das ich vor einigen Wochen in der Uni kennengelernt habe. Sie studiert Medizin, ist so klug, dass es mir Angst macht, und sogar witzig. Sie bringt mich zum Lachen. So richtig.

„Du bist verrückt", sage ich kopfschüttelnd, nachdem sie mir eine wirklich abgefahrene Story über ihren letzten Geburtstag erzählt hat. Wir sitzen in einem Café und essen vegane Waffeln, weil sie voll darauf steht.

Mit einem bestimmten Lächeln sieht sie mich an. Wir halten einige Sekunden lang Blickkontakt und ich glaube, das ist der Moment an dem ich sie küssen sollte. Ich zögere. Will ich es jetzt schon kaputt machen? Bevor wir uns richtig kennengelernt haben?

Versteht mich nicht falsch, ich liebe küssen. Ich mach das echt gern. Aber was ich suche ist eine feste, ernsthafte Beziehung und deshalb will ich es nicht überstürzen. Es sind immer noch viel zu viele Fragen offen. Will sie wirklich mehr als das, oder hört es bei ihr nach dem Sex auf? Sind wir verliebt? Ich habe keine Ahnung.

„Willst du mich nicht küssen?", lacht sie und beugt sich über den Tisch. Meine Bedenken beiseite schiebend, beuge ich mich zu ihr und küsse sie. Sanft. Langsam. Sie ist gut, sie ist weich. Es fühlt sich gut an.

Nachdem ich bezahlt habe, fragt sie, ob ich mit zur ihr will, und ich spüre, wie sie mir entgleitet. Später liegen wir in ihrem Bett, ihre ist Haut weich unter meinen Fingern und ich beuge mich über sie, ihre Arme um meine Schultern. „Willst du wirklich?", frage ich.

„Klar." Sie lacht. Es klingt so selbstverständlich und einfach. So als würde es nichts bedeuten. Ich zögere.

„Kati, ich ... ich will mehr als das." Ich halte inne, sehe sie plötzlich ernst an. „Ich will nicht nur spielen. Ich hab keine Lust mehr auf One-Night-Stands."


Ihre grünen Augen huschen über meine. Dann lächelt sie. „Okay."

Ich blinzele sie an. „Okay?"

Sie nickt, grinst und küsst mich. Erleichterung strömt in meinen Körper. Das war's dann wohl mit dem Single-Leben.

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Die ersten zwei Wochen sind einfach. Ich habe das vermisst, mit jemandem aufzuwachen, zu frühstücken, den Tag zu verbringen und nicht nur die Nacht. Am Samstag gehen wir zusammen einkaufen für einen Abend zu zweit voller Chips, Wein und Pizza, als wir Louis über den Weg laufen. Er steht draußen vor dem Zigarettenautomat und hat uns schon entdeckt. Sein Blick verspricht Ärger, also erwidere ich ihn mit Augen die sprich mich bloß nicht an sagen. Er grinst unschuldig. Ich nehme Katis Hand und wir verschwinden in dem Laden, um die Einkäufe zu erledigen.

Gut zehn Minuten später, als wir wieder rauskommen, steht er da immer noch. Ich versuche, an ihm vorbeizugehen, aber er hat andere Pläne. „Hey." Seine Augen funkeln neugierig und ich bleibe widerwillig stehen, starre ihn böse an. Kati sieht verwirrt von ihm zu mir und zurück. „Harry", lächelt er übertrieben höflich. „Willst du uns nicht vorstellen?"

Mir bleibt wohl nichts anderes übrig. „Das ist Kati, meine Freundin." Ich betone das Wort Freundin und er hebt seine Augenbrauen. „Und das ist Louis ... ein Bekannter."

„Freut mich." Kati reicht ihm grinsend die Hand und Louis denkt nicht mal dran, sie zu erwidern. Er lacht spöttisch. Kati zieht ihre Hand zurück und sieht mich verwirrt an. Ich räuspere mich.

