Zoology - das Quartett (Zoomania)

Rückblicke

 „Meine Familie ist tot, meinen leiblichen Vater habe ich niemals kennengelernt, jetzt habe ich nur noch meine Adoptivfamilie", hatte Felix einmal erzählt gehabt. Nick hatte sofort erwidert: „Und uns natürlich!" „Euch natürlich auch", hatte Felix schmunzeln müssen.

Judy musste bei dieser Erinnerung auch ein klein wenig schmunzeln. Eine schöne Zeit war das gewesen – Was würde sie geben, diese Zeiten jetzt wieder durchleben zu können. Zeitreisen müsste man halt können. Nicht einmal die Menschen können das, dessen war sich die Häsin ziemlich sicher: „Bei uns ist nicht viel anders. Auch wir haben die modernste Technik. Klar, Sterne oder desgleichen können wir noch nicht aufsuchen, aber ich glaube, wir sind dennoch mehr, fortgeschrittener als eure Zivilisation."

Das war eine hitzige Debatte zwischen Fabian und Nick gewesen. Eine immer wieder kommende Diskussion. Trotzdem verband die beiden eine enge Freundschaft „Mach sie glücklich, hast du verstanden? Sonst komme ich zurück und breche dir sämtliche Knochen", hatte Felix den Fuchs frech angrinst – Auch ihr war er ein guter Freund geworden. Während ihrer Schwangerschaft war er ihr stets immer beigestanden, egal was war. Er war derjenige, der ihr Mut zusprach – Der sie aufbaute, wenn sie am Boden war.

Jetzt war er wahrscheinlich derjenige, der am Boden war. Ein weiteres Mal würde Felix alles verlieren, was er geliebt hatte. In einer solchen Situation war sie ebenfalls. Einen riesigen Streit hatte mit Nick gehabt und das nur wegen Jack. ‚Jack' schoss es ihr durch den Kopf. Allein beim Gedanken an ihn wurde der alleinerziehenden Mutter durch den Kopf. Ebenfalls ging ihr das durch den Kopf, was Felix zu ihr sprach: „Du wirst schon sehen. Der beruhigt sich auch wieder. Wäre ja nicht das erste Mal" – Ein weiteres Mal hatte er ihr Mut zu gesprochen.

Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal war sie diejenige, die ihn wieder aufbauen müsste – Mehr und mehr Erinnerungen kamen in ihr wieder empor. Zurück musste sie an ihre alltäglichen Gespräche denken. An jene, welche sie stets immer in der Kantine oder in ihrem Stammlokal führten: „Und du bist dir wirklich sicher?", hatte er gefragt. „Ja, es ist die beste Lösung. So muss ich mich mit Jack nicht mehr herumschlagen", war sie sich ihrer Entscheidung sicher. „Dir ist aber schon klar, dass er noch immer das Besuchsrecht hat?", erinnerte er sie.

Ja, das hatte sie nie vergessen gehabt. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie schon viel früher hätte reagieren müssen. Doch jetzt war es zu spät– Jack hatte es doch tatsächlich geschafft. Er hatte seine Rache bekommen. Felix Elternhaus war am Brennen. Nick war dem Tode nahe. Sie hatte alles verloren. Weiter in den Selbstzweifeln konnte die erste Häsin des ZPDs nicht mehr. Eine erneut lautstarke Durchsage riss sie zurück ins Hier und Jetzt: „DIE FEUERWEHR HAT DEN BRAND JETZT UNTER KONTROLLE. SIE KÖNNEN DAHER GEHEN!"

Sie zuckte völlig zusammen. Anscheinend war sie in einer Gedankenblase gefangen gewesen. Wie viel Zeit vergangen war, das vermochte sie nicht sagen – Das einzige, was sie zu ihm sagen konnte, war: „So du uns, so wir dir!" – Sie würde ihn vernichten. Ihm alles nehmen. Seine Kinder. Alles! Selbst, wenn er dafür sterben muss.