Chewing Gum

10 Tage und 2 Stunden, bevor ich Dich traf

"Hey, du sexy Schnittchen", keiner, nun wirklich keiner würde nach dieser Aussage lebend davon kommen. Außer Sami. Er bringt mich sogar dazu, amüsiert den Kopf zu schütteln. „Idiot. Wo bleibt Call?", frage ich ihn, als er sich neben mich auf die Wiese setzt.
„Der ist bei seiner Freundin, wahrscheinlich bekommt er am Schulklo gerade einen runtergeholt", sagt er nebensächlich, während er an seinem Handy herumtippt.

„Hallo ihr", begrüßt uns eine bekannte Stimme, die ich schon beinahe vergessen habe. Als ich mich umdrehe, blicke ich zu William, gleich daneben ist Adam. Will bemüht sich nicht zu lächeln, da er wohl eingesehen hat, dass er mit seiner blassen Haut, den verschlafenen Augen und den dunklen Schatten darunter keine Chance hat, auch nur den geringsten Eindruck zu erwecken, fröhlich zu sei. Sein Bruder...

„Hey, was machst du hier?", frage ich glücklich, dass er trotzdem gekommen ist. Mein Freundeskreis wird immer größer.
„Wonach sieht es denn aus? Ich passe auf, dass die hier keine Scheiße bauen."
„Das sag mal der Kleinen, die ist giftiger als du denkst", meint Adam und setzt sich grinsend zu uns ins Gras.

Der Nachmittagsunterricht beginnt erst in 30 Minuten, deswegen nutzen wir das erstmals schöne Wetter, um ein bisschen im Freien zu sitzen.

"So eine Lüge, ich bin vielleicht kein Engel, da gebe ich euch recht. Aber ein Teufel bin ich nun wirklich nicht. Ich bin irgendwas dazwischen", versuche ich ihnen einzureden. "Aber ihr scheint hier die Herzensbrecher zu sein. Alle Mädchen himmeln euch an, in der Mädchenumkleide war das ein Horror. Sie reden hauptsächlich von euch Sunnyboys. Als hätte jede einen kleinen Schrein daheim mit Bildern von euch, den sie jeden Tag anbeten."

"Was sollen wir machen, wenn wir so ein liebevolles Lächeln haben? Jungs", fordert Adam die anderen beiden auf und packen das Lächeln aus, von dem alle Mädchen schwärmen. Diese Grübchen, weiße Zähne, rosa Lippen und die mysteriösen Augen. Nun lächelt sogar Will... auch wenn seine Augen die Traurigkeit widerspiegeln, sieht sein Lächeln zuckersüß aus. Irgendwie kann ich die Mädchen ja verstehen, trotzdem würde ich nie deswegen so ein Theater machen.

"Selbst mit dem Lächeln würdet ihr mich nicht rumkriegen", antworte ich lachend.

"Das wollen wir ja auch gar nicht", sagt Will schmunzelnd und sieht zu den anderen Jungs. Sami schüttelt bestürzt den Kopf und fängt an mich mit den Fingern in die Seite zu piksen, ehe er eine Kitzelattacke startet. "Das nimmst du schön zurück. Was machst du nur mit unserem Ego?", wirft er mir scherzhaft vor und ich versuche mit Händen und Füßen ihn loszuwerden, doch alles ist nutzlos. Dieser Unmensch ist nicht kitzelig.

"Nein Sami, du verstehst es falsch. Sie ist es. Nur du Sam! Du bist die Auserwählte", sagt Adam theatralisch und schnappt eine imaginäre Krone aus der Luft, die er mir ehrfürchtig mit gesenktem Kopf aufsetzt. Ich muss lachen und verbeuge mich im Sitzen. "Ich werde euch nicht enttäuschen."

"Da ist man kurz weg und schon küsst ihr Sams Füße? Womit hat sie euch diesmal gedroht?", fragt Call grinsend und sitzt mit einem Sprung lässig bei uns. Ich schaue ihn daraufhin empört an.
"Ihr müsst echt aufhören, so böse von mir zu denken", sage ich kopfschüttelnd, muss aber grinsen.

"Ja wer ist denn da? Wieso bist du nicht mehr bei Esther?", fragt Will und klopft ihm auf die Schulter.
"Sie muss noch ihre Sportsachen aus dem Internat holen. Außerdem wollte ich noch Zeit mit meinen Jungs verbringen", sagt er und zwinkert mir zu.
Grinsend verdrehe ich die Augen "Also entweder willst du mich loswerden oder du siehst mich nicht."
"Weder noch, du gehörst zu meinen Jungs", meint er schmunzelnd.

Aua, mein Herz. Das süßeste, das man in letzter Zeit zu mir gesagt hat. Ich gehöre zu seinen Jungs. Ich gehöre zu ihnen.

"Apropos, ich wurde von Tim eingeladen, mit meinen Jungs auf seine Party zu gehen. Seid ihr dabei?" Hinweis Nummer 1, wenn man herausfinden möchte, ob jemand auf der Haileybury School beliebt ist: Man wird von Tim persönlich eingeladen.