08.

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Es ist Samstag, wir tanzen im Club. Mila hält in einer Hand ihr Bier, die andere Hand liegt auf meiner Hüfte. Die Musik ist schnell, aber wir sind mittlerweile zu müde, um noch so richtig abzugehen. Vor allem bin ich nicht betrunken genug.

Als sie ihre Arme um mich legt und ihren Kopf gegen meine Schulter lehnt, sehe ich Louis. Nicht das erste Mal diese Nacht. Er ist mir sofort aufgefallen, als wir vorhin reingekommen sind und seitdem befindet er sich immer wieder in meinem Blickfeld, egal wo ich hingehe, so als würde er mir absichtlich immer auf eine gewisse Distanz folgen. Es ist wie jedes Wochenende, er ist immer hier und jedes Mal treffen sich früher oder später unsere Blicke, so wie jetzt. Er starrt mich an, aber sein Ausdruck gibt nichts über ihn Preis.

„Alles okay? Du wirkst in Gedanken." Mila stellt sich auf die Zehenspitzen und stupst mich mit ihrer Nase an, um meine Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen.

Ich schüttele mit dem Kopf. „Alles okay." Dann deute ich in die Richtung hinter sie. „Louis stalkt mich wieder, das ist alles."

Überrascht dreht sie sich um. Louis steht alleine gegen eine Wand gelehnt und sieht uns direkt an, scheint sich auch nicht dafür zu schämen, dass wir das sehen können. Mila dreht sich wieder zu mir und lächelt mich an. „Vielleicht ist er eifersüchtig."

„Klar", sage ich sarkastisch und verdrehe die Augen. Ich will davon nichts hören. Ich ziehe sie näher und drehe uns herum, damit ich ihn nicht mehr sehen muss.


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Das Wochenende darauf ist er auch da. Ich seufze, sage aber nichts und konzentriere mich auf Mila, die gerade ihr Bier austrinkt, mir über die Brust streicht und mich angrinst. „Ich hol mehr Bier. Brauchst du auch was?"

„Da kann ich nicht nein sagen." Ich zwinkere ihr zu und sie küsst mich kurz, bevor sie sich durch die Menge zur Bar drückt. Ich bleibe dort stehen, umgeben von tanzenden Menschen. Mein Blick fällt auf Louis, als wäre er absichtlich immer genau dort, wo ich hinsehe. Er ist nicht allein. Eng an ihn gepresst ist ein anderer Junge, einen den ich noch nie gesehen habe. Wahrscheinlich einer seiner One-Night-Stands.

Louis sieht mich nicht an, aber ich weiß, dass er weiß, dass ich ihn beobachte. Sie beginnen wild rumzuknutschen und sich gegenseitig anzufassen, Louis' Hand an seinem Po. Ich blinzele ein paar Mal. Schließlich lösen sich ihre Lippen und der Junge beginnt, Louis' Hals entlang zu küssen. In dem Moment sieht Louis zu mir, unsere Blicke treffen sich. Er starrt mich an, ohne dabei das Gesicht zu verziehen. Seine Augen sind völlig leer.

„Da bin ich wieder!" Mila erscheint gut gelaunt neben mir und drückt mir ein Bier in die Hand. „Auf uns?"

Ich stoße mit ihr an. „Auf uns!" Ich kippe mein Bier herunter und ziehe sie dann an mich. Ich will sie jetzt küssen, also tue ich das auch, stürmischer als sonst. Sie ist erst überrascht, dann entspannt sie sich und legt ihre Arme um meine Schultern. Wir knutschen eine ganze Weile rum. Ich sehe nicht nochmal auf, drehe mich nicht nochmal um. Ich weiß auch so, dass Louis mich beobachtet.


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Am Montag überlege ich, mal wieder in meiner eigenen Wohnung zu schlafen. Es hat keinen besonderen Grund, nur den, dass ich mich seit Wochen bei Mila eingenistet habe und die Miete nicht umsonst gezahlt werden soll.

„Okay", meint sie lächelnd, als ich ihr das sage, drückt mir einen Kuss auf die Wange. Sie ist so unkompliziert und das liebe ich an ihr. Sie hilft mir dabei, meinen ganzen Kram einzupacken. Als ich die Wohnungstür öffne sagt sie: „Schreib mir einfach ... falls du dir überlegst zurückzukommen."

Ich runzele die Stirn. Was? So unkompliziert scheint es doch nicht zu sein. „Falls ich zurückkomme? Was soll das denn heißen?" Ich hasse es, wenn man meine Gefühle anzweifelt und das ist nicht das erste mal, dass Mila so einen Kommentar macht. „Wir sehen uns immer noch. Ich habe eine eigene Wohnung, okay? Nichts ändert sich. Wie kommst du immer auf solche Ideen?"

Sie lächelt immer noch und hebt ihren Arm um mir durch die Haare zu streichen. „Ich meine nur, wegen der Sache ... du bist wahrscheinlich verwirrt. Ich möchte nur, dass du dir wirklich sicher bist, was du willst, okay?"

„Was?" Ich kapiere überhaupt nichts. Sie soll mir verdammt nochmal nicht sagen, was ich fühle. Ich bin nicht verwirrt.

„Wegen Louis und was er gesagt hat."

„Ach es geht hier um Louis?" Ich schnaufe. „Louis bedeutet mir rein gar nichts."

„Harry, ich merke, dass du oft in Gedanken bist."

Wütend reiße ich mich von ihr los. „Hör auf!", fahre ich sie an. „Hör auf so zu tun, als wüsstest du besser über mich Bescheid als ich!"

Sie sagt nichts, lächelt aber immer noch. Wie kann sie dabei lächeln?

Ich seufze tief. Ich habe keine Lust im Streit zu gehen. Ich wollte nur ein, zwei Nächte alleine schlafen und nicht dabei meine gesamte Beziehung auf den Kopf stellen. „Wenn ich verwirrt wäre, würde ich dir das sagen, okay? Ich bin jetzt erstmal weg. Und das heißt nicht, dass ich hier nicht mehr sein will. Ich will einfach nur mal nachhause."

Sie nickt, nicht sehr überzeugend. „Okay."

„Bis dann." Ich drehe mich um und laufe die Treppen runter. Ich verstehe nicht, was ihr Problem ist. Warum sie denkt, an meinen Gefühlen zweifeln zu müssen.


Am Abend überkommt mich eine seltsame Einsamkeit. Es ist die erste Nacht seit Wochen allein, aber ich habe auch keine Lust, jetzt wieder zu Mila zu fahren. Ich bin wütend auf sie und es ist das erste Mal seit langem, dass ich wieder Lust habe, tanzen zu gehen. Mich so richtig zu betrinken. Vor einigen Monaten, bevor ich mit ihr zusammen war, hätte ich mich jetzt angezogen und wäre alleine in einen Club gefahren, aber das geht jetzt nicht. Ich gehe früh ins Bett aber liege noch lange wach. Ich denke an Mila, und wenn ich die Augen schließe, sehe ich Louis, der mir sagt, dass er sich in mich verlieben könnte. Sein ausdrucksloser Blick. Ich kann die halbe Nacht nicht schlafen.

hunt me downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt