07.

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Die Sonne wärmt meine Haut. Meine Lider zucken. Ich blinzele schwach und öffne meine Augen. Mir bleibt kurz das Herz stehen, als ich sehe, wo ich bin und wer neben mir liegt, und ich muss mich erstmal kurz zurückerinnern. Ja richtig. Party, Louis, ein blaues Auge. Ich bin nur in seinem Bett, weil er sich geprügelt hat und ich ihn nach Hause gebracht habe. Nichts ist passiert.

Zwei blaue Augen ruhen auf mir und mir wird bewusst, dass er mich beobachtet haben muss. Es scheint ihn nicht sonderlich zu stören, dass ich ihn erwischt habe, ganz ruhig liegt er da und sieht mich an. Er ist über Nacht ein Stück näher gerutscht, sein Fuß ist an meinem Knöchel und streicht dort langsam auf und ab.

So ist das also, neben Louis aufzuwachen.

„Hast du mich beim Schlafen beobachtet?", frage ich, meine Stimme rau und kratzig, wie jeden Morgen. Ich räuspere mich.

Louis nickt nur, völlig schamlos. Mein Herz schlägt ein bisschen schneller. Irgendetwas an ihm verunsichert mich. Wir bleiben eine Weile so liegen und sehen uns an, bis er schließlich gähnt, sich streckt und sich dann langsam aufsetzt. Mir fällt ein, ihm nach seinen Verletzungen zu fragen, aber er kommt mir zuvor. „Ich mach Frühstück", verkündet er, rutscht vom Bett und spaziert dann nur in Boxershorts aus dem Zimmer.

Ich bleibe eine Weile liegen, reibe mir die Augen und drehe mich auf den Rücken. Ich suche mein Handy, finde es neben meiner Hose auf dem Boden. Mila hat mir genau eine Nachricht geschrieben: Alles okay? Schreib mir, wenn du wach bist.

Ich antworte: Alles gut. Ich komme nach dem Frühstück.

Dann setze ich mich auf, um mir meine Hose anzuziehen. Auf meinem T-Shirt ist immer noch ein Weinfleck von dem Typen gestern. Kurz entschlossen stehe ich auf und öffne Louis' Kleiderschrank, finde ein schlichtes weißes T-Shirt und ziehe es mir über den Kopf. Als ich wieder auf mein Handy sehe, hat Mila geantwortet.

Ist nichts zwischen euch passiert?

Ich runzele die Stirn. Was soll das denn heißen? Warum denkt sie das? Natürlich nicht. Wie kommst du darauf?

Sei nicht böse, es war nur so ein Gedanke.

Irritiert sehe ich auf mein Handy. Normalerweise würde sie mich sowas nie fragen, Vertrauen steht bei uns an oberster Stelle. Ich bin mit dir zusammen, nicht mit ihm, erinnere ich sie.

Ich weiß. Tut mir leid, ich wollte nur sichergehen. Ich hätte es verstanden. Reg dich nicht auf. Sehen wir uns nachher? Ich liebe dich.

Ich schüttele den Kopf und lege mein Handy auf den Nachttisch, beschließe erstmal nicht zu antworten. Was soll das heißen, sie hätte es verstanden? Wenn ich sie betrogen hätte? Ich hätte lieber, wenn sie eifersüchtig wäre.

„Kommst du?", höre ich Louis aus der Küche rufen. Ich verlasse barfuß sein Schlafzimmer und folge dem Kaffeegeruch. Ich war noch nie in seiner Küche. Die Tür steht offen, er sitzt am Tisch und pustet in seine Kaffeetasse. Ich setze mich ihm gegenüber.

„Darf ich rauchen?", fragt er und öffnet das Fenster direkt neben uns, das er im Sitzen erreichen kann.

„Klar." Ist schließlich seine Wohnung. Er dreht sich eine Zigarette und ich nehme mir ein Toast. Es gibt nicht wirklich viel, nur Marmelade und Käse. Keine Butter. Das Messer liegt links vom Teller und ich muss wohl oder übel grinsen. Er wirkt plötzlich so menschlich. Ich kenne ihn so nicht - morgens, nach dem Aufstehen, müde, die Haare in eine Richtung abstehend, die Augen verschlafen. Es ist vielleicht albern, aber irgendwie habe ich seit einigen Jahren in der Illusion gelebt, dass es nur diesen einen Louis gibt, den ich kenne. Der der nachts um die Häuser zieht, Jungs aufreißt und sich betrinkt. Aber er hat ein eigenes Leben und das wird mir gerade erst wieder klar.

„Was schaust du so?", will er wissen, sieht von seinem Kaffee auf. Er selbst hat keinen Teller. Wahrscheinlich lebt er von Kaffee und Zigaretten.

„Gar nichts. Wie geht's deinem Auge?"

Er zuckt mit den Schultern. „Ist nicht weiter schlimm."

Dann sagen wir nichts mehr. Ich esse und er schaut zu. Die Stille ist seltsam und unbehaglich, ich habe das Gefühl, dass irgendwas in der Luft liegt. Etwas Unausgesprochenes.