„Wir müssen weiter", versuche ich das Schlimmste zu vermeiden - Louis wird irgendwas sagen, das sehe ich an seinem Blick. Ich will Kati gerade weiterziehen, aber da macht er schon seinen verfluchten Mund auf.

„Ich wusste gar nicht, dass du jetzt auch auf Frauen stehst."

Ich bleibe stehen. Wut brodelt in mir auf. Meine Hand hält Katis fester. Er weiß verdammt nochmal genau, dass ich schon immer auch auf Frauen stand.

Kati lacht verwirrt. „Was soll das denn heißen?"

„Hast du deiner Freundin gar nicht erzählt, dass du Schwänze magst?"

„Halt einfach den Mund, Louis." Ich wende mich Kati zu. „Hey ... ich dachte es wäre kein Ding."

„Warte - du bist schwul?" Katis Stimme wird unangenehm laut.

„Was? Nein. Ich bin bi."

Sie wirkt plötzlich total wütend und ich verstehe nicht so ganz, was ich falsch gemacht hab. „Warum hast du mir nichts erzählt?"

„Ich hab es nicht für nötig gehalten. Es spielt keine Rolle."

„Sorry, aber es interessiert mich schon, ob mein Freund mit Männern geschlafen hat."


Ich starre sie an. Was ändert das? Ekelt sie sich davor, oder was? Ich hätte nicht gedacht, dass sie ein Problem damit hat."Es ist eh schon länger her, dass ich was mit einem Mann hatte ...", versuche ich ihre Wut ein bisschen zu legen.

„Das stimmt", mischt sich Louis wieder ein. „Ganze drei Wochen."

„Lass uns einfach in Ruhe", fahre ich ihn an.

„Drei Wochen?" Jetzt wird Kati richtig hysterisch. „Da haben wir uns schon getroffen!"

Ich werfe Louis einen strafenden Blick zu, der sich mit einem selbstgefälligen Grinsen eine Zigarette anzündet. Ich greife wieder nach Katis Hand, die sie losgerissen hat, und versuche, sie weiterzuziehen. „Können wir zu Hause reden? Hör nicht auf ihn, er ist ein Arsch."

„Nein", faucht sie mich an. „Du sagst mir jetzt die Wahrheit. Hattest du was mit ihm?"

Ich zögere. „Ja", murmele ich leise.

„Wann?"

Ich spüre wie ich rot werde. Wenn ich eines hasse, dann als Player und Draufgänger dazustehen. Ich bin eigentlich nicht so. Ich will wirklich eine Beziehung, ich will nur eine einzige Person. „Samstag vor drei Wochen", gestehe ich leise. „Aber nur weil ... du mir an dem Abend abgesagt hast. Ich wusste nicht, dass wir-"

„Na und?", schnaubt sie. „Da vögelst du den nächstbesten, nur weil ich keine Zeit hatte? Sag mal, geht's noch? Ich dachte du wärst anders als diese schwanzgesteuerten Ärsche, die nicht eine Nacht ohne Sex auskommen."

„Kati, bitte. Ich meine es erst, ich will eine Beziehung. Wenn ich gewusst hätte, dass du es auch ernst meinst, hätte ich-"

„Weißt du was?" Ihre Wangen sind vor Wut gerötet. Sie schüttelt meine Hand ab. „Ich hab es nie ernst mit dir gemeint." Sie nimmt mir die Einkaufstüten ab und geht einen Schritt zurück. „Ich fand dich heiß, mehr nicht. Aber als du so süß warst, hab ich mich drauf eingelassen." Sie wirf erst Louis, dann mir einen feindseligen Blick zu. „Aber das war ein Fehler. Das ist ne Masche von dir, was? Dieser Rehblick, als wärst du auf die ganz große Liebe aus. In echt willst du nur vögeln."

Perplex sehe ich zu, wie sie davon stürmt. Vor zehn Minuten dachte ich noch, wir wären verliebt oder sowas. Soviel zu meiner Beziehung.

hunt me downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt