Offenbarung

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Zu schnell, Felix riss seine Augen auf. Es dauerte eine Weile, bis er an sich die Helligkeit gewöhnt hatte. Ernüchternd stellte er fest, dass er in einer Zelle festsaß. Alleine war er aber nicht, denn neben ihm lagen Judy und Nick bewusstlos auf Boden. Judy war die Erste, die wieder zu sich kam: „Nick? Felix? Alles in Ordnung bei euch?" Bevor einer der Gefragten antworten konnte, wurde die Zellentür aufgerissen. Die darauffolgende eintretende Person überraschte das Trio ziemlich: Ihr Besucher war der einstige Schütze, der Nick angeschossen hatte. „Wie zum Teufel?", war Felix der Erste, der die offensichtliche Frage in den dunklen Raum hineinwarf.

Ein leichtes Grinsen setzte der Attentäter auf, woraufhin er nur meinte: „Ich habe da eben so meine Kontakte." Verwirrt blickte das Trio ihren vermeintlichen Geiselnehmer an. Dann meinte der erste Fuchs des ZPD: „Niemand kann so gute Beziehungen haben, dass man einer Anklage wegen versuchten Mordes entgeht." Finster lachend meinte das dicke Schwein nur: „Es gibt immer einen.." – Weitersprechend konnte der Scharfschütze nicht mehr. Die Tür wurde ein weiteres Mal aufgerissen und ein vertrautes Gesicht kam zum Vorschein: Jack Savage. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte, schoss der MI6-Agent seinen vermeintlichen Partner eiskalt in den Schädel. Erschrocken beobachte das Trio das Schauspiel. Kurz nachdem das Schwein schlafend zu Boden gegangen war, regte sich Judy wieder: „Was zum Teufel geht ihr ab, Jack?" „Wonach sieht es denn wohl aus?", tat er so, als wäre er einer der Guten, „Ich rette euch den Allerwertesten." Felix glaubte davon aber kein einziges Sterbenswörtchen.

Dies ließ er den Exfreund von Judy wissen: „Das glaubst du wohl selber nicht!" Hätte er gewusst, welche Reaktion er damit bei Jack auslöste, hätte er lieber den Mund gehalten – Binnen weniger Wimpernschläge hatte der MI6-Agent sowohl seine hochschwangere Exfreundin, als auch ihren Partner und besten Freund niedergeschossen. Atemlos blickte der Wolf an jenen Ort, an welchem Nick und Judy zuvor standen. „Du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst", stellte der hinterlistige Hase fest, „Doch das bringt dir nun auch nichts mehr. Du wirst alles vergessen. Deine Vergangenheit, Judy, einfach alles. Genauso, wie es dem Fuchs ergehen wird."

Dann zog Jack seine Waffe ein weiteres Mal und richtete sie auf Felix. Völlig überfordert von der gesamten Reaktion war der Wolf nicht imstande zu reagieren – Bereits mit seinem Leben abgeschlossen, wandte sich Felix vom MI6-Agenten ab. Doch bevor Jack seinen Worten Taten folgen lassen konnte, ertönte eine laute Stimme: „ZPD! Alle auf den Boden!" ‚Chief Bogo' war Felix sofort klar, wer sie da retten kam. Jack war so von Bogos Auftauchen überrascht, dass er dem Befehl nicht Folge leistete. „Savage, Waffe auf den Boden!", wiederholte der Chief seinen Befehl. Erst jetzt reagierte der Hase vom Geheimdienst: „Ist ja gut! Ich habe doch nur den meinen Kollegen aufhalten wollten!" Dabei legte er seine Waffe auf den Boden und zeigte auf das schlafende Schaf: „Er hat die drei hier bedroht!"

Unter Schock stehend, realisierte Felix erst zu spät, dass sein Entführer seinen direkten Vorgesetzten mitten ins Gesicht gelogen hatte. Doch daher, dass er wusste, dass niemand ihm glauben würde, behielt Felix alles für sich. Einem daher gelaufenen Wolf hätte man ohnehin nicht geglaubt, wenn dieser einem arrangierten und hochdekorierten Agenten des MI6 eine Straftat vorgeworfen hätte.

„Die Zwei leiden aufgrund der verwendeten Patronen an einer Amnesie. Wir können leider nicht sagen, wann ihr Gedächtnis zurückkommt oder ob es überhaupt zurückkehrt", hatte der Arzt über den Zustand der beiden Polizisten gesagt. „Woran können sie sich den erinnern?", fragte Felix leicht verunsichert. „Das ist schwer zusagen. Die Munition, die sie erwischt hat, war undosiert und somit sehr hoch konzentriert. Das heißt, es könnte sein, dass sie nur vergessen haben, was in den letzten Tagen, Wochen oder Monate geschehen ist. Es kann aber auch sein, dass ihr Gedächtnis auf Dauer geschädigt ist und sie sich an überhaupt nichts mehr erinnern könnten."

Glücklicherweise stellte sich heraus, dass die Wirkung des Präparats nicht so stark war, wie ursprünglich angenommen. Judys und Nicks Gedächtnisverlust schloss lediglich die letzten Monate ein. Das wäre aber nur vorübergehend, versicherte der Arzt – Nun war es an Felix, die Beiden auf den neusten Stand zubringen: „Wie du sicherlich realisiert hast, bist du schwanger." Mit einem Finger deutete der Wolf auf ihren dicken Bauch, woraufhin er fortfuhr: „Bevor du dich fragst: Ja, Nick ist der Vater." Der darauffolgende Blick der Beiden war unbezahlbar. Ein Lachen konnte sich Felix nicht verkneifen. Diesen Anblick würde er niemals vergessen können. „Ha ha", war Nick der Erste, der realisierte, dass es sich hier um einen dummen Scherz handelte, „Sehr witzig."

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Mittlerweile waren einige Tage vergangen. Nick und Judy waren in der Zwischenzeit aus dem Krankenhaus entlassen worden. Felix hatte die Zwei so oft besucht, wie er nur konnte. Als er jedoch alleine und für sich war, reifte ihm ein Gedanke weiter heran: da er sein Heimweh noch immer so stark war, wie noch nie, hatte er die Recherchen fortgeführt. Durch einen reinen Zufall fand er daraufhin ein Angebot. Ein Angebot für ein Zugticket mit dem Ziel Koblenz, seine Heimatstadt – Völlig ungläubig berichtete er davon seinen Freunden. Die Beiden hatten unterdessen den größten Teil ihres Gedächtnisses wiedererlangt. Lediglich der Tag ihrer Entführung lag weiterhin im Dunkeln. Auch Felix hatte ihnen nichts davon erzählt, auch wenn er wusste, dass ein Fehler war.

Schließlich hatte es der hinterlistige MI6-Agent Jack Savage auf den ersten Fuchs des ZPDs abgesehen.

„Das freut mich für dich", versicherte sie ihrem Freund ein weiteres Mal, „Wirklich! Aber Gedanke, dich nicht mehr hier zuhaben, macht mich einfach traurig." Aufbauend lächelte Felix Judy an: „Wer weiß? Vielleicht besteht die Chance eines Wiedersehens. Bei uns Menschen gibt es ein Sprichwort: Sag niemals nie" – Auch wenn er es verzweifelt versuchte zu unterbinden, liefen dem Wolf die ersten Tränen übers Gesicht: „Ich wünschte, ich könnte bei euch bleiben. Vor allem, da.." Weitersprechen konnte Felix nicht mehr. Zu sehr spielten die Gefühle verrückt. Judy erging es nicht anders: „Uns wird es gutgehen, das versichere ich dir." Dann zog sie ihn eine Umarmung.

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