Und ich habe Recht. Nach ein paar Minuten holt Louis tief Luft. „Was ich dir gestern sagen wollte ... bevor ich es vergesse", beginnt er und macht dann eine kurze Pause, zieht an seiner Zigarette. „Ich meine, bevor ich wieder bereue es nicht gesagt zu haben ... so wie ich das die letzten Monate gemacht habe. Fuck, das ... das war echt ungesund." Er stoppt wieder, sieht mich nicht einmal an. Dann drückt er seine Zigarette aus, obwohl sie nicht mal halb aufgeraucht ist. „Was ich sagen wollte - sagen will, ist dass ich mich nicht in irgendeinen dahergelaufenen Typen verlieben kann." Er sieht in seinem Kaffee. „Aber in dich schon." Seine Finger streichen unruhig über das Holz des Tisches. „Und dass nichts frustrierender ist, als dich nicht zu sehen. Nicht hier zu haben."

Ich starre ihn an. Mein Hunger ist verflogen. Ich lege das angebissene Toast zurück auf den Teller und fasse mir an den Bauch. Louis sieht mich nicht an, sein Gesicht ist emotionslos wie immer. Wenn ich ihn so ansehe, deutet nichts darauf hin, dass er mir gerade quasi gestanden hat, dass er in mich verliebt ist, im Gegenteil, er sieht vollkommen abweisend aus und kühl. Seine Worte passen in keinster Weise zu seinem Ausdruck und ich habe das Gefühl, er will mich verarschen. Er meint das nicht ernst. „Weißt du", sage ich und klinge genervter als geplant. „Vor ein paar Monaten wollte ich unbedingt bleiben und du hast mich weggeschickt. Du hast mir gesagt, ich soll mir eine anständige Freundin suchen. Das habe ich gemacht."

Er nickt, ohne aufzusehen, die Schultern leicht hochgezogen. „Du liebst sie?", fragt er.

„Sie ist meine Freundin."

„Liebst du sie?"

Ich spüre wie ich wütend werde. Ich lehne mich vor und sehe ihn direkt an. „Was glaubst du eigentlich? Dass ich jetzt plötzlich zu dir zurückgekrochen komme, nur weil du plötzlich meinst, dass du Gefühle für mich hast?"

Er scheint mir überhaupt nicht zuzuhören, aber dafür sieht er endlich auf, direkt in meine Augen, sein Blick selbstsicher und kühl. „Liebst du sie? Liebst du mich?"

Ich schnaube. Ernsthaft? Der Kerl bringt mich wirklich auf die Palme. „Was bildest du dir eigentlich ein?"

Er zuckt nur mit den Schultern. Er meint das todernst. Er denkt wirklich, dass ich meine Freundin, mit der ich seit Monaten zusammen bin, einfach so verlasse, weil er meint, jetzt plötzlich doch ein Herz zu haben.

„Ich wusste dass du arrogant bist, aber so ..." Das ist mir wirklich zu blöd. Ich schiebe den Teller ein Stück von mir weg, stehe auf und werfe Louis einen wütenden Blick zu. „Ich verschwende meine Zeit nicht länger. Meine Freundin wartet."

Er zeigt keine Reaktion, bleibt ganz ruhig sitzen und beginnt, sich noch eine Zigarette zu drehen. Wütend verlasse ich den Raum, schnappe mir meine Sachen und verschwinde schließlich aus der Wohnung.



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„Wie war's?", fragt Mila als ich ihre Wohnung betrete. Sie steht im Flur, an der Wand angelehnt und sieht mich an. Ich seufze. Ich bin nicht nur wütend auf Louis, sondern auch auf sie.

„Ich habe nicht mit ihm geschlafen", murmele ich finster. „Falls du das immer noch denkst."

Sie kommt auf mich zu und legt einen Arm um meine Schulter, versucht ein Lächeln. „Ach komm, Harry. Sei mir nicht böse. Ich wollte nur sichergehen."

Ich schnaube kopfschüttelnd. Aber ich kann nicht ewig sauer sein. Nachdem sie sich eine Millionen Mal bei mir entschuldigt hat, setzen wir uns gemeinsam aufs Sofa und ich erzähle ihr, was Louis gesagt hat.

„Er ist in dich verliebt?"

„Das sagt er zumindest."

„Du glaubst ihm nicht?"

Ich seufze, strecke meine Beine aus und fahre mir durch die Haare. „Er ist ein Arsch. Ich bezweifle, dass er überhaupt ein Herz hat."

Sie lacht und legt einen Arm um mich. „Ach komm. Natürlich hat er das."

„Ich wär mir da nicht so sicher", sage ich. Später rutschen wir näher zusammen und schauen einen Film. Ich bekomme Louis den ganzen Tag über nicht mehr aus dem Kopf. Ich hasse es. Dass er es schafft, sich in meine Gedanken zu drängen, obwohl er nicht verdient hat, dass ich an ihn denke.

hunt me downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt